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Präambel (Stand 23.06.23) AK.

Wer ist betroffen von problematischem Konsumverhalten?

Viele von uns, die an von der Gesellschaft abgelehnten Süchten leiden, werden nicht lange darüber nachdenken müssen, wir wissen es.

Für viele andere, die gesellschaftlich weitestgehend akzeptiertes, schädliches Verhalten ausleben, ist das ganz anders. Wir müssen erst noch ein Bewusstsein dafür entwickeln.

Die Diagnostizierten und Ausgegrenzten unter uns können verstehen lernen, dass ihre sogenannte Krankheit oder ihre geringere gesellschaftliche Stellung ein nachvollziehbares Ergebnis einer schädigenden Umgebung, einer nicht „artgerechten Haltung“ sein könnte. Die AK wollen aber gerade auch an den Rand gedrängten Menschen einen Platz bieten.

Und die von uns, die schon bewusst an der Transformation der gesellschaftlichen Umstände arbeiten, sollten verstehen, dass eine Veränderung im Außen auch mit der aktiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Mangel einhergehen sollte und erstrebenswert ist.

Wir glauben, dass all diese verschiedenen Phänomene gleichen Ursprungs sind. Einfach ausgedrückt: Betroffen sind (fast) alle!

Politische und soziale Ansichten wurden hier nicht formuliert, um Anwesende auszugrenzen. Sie sind unserer Ansicht nach die Folge der Umset-zung spiritueller Prinzipien und werden in gemeinsamen Arbeitsmeetings stetig weiterentwickelt.

Was verstehen die AK unter problematischem Konsumverhalten?

Es gibt den Konsum zwecks Befriedigung unserer ureigensten menschlichen Bedürfnisse. Darüber gibt es Konsum, der zum vermeintlichen Füllen derjenigen Löcher verwendet wird, die erst durch Nichtbefriedigung unserer echten Bedürfnisse entstanden sind. Leider dreht sich heutzutage bei vielen fast ihr ganzes Leben und Denken um das Ausleben und Befriedigen dieser vermeintlichen Bedürfnisse, egal welchen Schaden sie sich und/oder ihrer Umwelt da-mit zufügen. Eine Gesellschaft, in der das Habenwollen als Ersatzbefriedigung für all die Sa-chen kultiviert wird, die wir in Wirklichkeit am meisten wünschen, also Nähe zum Mitmenschen, sinnvolle Tätigkeit und Gelegenheit sich weiter zu entwickeln, usw. ist eine wesentliche Ursache dafür.

Ob wir dies schon verstanden haben oder nicht, wir alle sind Menschen, deren Leben von die-sem schädlichen, ständig fortschreitenden System stark beeinträchtigt wird. Die Auswirkun-gen sind immer die Gleichen, auf individueller Ebene z.B.: Abstumpfung, Vereinsamung, Fehlernährung, Verschuldung, Gefängnis oder Psychiatrie, stoffgebundene Süchte, totale Egozentriertheit usw. Auf globaler Ebene sind es beispielsweise: unfaire Verteilung des stoff-lichen Reichtums, Umweltzerstörung, Diskriminierung, Artensterben, Ressourcenkriege, Flüchtlingsaufkommen usw. Und wir stehen nicht am Ende der Entwicklung, die allmählich immer mehr Fahrt aufnimmt.

Für wen ist das Programm der anonymen Konsumentis und was bedeutet es?

Die AK sind eine Gemeinschaft von Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, diese Probleme zu erkennen und anzugehen. Wir sind Betroffene, die regelmäßig zusammenkommen und sich gegenseitig helfen, ursprüngliche Bedürfnisse freizulegen und den Drang, Ersatzbedürfnissen nachzugeben, einzudämmen oder sogar abzustellen.

Für diejenigen von uns, die schon vorher aktiv(istisch) an der Verbesserung der gesellschaftlichen Umstände wirkten, bieten wir ein Forum, sich von Altlasten zu befreien, sodass wir kraftvoller wirken können und anziehender werden. Dies ist ein Programm zum Erreichen weitgehender Abstinenz von schädlichen Verhalten, zum Aufbau von Selbstvertrauen und widerständigem Leben, basierend auf spirituellen Prinzipien, die uns zum Beispiel zu mehr Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Empathie und zu weniger Egozentriertheit führen. Wie weit du gehen möchtest, entscheidest nur du. Es gibt nur eine einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit: Die Bereitschaft, an sich selbst zu arbeiten und sich dem gemeinschaftlichen Prozess anzuvertrau-en. Wir empfehlen Dir, aufgeschlossen zu sein und Bereitschaft zu zeigen. Unser Programm folgt spirituellen Prinzipien, die so einfach sind, dass wir ihnen in unserem täglichen Leben folgen können. Das Wichtigste daran ist – sie funktionieren.

Mit den AK sind keinerlei Verpflichtungen verbunden. Wir sind unabhängig von anderen Organisationen, wir haben keine Aufnahmegebühren oder Mitgliedsbeiträge, keine Verpflichtungen zu unterschreiben, und niemenschem müssen Versprechen gemacht werden. Wir haben keine Verbindungen zu Justizbehörden oder religiösen Gruppen und stehen niemals unter Aufsicht. Mitmachen können alle.

Die Neuankömmlingis sind die wichtigsten Personen bei jedem Meeting, denn wir können nur bewahren, was wir haben, indem wir es weitergeben. Wir haben aus unseren Gruppenerfahrungen gelernt, dass das Konsumverhalten derjenigen, die regelmäßig zu unseren Meetings kommen, besser wurde, ihr Selbstwert gestiegen ist, die Altlasten geschwunden sind.

Warum sind wir hier?

Bevor wir zu den AK kamen, waren wir machtlos gegenüber schädlichen Verhaltensweisen, egal ob wir uns dessen bewusst waren oder nicht. Wir konnten keine Zufriedenheit finden. Wir waren der Illusion erlegen, inneren Frieden durch das Ausleben von schädlichen Verhaltensweisen erlangen zu können. Wir gaben unserem schädlichen Verhalten den Vorrang vor dem Wohl von anderen Menschen, der Umwelt, Natur und uns selbst. Wir lebten dieses schädliche Verhalten aus und es wird auch an uns ausgelebt. Es ist nicht einfach zu realisieren, dass wir uns in einer Welt zurechtfinden müssen, wo der Anreiz, schädliche Produkte und Verhaltensweisen zu konsumieren, allgegenwärtig ist. Durch diese sozialisierte und sich reproduzierende Dummheit nahmen wir eine Menge schaden billigend in Kauf.

Die meisten von uns merkten, dass wir mit unserem Verhalten auf verschiedenen Ebenen Schaden anrichteten. Unsere Anfälligkeit für diese Verhaltensweisen ist jedoch ein so tückischer Feind des Lebens, dass wir alleine die Macht verloren hatten, etwas dagegen zu tun. Unser Verhalten war nur eine Scheinlösung für die Probleme und die Unzufriedenheit in unserem Leben. Wir schadeten anderen Menschen, der Umwelt, Natur und uns selbst. Wir wollen keine Fluchten, kein Zaudern, keine Scheinlösungen mehr, sondern uns dem Leben und der Wirklichkeit stellen. Wir suchen Hilfe durch Selbsthilfe.

Egal, ob wir im Management oder Knast landeten, ob wir Hilfe durch Psychopharmaka und Psychiatrie, Religion oder Esoterik suchten, all diese Methoden waren nicht nur nicht ausreichend, uns von schädlichem Verhalten zu bewahren, sondern Teil des Problems. Immer wieder mussten wir es ausleben, bis wir Hilfe durch Selbsthilfe zusammen mit anderen Betroffenen suchten.

Nachdem wir zu den AK gekommen waren, begriffen wir, dass wir Menschen sind, die anfällig für das Ausleben von schädigenden Verhaltensweisen sind und sich immer tiefer in ein unheilvolles Dasein manövrieren. Diese Anfälligkeit scheint bei den meisten Menschen auf die ein oder andere Art und Weise innezuwohnen. Sie kann jedoch an einem gewissen Punkt zum Stillstand gebracht werden und dann ist Veränderung möglich.

Wie es funktioniert

Wenn Du willst, was wir anzubieten haben und bereit bist, den Versuch zu unternehmen, es zu bekommen, dann bist Du in der Lage, gewisse Schritte zu unternehmen. Hier sind die Schritte, die uns die Veränderung ermöglichten.

  • 1. Wir erkennen und geben zu, dass unser Verhalten problematisch ist und dass wir es nicht im Griff haben
  • 2. Wir kamen zu dem Glauben, dass wir durch Anwendung von spirituellen Prinzipien in unserem Leben vom Ausleben von schädlichem Verhalten Abstand gewinnen können und sich unser Geisteszustand verbessern wird. Wir wollen uns - in einer Gruppe bzw. Gemeinschaft - mit anderen betroffenen Menschen unserem problematischen Verhal-ten stellen und entwickeln Vertrauen, dass es so funktionieren kann.
  • 3. Wir treffen eine Entscheidung, unseren Willen und unser Leben an den spirituellen Prinzipien auszurichten, die dieses Programm hier anbietet
  • 4. Wir machen eine mutige Inventur von uns selbst, erforschen die Gründe unseres Ver-haltens und entdecken die wahre Natur unserer Bedürfnisse.
  • 5. Wir überlegen, in welcher Form wir unsere Inventur teilen wollen, einem Coachi, der Gruppe, einem Rat oder ähnlichem und tuen dies.
  • 6. Wir entwickeln Bereitschaft, uns zu ändern.
  • 7. Wir machen eine Liste der Schäden, die wir verursacht haben und werden bereit, diese wieder gut zu machen.
  • 8. Wir machen diese Schäden wieder gut, wo immer es möglich ist, es sei denn, wir wür-den dadurch andere oder größere Schäden verursachen.
  • 9. Wir setzen die persönliche Inventur fort, und wenn wir Fehler machen, geben wir sie sofort zu.
  • 10. Wir suchen nach Techniken um unsere Verbundenheit mit dem Universum besser zu verinnerlichen.
  • 11. Nachdem wir als Ergebnis dieser Schritte bewusster geworden sind, versuchen wir, diese Botschaft an andere Betroffene weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Prinzipien auszurichten.

Dies alles hört sich wie eine riesige Aufgabe an, und wir können dies sicherlich nicht auf einmal bewältigen. Wir entwickelten unser schädliches Verhalten und/oder unsere anderen Schwierigkeiten schließlich auch nicht über Nacht, deshalb sagen wir: Hab Geduld. Etwas steht unserer Entwicklung mehr im Wege als alles andere, und das ist eine gleichgültige oder intolerante Einstellung gegenüber spirituellen Prinzipien. Drei davon sind Ehrlichkeit, Aufge-schlossenheit und Bereitschaft. Sie führen uns auf den richtigen Weg. Wir glauben, dass unsere Art mit unserem schädlichen Verhalten umzugehen, völlig realistisch ist: Wir können einander helfen.

Wir halten dies für einen praktischen Weg, denn niemensch ist besser in der Lage, betroffene Menschen mit Bereitschaft zur Veränderung zu verstehen und ihnen zu helfen, als andere betroffene Menschen mit Bereitschaft zur Veränderung. Wir glauben, je eher wir uns unseren Problemen in unserem Alltag und unserem Umfeld stellen, desto eher können wir unser schädliches Verhalten zurückdrängen oder gar abstellen und andere Schwierigkeiten überwinden. So können wir ein notwendiger Ansporn für Menschen in unserer Umgebung werden.

Der einzige Weg, aktiv schädigendem Verhalten nicht erneut zu verfallen, ist dieses Verhalten nicht mehr zu praktizieren. Wenn es dir so geht wie uns, wirst du zugeben müssen, dass schon ein Ausleben zu viel ist und Tausend niemals genug sind. Wir betonen dies sehr, denn wir wissen, egal auf welche Art und Weise wir schädigendes Verhalten ausleben oder wenn wir ein schädigendes Verhalten durch ein anderes ersetzen, werden wir keine echte Verbesserung unseres Geisteszustands erfahren können.

Für diejenigen unter uns, die Probleme mit Substanzen haben, gilt, dass völlige Abstinenz unabdingbar ist, um einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Ob die Droge dabei in deinem Setting als legal oder illegal angesehen wird, spielt dabei nur eine völlig untergeordnete Rolle.

Die freien Vereinbarungen der AK

Bei den AK gibt es sogenannte freie Vereinbarungen. Wir orientieren uns bisher an den 12 Traditionen der Selbsthilfegruppe NA und haben von den dort existierenden 12 bisher 3 auf uns angepasst, diese lauten wie folgt:

  • 1. Die Hauptaufgabe jeder Gruppe ist es, andere Betroffene, die sich und/oder anderen Leid verursachen, darüber zu informieren, dass wir eine Möglickeit gefunden haben, aus diesen Mustern auszusteigen.
  • 2. Jede AK - Gruppe sollte sich - sofern Geldmittel überhaupt erforderlich sind - selbst erhalten und Zuwendungen von Außen ablehnen.
  • 3. Anonymität ist die spirituelle Grundlage aller unserer freien Vereinbarungen und sollte uns daran erinnern, Prinzipien über Persönliches zu stellen.
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