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verkehrswende:haltetversprechen

Dies ist eine alte Version des Dokuments!


In der vergangenen Kommunalwahl haben die Parteien und Listen gewonnen, die im Wahlkampf für eine engagiertere Klima- und Verkehrspolitik eingetreten sind. Viele Verkehrswende-Aktive zeigten sich darüber erfreut und schöpften Hoffnung, dass sich tatsächlich endlich etwas tut. Wahlergebnisse und Versprecheungen alleine bewirken den stadtpolitischen Wandel jedoch noch nicht. „Wir hoffen, dass jetzt viele und weitgehende Taten folgen und nicht, dass in die sich oft nach dem Wahlkampf einstellende Realpolitiklethargie verfallen wird und sich in den nächsten fünf entscheidenden Jahren kaum etwas in in Richtung Klimaneutralität bessert“, heißt es auf den Gießener Verkehrswende-Initiativen. Eine Art Nagelprobe, an dessen Ende sich abzeichnen wird, was die Gießener Stadpolitk in der noch jungen Periode tatsächlich umsetzen will, sind die laufenden Koalitionsverhandlungen. „Wir wollen die verhandelnden Parteivertreter*innen noch einmal an ihre eigenes Programm erinnern, mit dem sie gewählt worden sind.“ Neben dem heute veröffentlichten Aufruf (siehe unten) soll eine Raddemo unter dem Motto „Haltet eure Versprechen - Verkehrswende jetzt!“ am Samstag, den 15.5 zu wichtigen Verkehrspunkten und zu den Büros der beteiligten Parteien führen. Start ist um 11 Uhr im Pfarrgarten in Gießen. Der Demozug führt von dort quer durch die Stadt über viele symbolträchtige Punkte verfehlter Verkehrsplanung und weiterer anschaulicher Plätze, an denen die Verkehrswende-Aktiven ihre Forderungen darlegen wollen. Auch soll an den Parteizentralen gehalten werden, von den drei Parteien, die an den aktuellen Verhandlungen beteiligt sind. Hier soll dann den Koalitionsverhandler*innen noch einmal einbläut werden, welche Verkehrswendebeschlüsse im Koalitionsvertrag festgeschrieben werden sollen. Die jetzige Raddemo knüpft also vom Motto auch an die große Raddemo vom 19.3 über den Gießener Autobahnring an, bei dem von einem breitem Bündnis von Klimaininitiativen gefordert wurde, dass keine leeren Versprechungen mehr gemacht werden sollen.

Der Aufruf lautet: Haltet eure Wahlversprechen - Verkehrswende jetzt!

Hallo SPD! Laut eurem Wahlprogramm wollt ihr „Fußgängerzonen ausweiten“ und das Rundum-Grün an wichtigen Kreuzungen ausprobieren. Ihr wollt „Barrierefreiheit“ und mehr Tempo 30. Euer „Ziel ist, eine Art Regio-S-Bahn (ähnlich dem Kasseler Vorbild „Regio-Tram“) zu schaffen“. Der Fahrradstraße auf dem Anlagenring habt ihr ja schon zugestimmt. Der ergibt Sinn, wenn es in alle Stadtteile „verstärkt Fahrradstraßen“ gibt, wie ihr es auch versprochen habt. Außerdem setzt ihr „für einen steuerfinanzierten ÖPNV“ ein. Seid mutig – soziale und ökologische Ziele lassen sich gleichzeitig verwirklichen und sollten das auch. Sonst sind immer Teile der Menschen ausgeschlossen. Angesichts der hohen Fördermittel von Klimaschutz- und Verkehrswendemaßnahmen gibt es auch keine finanziellen Gründe, nicht beides zu wollen. Daher erinnern wir euch an euer Wahlprogramm. Haltet eure Versprechen. Keiner der Punkte widerspricht den Programmen der anderen beiden Parteien der Koalitionsgespräche. Warum also solltet ihr hinter dem Versprochenen zurückbleiben?

An die Wahlsieger von den Grünen wenden wir uns: Ihr habt viele gute Versprechen im Wahlprogramm gemacht. Schon vor der Wahl habt den Fahrradstraßen auf dem Anlagenring und durch die Innenstadt zugestimmt. Darüber hinaus wollt ihr den „Ausbau von Fahrradstraßen hin zu einem zusammenhängenden Fahrradstraßennetz“, also in alle Richtungen und durchgehend. Das ist auch wichtig, damit die Sache funktioniert. Die „autofreie Innenstadt innerhalb des Anlagenrings“ ist euer Ziel. Für den Start in eine Gießener Straßenbahnzukunft wollt ihr eine erste „Regio-Tram entlang der Grünberger Straße über den Berliner Platz (wie die derzeitige Buslinie 1) Richtung Marktplatz bis zur Frankfurter Straße (wie die derzeitige Buslinie 5)“ prüfen. Zudem fordert ihr das Aus für neue Gewerbegebiete und eine „Nahversorgung“ in allen Stadtteilen. Keine eurer potentiellen Koalitionspartnerinnen hat einem dieser Punkte widersprochen. Warum also solltet ihr den großen Sprung nach vorne nicht wagen? Die Verkehrswende gelingt am besten, wenn sie als runde Sache aus vielen Maßnahmen verwirklicht wird, die gleichzeitig oder dicht aufeinander folgen.

Den Gießener Linken rufen wir zu: Ihr seid zwar nur die kleinste Fraktion in der Koalition, aber mit der Betonung der sozialen Fragen auch im Klima- und Umweltschutz wichtig. Laut eurem Programm wollt ihr „die RegioTram in Mittelhessen, die sich in öffentlicher Hand befinden soll“, „Barrierefreiheit“ und eine „autofreie Innenstadt (Anlieger frei)“. Ihr wollt „Fahrradstraßen in Gießen, die ein durchgängiges Queren der Stadt sowohl in Nord/Süd, als auch in Ost/West Achse ermöglichen“ und schlagt eine „Reduzierung der Fahrspuren bei allen Ausfallstraßen“ vor. Die Fahrradstraßen auf dem Anlagenring sind auch bei euch gesetzt. Schließlich fordert ihr „kostenlose Busse an Samstagen“ als „Einstieg in den kostenfreien Nahverkehr“. Das klingt doch gut und vor allem sehr, sehr ähnlich den anderen Koalitionsparteien. Achtet also mit darauf, dass ihr und die anderen den Mut haben, ihre Versprechen zu halten. Fuß, Fahrrad und ÖPNV sind ein Gesamtpaket – zusammen mit dem Verdrängen der Autos aus den sensiblen Bereichen.

Alle fordern wir auf: Bündelt alle Kräfte auf attraktive, autofreie Zonen in der Innenstadt und um sensible Einrichtungen, auf eine gutes Fahrradstraßennetz ohne weitere Flächenversiegelung und für einen besseren ÖPNV mit dem möglichst baldigen Aufbauen eines Straßenbahnnetzes. Jeder Euro und jede Baumaßnahme für Autos behindert die echte Verkehrswende: Keine neuen Parkhäuser und Tiefgaragen, keinen E-Ladesäulen und anderen Vergünstigungen für die Rohstofffresser, sofortiger Ausstieg der Stadtwerke aus der E-Autoförderung. Wir haben viel Kraft und Zeit in Aktionen gesteckt, umfassende Verkehrswendepläne erarbeitet und euch überreicht. Macht jetzt was draus. Wir wünschen uns frischen Schwung im Magistrat und anderen wichtigen Stellen. Verkehrswende und Klimaschutz müssen mit deutlich mehr Tempo und in großen Schritten umsetzt werden. Wenn wir es am Ende nicht schaffen, das Ziel bis 2035 Klimaneutralität zu erreichen, ist es nicht einfach nur ein weiteres Nichteinhalten eines Beschlusses sondern essentiell, da nutzt dann auch keine Verfassungsklage mehr.

verkehrswende/haltetversprechen.1620239601.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021-05-05 18:33 von pwsaasen