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grundlagenschrittearbeit

Grundlagen des Programms der anonymen Konsumentis

(Stand 19.04.24)

Vorwort

(Teile aus NA - Basic Text - Vorwort zur deutschsprachigen Ausgabe übersetzt in AK-Slang, kursives ist von AK allein)

Wir haben deutsch als Sprache gewählt, da diese allen zugänglich war, die bisher an der Entstehung dieses Textes mitgewirkt haben. Wir sind offen für Veränderung und natürlich würden wir uns freuen, wenn dieser Text auch in andere Sprachen übersetzt und/oder weiterentwickelt würde.

An dieser Stelle möchten wir auch noch folgenden Sachverhalt hervorheben:

Wir möchten keinen Etikettenschwindel betreiben und so tun, als wären wir nichts weiter als ein weiterer Abkömmling der Anonymen 12 Schritte-Gruppen, die alle aus den Anonymen Alkoholikern hervorgegangen sind und vielen Menschen das Leben gerettet oder lebenswerter gemacht haben. Denn, obwohl wir sehr viele und zentrale Dinge übernommen haben sind einige Unterschiede doch zu gravierend, um so zu tun, als würde es sich noch um das Gleiche oder sehr Ähnliches handeln. Obwohl wir also die gleiche Wurzel verwenden, ist durch die radikale Erweiterung der Sichtweise etwas völlig Neues am Entstehen.

Während in den letzten Jahrzehnten eine zunehmende Spezialisierung auf Suchtstoffe und Suchtproblematiken stattgefunden hat, gehen die AK den umgekehrten Weg. Wir meinen, dass all diesen problematischen Verhaltensweisen eben gleiche Ursachen zu Grunde liegen: Unzureichend befriedigte ursprüngliche Bedürfnisse. Und die Umstände, die bewirken, dass diese nicht angemessen befriedigt wurden, liegen unseres Erachtens nach nicht in einer Krankheit des Individuums, sondern in einer krankmachenden Gesellschaftsstruktur. Daher ist es auch der Ansatz, nicht jede Ausprägung dieser Malaise in unterschiedlichen Gruppen zu behandeln, sondern nach Möglichkeit das revolutionäre Potenzial der sich verbündenden, von der gesellschaftlichen Situation geschädigten Einzelnen anzuregen. Wir ermutigen diese, die Gesellschaft so nicht hinzunehmen, sondern nach ihren Kräften zu verändern.

Wir hoffen, dass sich in diese Zeilen keinerlei Geringschätzung der AutorInnen den 12 - Schritte -Gruppen gegenüber hineininterpretieren lässt. Gerade hier in unserer Literaturweiterentwicklung sitzen mehrere Menschen, die diesen ihr Leben zu verdanken haben.

Seit den ersten Meetings ca. 2017 haben wir festgestellt, dass es ein Bedürfnis nach Literatur gibt, nach Hilfen zur Arbeit in den Schritten. Daher gab es auch von Anfang an Bemühungen, diese in seinerzeit sogenannten Literaturweiterentwicklungsmeetings aus Adaptionen von NA-Literatur (Selbsthilfegruppe Narcotics Anonymous) und Eigenkreationen zu erstellen. Diese finden unregelmäßig statt, auch wenn es phasenweise gelingt, regelmässige Literaturarbeitsmeetings abzuhalten. Wir würden uns freuen, wenn sich daran mehr Menschen beteiligen würden.

Den Beweis, dass dieser Ansatz funktionieren kann, müssen wir erst noch erbringen. Zum einen haben wir im Vergleich zu einer Selbsthilfegruppe, die sich mit Drogen befasst mit der Problematik zu tun, dass dort das Weglassen der Substanzen unabdingbar ist, um überhaupt weiterleben zu können, ein Tiefpunkt also meist viel existenzieller erfahrbar ist. Aber mit diesem Problem haben ja oft auch z.B. Overeaters Anonymous, Emotional Anonymous oder Codependent Anonymous zu tun.

Zum anderen wird von den TeilnehmerInnen eine größere Abstraktionsfähigkeit erwartet, da nicht immer Menschen in den Meetings anwesend sind, die genau die spezielle Sucht oder schädliche Verhaltensweise an den Tag legen, die für eine vollständige Identifikation auf der Ebene der Symptome liefern kann. Das heißt, es wird vom ersten Meeting an erwartet, dass Menschen Aufgeschlossenheit praktizieren, sich auf einer Gefühls- und Bedürfnisebene zu identifizieren. Hier ist also auch die Empathiefähigkeit derjenigen Mitglieder, die schon öfter da waren stärker gefordert, als in einem Meeting, wo es nur um ganz spezielle Suchtformen oder andere Problematiken geht.

Doch gerade darin liegt auch eine große Chance: Während wir durch die Spezialisierung auf feinste Unterschiede die Identifikationsflächen vergrößern, geht aber das revolutionäre Potenzial völlig verloren, zumal es ja gar nicht der Ansatz ist, auch gesellschaftliche Missstände zu überwinden. Im Gegenteil: Die problematischen Verhaltensweisen werden als krankhafte Dispositionen individualisiert und eine Reintegration in eine aus unserer Sicht total kaputte Gesellschaft wird angepriesen! Das geht aber gar nicht. Nicht die einzelnen Menschen sind das Problem sondern das System.

Einige von uns haben während der Schrittarbeit im NA Programm - als es in einem 6. Schritt darum ging, dass „alle diese Charakterdefekte“, die vorher in einer persönlichen Inventur erarbeitet wurden, „beseitigt“ werden sollen, bemerkt, dass dazu eben unbedingt auch gehören sollte, Verantwortung für z. B. seine/ihren Umweltverbrauch zu übernehmen. Von daher kann es doch nicht okay sein, sich in einen Billigflieger zu setzen, um zu einer Convention auf der anderen Seite des Erdballs zu fliegen, während Lebewesen auf den Inseln des Südpazifiks absaufen. Auch bei uns kann sich jedmensch soweit auf das Programm einlassen, wie er/sie möchte. Frei nach unserem Grundsatz: „Wie weit du gehen möchtest entscheidest nur du“. Aber diese Verantwortung komplett auszublenden halten wir für eine Verdrängung, die eben selbst ein sehr problematisches Verhalten darstellt und unbedingt überwunden werden sollte.

Wir glauben, dass dieser Ansatz gelingen kann. Wenn sich Menschen auf das AK - Programm einlassen werden sie von ihren problematischen Verhaltensweisen befreit und bekommen Kraft, den strukturellen Wandel voranzutreiben. Individuelle Genesung und gesellschaftliche Transformation gehen dann Hand in Hand.

Dieser Text ist als Leitfaden gedacht, für alle Menschen, die ihr schädigendes Verhalten ablegen wollen.

Nur für heute brauchst du nie mehr schädigendes Verhalten auszuleben.

Symbol

Das Symbol hat keine esoterisch aufgeladene, tiefere Bedeutung, wir freuen uns auf bessere Vorschläge :-)

0. Einleitung

(Teile vom NA- Basic - Text, Einleitung übersetzt in AK - Slang, andere Teile allein von AK)

Willkommen!

Wir laden dich ein, diesen Text zu lesen, weil wir hoffen, dass durch die Erkenntnisse, die aus Lektüre gezogen werden durch eine Art Initialzündung die Stärke entsteht, endlich mit dem Zögern und Zaudern aufzuhören und sich hier vorgestellten Werkzeuge zu bedienen, die dazu geeignet sind, erst in sich und dann in der Gesellschaft dringend notwendige, transformative Prozesse anzustossen. Damit wir mehr werden und zerstörerischen Kräften entschlossen und gestärkt entgegentreten können. Wir hoffen also, dass Menschen z. B. erkennen können, dass ihre Anhaftung an die scheinbare Sicherheit von materiellen Dingen Energie raubt, welche für die tatsächliche eigene und gesellschaftliche Veränderung dann leider fehlt. Wir denken, dass mit Hilfe des Programmes innere Konflikte und Dämonen aufgelöst werden können und widerständige Freiheit in sich zu erlangen. So wird das Leben nicht als Belastung empfunden, sondern als großartige Chance es sinnvoll zu gestalten. Süchte und Flüchte können wir hinter uns lassen und wir gewinnen Klarheit, was unser eigener Weg ist.

Wir kommen auf verschiedenen Wegen zu den AK und glauben, dass unsere Gemeinschaft darin besteht, dass wir nicht mehr alleine mit unseren schädigenden Verhaltensweisen zurechtkamen. Als Gesellschaft befinden wir uns in einer scheinbar hoffnungslosen Situation. Auch wenn sich einzelne Individuen schon auf einen besseren Weg gemacht haben, scheitern die meisten doch als Einzelne an dem schwierigen Umfeld mit seinen Verlockungen, Bequemlichkeits-versprechen usw. Die Richtung hierfür geben spirituelle Prinzipien vor (wie z. B. Ehrlichkeit, Mut, Aufgeschlossenheit, Bereitschaft, Selbstlosigkeit, etc.). Deshalb wird sich dieser Text mit spirituellen Angelegenheiten beschäftigen.

Unser Programm besteht aus einer Reihe spiritueller Prinzipien mit deren Hilfe wir uns aus einem scheinbar hoffnungslosen Zustand befreien. Beim Verfassen der Texte versuchen wir uns am Prinzip der Selbstlosigkeit zu orientieren (eingedenk der Tatsache, dass es uns selbst dann am besten geht, wenn es allen besser geht).

Wir arbeiten getrennt und zusammen um den Neuankömmlingis zu helfen und für unser gemeinsames Wohlergehen. Es ist unsere Hoffnung, dass dieser Text den Betroffenen helfen wird, die Perspektive zu finden, die wir gefunden haben. Unser Vorsatz ist: Nur für heute kein schädigendes Verhalten auszuleben und Ansporn für unser Umfeld zu werden.

Einleitung II

(Aus dem NA - Buch - „Es funktioniert - wie und warum - Einleitung“ übersetzt in AK - Slang)

In diesem Text findest du eine Erörterung der Schritte und freien Vereinbarungen der anonymen Konsumentis. Wir wissen, dass es unmöglich gelingen kann, zu so etwas Persönlichem und Individuellem wie deinem Weg in Richtung Bewusstwerdung und Veränderung sämtliche Fragen vollständig zu beantworten. Diese Schrift soll keine erschöpfende Analyse der Schritte und freien Vereinbarungen der AK sein. Es soll dir vielmehr zu deinem eigenen Verständnis der Prinzipien verhelfen, die in unseren Schritten und freien Vereinbarungen enthalten sind.

Wir hoffen, dass du persönliches Wachstum, Verständnis und Identifikation im folgenden Text findest und dass er dich zu einer tieferen Einsicht in den einzuschlagenden Weg führen.

Ob du neu hinzugekommen bist oder schon länger dabei bist, deine Erfahrung, deine Unterstützung und vor allem deine Anwesenheít in den Räumen, in denen Betroffene sich treffen, um sich in unserem gemeinschaftlichen Prozess zu unterstützen, sind die treibende Kraft. In jedem einzelnen von uns, in unseren Herzen und in unseren Köpfen und schließlich in der kollektiven Weisheit unserer Mitwirkenden zeigt es sich, dass wir es auf diesem Weg versuchen können. Wir hoffen, das dieser Text den unterstützenden Wert eines betroffenen Menschen, der einem anderen hilft, wiedergibt. Dieser Text ist ein Geschenk von betroffenen Menschen für andere betroffene Menschen. Er ist für alle, die mit diesem Programm arbeiten wollen. Teilt es mit den Menschen, die ihr euch dafür ausgesucht habt, euren SponsorInnen, RätInnen oder Coachis.

Einleitung III

(AK-Slang)

Für die Wörter, die hier grün gedruckt sind, haben wir ein Glossar mit Definitionen erstellt. Dort möchten wir klarstellen, was wir mit diesen Begriffen meinen. Wir wissen, dass einige dieser Begriffe anfangs für viele von uns problematisch sind, da sie in der zeitgenössischen Diskussion und in Kreisen der Intellektuellen natürlich verbrannt sind, z.B. anarchistisch, spirituell, usw. Wir sehen aber nicht ein, uns um andere Begriffe zu bemühen, die dann ihrerseits früher oder später in ihrer Bedeutung entwertet werden. Im AK-Glossar werden wir definieren, was wir mit dem Gebrauch dieser wichtigen Begriffe ausdrücken wollen.

Die anonymen Konsumentis wurden gegründet, weil wir der Überzeugung sind, dass es für verschiedene Symptome und Auswirkungen gleiche Ursachen gibt, nämlich die ungenügende Befriedigung echter menschlicher Bedürfnisse. Wir sind sozusagen aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage uns selbst „artgerecht“ zu „halten“.

Werden wichtige soziale Bedürfnisse, wie z. B.:

  • Sich willkommen fühlen
  • Anerkennung
  • Zugehörigkeit
  • Geborgenheit
  • Raum für Kreativität
  • Achtung unserer Grenzen

nicht oder nur unzureichend erfüllt, sterben wir nicht einfach, sondern entwickeln unbewusst andere Strategien.

Zuerst möchten wir über die verschiedenen Ausprägungen der Folgen sprechen, die unzureichend oder gar nicht befriedigte, echte Bedürfnisse nach sich ziehen:

  • A) Dem Nachgehen von Ersatzbefriedigungen durch mehrheitsgesellschaftlich anerkannten Konsum oder anderem mehrheitsgesellschaftlich anerkanntem Verhalten

Eine ausgezockte Werbeindustrie hat unsere verschiedenen Schwachpunkte längst ausgemacht und nutzt diese zielorientiert aus. Dies seit Generationen und in Zusammenarbeit mit Fachleuten, die sich mit dem Funktionieren der menschlichen Psyche beschäftigen. Diese jahre- oder sogar jahrzehntelange Zurichtung in einem System, welches das Habenwollen auf Kosten der Befriedigung echter Bedürfnisse wie Nähe nach Mitmenschen, Raum zur Weiterentwicklung, sinnvoller Tätigkeit kultiviert, hat tiefe Spuren hinterlassen. Ein Ausweichen ist zumindest in weiten Teilen der Welt fast unmöglich.

Viele von uns haben bereits ein Bewusstsein dafür, dass es für den Planeten und unsere Mitlebewesen nicht gut ist, Kerosin in die Luft zu blasen, nur weil wir meinen, in den Urlaub fliegen müssen. Wir wissen, dass kleinstpreisige Klamotten weder zu menschenwürdigen noch umweltschonenden Bedingungen hergestellt werden können. Viele sind informiert, dass wir Mitverantwortung tragen, wenn männliche Kälber als unbrauchbar für die Milchindustrie weggeschlachtet werden, als Folge davon, dass wir und andere Käse essen. Nur um mal ein paar Beispiele zu nennen. Dennoch schaffen viele es nicht, dauerhaft davon abzulassen. Oftmals übergeben wir die Verantwortung für unser Handeln den ProduzentInnen, der Politik oder dem Markt und reden uns ein (oder lassen uns einreden), dass wir an der vorhandenen Situation nichts ändern können.

Für uns als Einzelne war es oft zu schwierig, dieser Situation guter Vorsätze zum Trotz zu widerstehen. Jedenfalls haben wir möglicherweise einen Punkt erreicht, wo wir uns dieser Tatsache stellen können und unser schädliches Verhalten nicht mehr länger wegrationalisieren möchten. Wir erkennen, dass dies unsere Lebensqualität und unser Selbstwertgefühl mindert. Obwohl uns suggeriert wird, dass wir uns besser fühlen werden, wenn wir „gut“ zu uns selbst sind und uns „tolle“ Pflegeprodukte leisten und/oder „phantastische“ Urlaubsreisen antreten, bleibt bei vielen doch dieses ungute Gefühl im Bauchraum, welches von einem permanenten Selbst- und Fremdbetrug herrührt.

Jedoch sind die Anzeichen, dass diese leeren Versprechungen nicht eingelöst werden, für viele von uns unübersehbar. Der Planet wird zerstört. Unsere wahren Bedürfnisse bleiben auf der Strecke. Entweder steigern wir die Qualität und/ oder die Dosis der Selbsttäuschung, indem wir z. B. vom Dieselauto zum E-Mobil umsteigen, was umwelttechnisch viel schädlicher ist als den Diesel bis zum Ende weiterzufahren, es fühlt sich aber besser an. Oder wir beginnen, uns der Realität zu stellen.

Unsere Unfähigkeit, zu Entscheidungen zu stehen, die unsere eigenen ethischen Grundsätze verkörpern, nämlich immer nur das zu konsumieren oder uns immer nur so zu verhalten, sodass keine schädlichen Konsequenzen folgen, weist klare Parallelen zu einer Drogensucht auf. Dahinter steckt eine große Egozentriertheit, die auch so kultiviert wird.

Auf breiten Zuspruch stoßen in weiten Kreisen und bestimmten Subkulturen auch nach wie vor extreme Lohnarbeit, extremes Kaufverhalten - jedenfalls solange das Geld dafür da ist, Karrieregeilheit koste es, was es wolle und andere merkwürdige Verhaltensweisen. Unterdessen der verarmte Obdachlose schnell bei kleineren Unangepasstheiten in der Psychiatrie verschwindet erfreut sich ein auf steigende Grundnahrungsmittelpreise wettendender Investmentbanker mindestens in seiner Blase größter Anerkennung.

Die anonymen Konsumentis wollen auch für die große, bisher noch nicht ausgegrenzte Mehrheit da sein. Wir wollen beim Ausstieg aus dem bisher noch von großen Teilen der Gesellschaft angepriesenen und für Wachstum unabdingbaren Konsum helfen. Dieser mag zwar scheinbar keine großen unmittelbaren Negativkonsequenzen haben, anderswo sind die Folgen aber jetzt schon verheerend und in der Summe richten wir den Planeten gerade zu Lebzeiten zu Grunde. Für die meisten von uns ist es alleine zu schwierig auf Dauer gegen die ausgeklügelten Werbestrategien anzukommen und schaffen es kaum, unseren eigenen Erkenntnissen gemäß zu leben, aber gemeinsam ist es erreichbar.

Das Unerfüllt-sein unserer eigentlichen Bedürfnisse kann aber auch zu anderen Auswirkungen als dem Mitschwimmen im Mainstream und seltsamen - jedoch derzeit noch mehrheitsgesellschaftlich tolerierten oder sogar gehypten - Verhaltensformen führen. Auf einer unterbewussten Ebene scheinen viele die Verlogenheit und Bigotterie der Welt nicht länger einwilligend ertragen zu können und entwickeln noch ganz andere Reaktionen auf diese Umwelt:

  • B) Dem Nachgehen von Ersatzbefriedigungen durch mehrheitsgesellschaftlich abgelehnten Konsum

Schnell kann der angeheizte und anerkannte Konsum aus den oft engen, durch den zeitgenössischen gesellschaftlichen Diskurs gesetzten Grenzen heraustreten und sogleich abgelehnt werden. Tabak ist hierfür ein gutes Beispiel. In den 1970er Jahren gab es kaum eine Talkshow, in welchem die TeilnehmerInnen nicht durch Schwaden von Qualm kaum sichtbar waren, heute undenkbar. Bei Alkohol wird der Säufer am Kiosk geächtet, der Champagner Spender auf der After-Work-Session aber gefeiert, die gesellschaftliche Stellung spielt eine Rolle.

Auch standortbedingte Besonderheiten sind wichtig: Im einen Land geht mensch in ein Geschäft, um sich mit Marihuana oder Haschisch einzudecken, an anderen Orten würde der Mensch für den Konsum oder Besitz der im Coffee-Shop gekauften gleichen Substanzen die Todesstrafe riskieren. Auch wissenschaftlichen Untersuchungen hält eine derartige Trennung von legalen und illegalen Drogen nicht Stand, ist absurd. Für einige Menschen läuft der Gebrauch dieser Substanzen jedenfalls auf eine massive Sucht hinaus. Bei Zucker und Koffein beginnen Teile der Gesellschaft gerade erst, sich der Thematik anzunähern, sie könnten derzeit auch noch unter A einsortiert werden.

Die Übergänge sind fließend. An dieser Stelle möchten wir aufzeigen, welche Herausforderung es ist, die verschiedenen Ausprägungen der Folgen von ungenügend befriedigten, ursprünglichen Bedürfnissen in die verschiedenen Kategorien hineinzupacken. Durch das Aufspalten in verschiedene Kategorien tappen wir selbst in die Falle unserer Zurichtung, die uns dazu nötigt, alle derartigen Phänomene mit Begrifflichkeiten zu belegen und in unterschiedliche, immer nur künstlich getrennte Schubladen zu packen. Helft uns, dies klarer zu formulieren!

Beim Begriff des Medikamente-„Missbrauchs“ fragen wir uns, wer definiert, wann der sogenannte Missbrauch anfängt und wer sich das Recht herausnimmt, dies zu definieren. Medikamente sind ein so weites Feld, dass wir diesem in dieser Anleitung weiter unten noch einen eigenen Absatz widmen.

Für viele dieser giftigen Blüten gibt es bereits Selbsthilfegruppen. Den dort meistverfolgten Ansatz, Menschen als „nützliche Mitglieder“ wieder fit für die Gesellschaft zu machen, die wir für eine ziemlich kaputte, zerstörerische halten, verfolgen wir aber ausdrücklich nicht.

Abhängigkeit von nichtstofflichen, zwanghaften Verhalten würde zwar auch geächtet, findet ja aber meist derart im Verborgenen statt, dass dies oft nicht weiter auffällt: Spielsucht, Onanie-, Sex- und/ oder Pornografiesucht, Fernseh-, Spiel- oder Mediensucht kann oft sehr lange im Geheimen betrieben werden. Wer definiert, wann die „krankhafte Sucht“ beginnt und bis zu welchem Punkt alles noch super läuft? Wird der gesellschaftliche Toleranzrahmen enger wird die Therapie-Industrie breiter. Einige der genannten „Süchte“ könnten natürlich auch gut und gerne in Kategorie C gesteckt werden. Dabei ist jegliche Ächtung natürlich lächerlich, es ist die Ächtung des Crackrauchers über den Klebstoffschnüffler. Die Wenigsten von uns kommen deformationsfrei durch die psychosoziale Umgebung.

Aber es gibt weitere Arten der Ausprägungen, wie in Teil B ebenfalls gesellschaftlich stigmatisiert und ausgegrenzt:

  • C) Dem Entwickeln anderer Formen und Symptome durch Nichtbefriedigung ursprünglicher Bedürfnisse

Medikamente - vor allem Psychopharmaka - sind ein großes Thema. Auch der Gebrauch von anderen Medikamenten sollte von uns unter die Lupe genommen werden. Ärztinnen, PharmareferentInnen und andere sind davon überzeugt, Geld verdienen zu müssen. Kritische Untersuchungen zeigen immer wieder, dass viel zu viel verschrieben, operiert, Geld gemacht wird. Es liegt in der Natur der Sache. Was, wenn nicht die eigene Gesundheit, böte sich leichter als prädestinierte Zielscheibe für angstmachende Projektionen von langstudierten Fachleuten dar? Es liegt auf der Hand, dass dies dann auch ausgenutzt wird. Ängste sind eine der Haupttriebfedern dieser Gesellschaft. Wir wollen dies ändern, wollen aber die Verdienste der Schulmedizin nicht kleinreden. Natürlich gibt es auch sinnvolle Verschreibungen, etc. Noch viel abenteuerlicher ist die Situation aber im Bereich der Psychiatrie verabreichten Medikamente. Wir halten die Vergabe in der Mehrzahl der „Fälle“ für falsch.

Wir wollen nicht behaupten, dass jede Form von Auffälligkeit durch mangelhafte Bedürfnisbefriedigung, ein unbefriedigendes, psychosoziales Umfeld entstanden ist. Dennoch halten wir den biologistischen Ansatz für falsch und Teil des Problems. Und die Etikettierung von Menschen mit den Labels „manisch-depressiv“, „Borderliner“, „ADHS“, „Depressionen“ etc. sind eine Mischung von Hybris, Hilflosigkeit und Geschäftssinn, auf den unteren Ebenen sind auch gerne Coabhängige eingesetzt, die sich für kleines Geld in solchen Jobs dann verausgaben. Auch bei den Essstörungen wie z. B. Bulimie und Magersucht gehen wir davon aus, überwiegend mangelnde Bedürfnisbefriedigung als Ursache zu finden. Da helfen -außer zur Symptomverschleierung oder um im Notfall und in Ermangelung besserer Alternativen wie Weglaufhäusern die akute Spitze zu nehmen - dann auch keine Neuroleptika, Antidepressiva, Schlaf- oder Schmerzmittel, sondern echte Bedürfnisse (z. B. menschliche Zuwendung) zu befriedigen.

(Andere Menschen hingegen entwickeln sogenannte psychische Störungen, die unserer Meinung nach allerdings in den allermeisten Fällen alles andere als durch genetische Dispositionen oder organische Fehlbildungen hervorgerufen wurden, sondern ebenfalls durch mangelhafte Bedürfnisbefriedigung entstanden sind. Hierzu zählen:

Depressionen, Borderline, Neurosen, Bipolare Störungen, Angststörungen und Phobien, ADHS, etc.

Der Psychiatriebetrieb wird nicht müde werden, neue Krankeitslabels zu erfinden, um Menschen auszugrenzen und zu problematisieren. Wir wollen nicht alles pauschal ablehnen, was diesbezüglich hervorgebracht wurde. Jedoch: Dafür, dass es an der Art liegt, wie wir leben, nämlich einer nicht artgerechten, gibt es ein eindeutiges Kennzeichen: Trotz immer mehr Pillen, Psychiatrien und Psychiatrisierten, Therapien und längerer Therapiewartezeiten gibt es immer mehr Therapiebedarf. Da müssen also andere Lösungsansätze in die Diskussion!)

Nicht nur durch Psychiatrisierung werden Menschen ausgegrenzt. Auch viele Knastis oder Langzeitarbeitslosis oder Angehörige anderer ausgegrenzter Minderheiten (…)

Auch wenn uns die Aufgabe jetzt als zu groß vorkommt und sich direkt eine Menge von Ängsten einstellt: Wir müssen uns eingestehen, dass wir mit unserem Konsumverhalten und/ oder unseren anderen Schwierigkeiten auf einem verdrängenden bzw. selbstbetäubenden Weg sind. Wenn wir ein Leben voller Selbstachtung führen wollen, sollten wir diesen wieder verlassen. Dieses Eingeständnis müssen wir uns selbst gegenüber machen. Hier können wir Hilfe finden.

Den Abgehängten soll klar werden, dass es keinen Sinn macht, zu bedauern, kein Eigentum anhäufen zu können und am Konsumleben nicht teilzuhaben, nicht dazuzugehören. Es ist Quatsch das bisschen, was noch übrig geblieben ist heroisch zu verteidigen. Eigentum ist nicht die Lösung, sondern das Teil des Problems, jedenfalls so lange die Besitzenden sich so verhalten wie sie es tun.

* D) Schwierigkeiten derjenigen, die bereits widerständig sind

Schließlich wollen wir auch für diejenigen da sein, die das bisher Erwähnte schon ein Stück weit verinnerlicht haben, jedenfalls nach Kräften bemüht sind, die Situation durch Aktivismus und Widerstand zu verbessern. In den Meetings der AK können sie Erfahrung und Kraft teilen und berichten, wie das zu erreichen ist. Hier können sie aber auch Frust ablassen und sich mitteilen, um mit Rückschlägen und Enttäuschungen besser umgehen zu können. So können sich diese Menschen der Aufgabe neu gestärkt und unbeschwerter widmen. Wie oft haben wir aber gerade auch unter den Aktivisten beobachten können, dass der Aktivismus selbst eine recht intelligente Methode ist, sich mit den Ursprungsproblemen nicht zu beschäftigen. Der Preis besteht dann darin, manchmal vielleicht auch spektakuläre Aktionen mitzugestalten, im Zwischenmenschlichen aber nicht voranzukommen. Kleine Unterschiede führen zu lebenslangen Zerwürfnissen, Attraktivität, die so notwendig wäre, bleibt auf der Strecke. Extrem viel Potenzial könnte angezapft werden, wenn sich mehr dieser Aktivistis z. B. mal mit Hilfe dieses Programms einer Bearbeitung dieser Thematik widmen würden.

Den frustrierten Aktivistis soll klar werden, dass ihren Klugscheissereien nichts Anziehendes anhaftet. Viel mehr könnte erreicht werden, wenn auch sie sich alten Grollen stellen, diese aufarbeiten und neu gestärkt die Aufgabe angehen statt sich an kleinlichen Abgrenzungen zu verausgaben.

Wenn das also die Situation ist, wie kann uns AK dann überhaupt helfen?

Wir beginnen, indem wir um Hilfe bitten. Wir verstehen uns als Hilfsangebot für alle Menschen, die Schwierigkeiten aufgrund nicht gut befriedigter Grundbedürfnisse entwickelt haben (und auf wen trifft das nicht zu?). Die Frage, die uns gestellt werden könnte, lautet also in etwa:

  • Könnt ihr mir dabei helfen, mein schädliches Konsumverhalten/ Verhalten zu ändern und/oder meine anderen Schwierigkeiten zu überwinden, indem wir meine ursprünglichen Bedürfnisse freilegen?

Das Eingeständnis, Hilfe zu benötigen, ist nicht einfach, im Menschsein zwar angelegt, aber gesellschaftlich oft verpönt. Weil halt mehr Geld verdient wird, wenn jede® ihre/seine eigene Bohrmaschine braucht, statt die NachbarInnen zu fragen. Wenn wir auch aus ganz unterschiedlichen Backgrounds kommen: Auf emotionaler Ebene sind wir aber alle miteinander verbunden. Verzweiflung oder Einsamkeit fühlt sich gleich an, egal ob sie über Konsumrückfälle entstand, aus dem Gefühl des Ausgeschlossen-seins resultiert oder aus dem Frust über die Dummheit der Mitmenschen entsteht.

Hat es ein solches (artgerechtes) Leben jemals gegeben auf dem Planeten?

Es gab sicherlich vielversprechende Versuche, auch ist ja vieles im Dunkel der Nichtüberlieferung verschwunden, aber selbst, wenn es das noch nie gegeben hätte, wir glauben, dass der Mensch das Potenzial dazu hat. Und die Zukunft ist offen.

Was eint alle diese verschiedenen Gruppen, die wir als AK ansprechen wollen?

  • Zum einen wie gesagt die Ursprungssituation: Bestandteil oder Ausgestoßener einer Gesellschaft zu sein, deren schädliches Verhalten für alle mehr oder weniger starke, zerstörerische Konsequenzen hat.
  • Die Gefühle, die wir als schmerzhaft empfinden, wie Einsamkeit und Verzweiflung. Diese fühlen sich gleich an, egal, ob sie deswegen empfunden werden,
  1. weil wir absolut kein Geld mehr auftreiben kann, um weitere Drogen zu besorgen,
  2. weil wir es nicht ertragen können, was die Waage sagt, wenn wir aller guten Vorsätze zum Trotz ständig Junkfood essen
  3. wenn mein Partner mit geschworen hat, nicht fremdzugehen und ich trotzdem das Smartphone auf Anrufe kontrollieren will
  4. wenn ich einen früher befreundeten Aktivisten für eine coole Sache nicht anrufen kann, weil ich mich bei einem Streit scheiße verhalten habe, dass aber nicht zugeben kann und jetzt keine anderen Leute mehr habe.

Diese Liste ließe sich ins Unendliche treiben. Wir können aber in die Lösung kommen, statt im Problem zu verharren

Natürlich haben wir in unserer Vergangenheit versucht, diese Dinge selbst in den Griff zu bekommen. Wir waren aber nicht in der Lage, nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Wir befürchten sowohl gesamtgesellschaftlich als auch auf individueller Ebene: Wenn wir nicht umsteuern, wird es nicht besser, sondern schlechter. Für Cracksüchtige ist dies deutlicher als für einen E-Auto-Käufer, der das Problem seines Konsums z. B. in die Lithiumabbaugegenden der Welt verlagert. Beides sind aber zutiefst asoziale Akte, der Mensch unserer Überzeugung nach ist aber ein soziales Wesen. Beide erfüllen ihre ursprünglichen Bedürfnisse nicht und nähren Ersatzbefriedigungen. Und nach dem Verbreitungsgrad heutiger Information lässt sich nicht mal mehr sagen, dass das eine viel subtiler als das andere wäre, lediglich gesellschaftlich anerkannter.

Ob vom sogenannten Fachmensch (Fachmann/Fachfrau) ausdiagnostiziert, durch mehrheitsgesellschaftliche Ausgrenzung isoliert oder durch das derzeitige Rechtssystem im Knast gelandet, vieles davon sind lediglich die verschiedenen Symptome des immer gleichen Quellproblems, das nicht artgerechte Leben in welchem echte Bedürfnisse unbefriedigt bleiben und Scheinbedürfnissen gefrönt wird.

Wer ist betroffen

(aus Kapitel 1 Basic Text - Wer ist süchtig, übersetzt in AK - Slang)

Wer ist betroffen von problematischem Konsumverhalten?

Viele von uns, die an von der Gesellschaft abgelehnten Süchten leiden, werden nicht lange darüber nachdenken müssen, wir wissen es. Für viele andere, die gesellschaftlich weitestgehend akzeptiertes, schädliches Verhalten ausleben, ist das ganz anders. Sie müssen erst noch ein Bewusstsein dafür entwickeln. Die Diagnostizierten und Ausgegrenzten unter uns können verstehen lernen, dass ihre sogenannte Krankheit oder ihre geringere gesellschaftliche Stellung möglicherweise ein nachvollziehbares Ergebnis einer schädigenden Umgebung, einer nicht „artgerechten Haltung“ sein könnte. Viele von uns sind gesellschaftlich ausgegrenzt worden und fühlen sich vielleicht weitestgehend wertlos, obwohl gerade wir einen vergleichsweisen besonders kleinen Schaden verursachen. Die AK wollen aber gerade auch für Knastis, Psychiatrisierte, Langzeitarbeitslosis und andere stigmatisierte Menschen einen Platz bieten. Und die von uns, die schon bewusst an der Transformation der gesellschaftlichen Um-stände arbeiten, sollten verstehen, dass eine Veränderung im Außen auch mit der aktiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Mangel einhergehen sollte und erstrebenswert ist.

Wir glauben, dass all diese verschiedenen Phänomene gleichen Ursprungs sind. Einfach aus-gedrückt: Betroffen sind (fast) alle!

Es gibt den Konsum zwecks Befriedigung unserer ureigensten menschlichen Bedürfnisse. Darüber gibt es Konsum, der zum vermeintlichen Füllen derjenigen Löcher verwendet wird, die erst durch Nichtbefriedigung unserer echten Bedürfnisse entstanden sind. Leider dreht sich heutzutage bei vielen fast ihr ganzes Leben und Denken um das Ausleben und Befriedigen dieser vermeintlichen Bedürfnisse, egal welchen Schaden sie sich und/oder ihrer Umwelt da-mit zufügen. Eine Gesellschaft, in der das Habenwollen als Ersatzbefriedigung für all die Sachen kultiviert wird, die wir in Wirklichkeit am meisten wünschen, also Nähe zum Mitmenschen, sinnvolle Tätigkeit und Gelegenheit sich weiter zu entwickeln, usw. ist eine wesentliche Ursache dafür.

Ob wir dies schon verstanden haben oder nicht, wir alle sind Menschen, deren Leben von diesem schädlichen, ständig fortschreitenden System stark beeinträchtigt wird. Die Auswirkungen sind immer die Gleichen, auf individueller Ebene z.B.: Abstumpfung, Vereinsamung, Fehlernährung, Verschuldung, Gefängnis oder Psychiatrie, stoffgebundene Süchte, totale Egozentriertheit usw. Auf globaler Ebene sind es beispielsweise: unfaire Verteilung des stofflichen Reichtums, Umweltzerstörung, Diskriminierung, Artensterben, Ressourcenkriege, Flüchtlingsaufkommen usw. Und wir stehen nicht am Ende der Entwicklung, die allmählich immer mehr Fahrt aufnimmt.

Für wen ist es - weitere Aspekte

(NA Basic-Text, Kapitel 1 Wer ist süchtig übersetzt in AK - Slang)

A) Für Menschen, die unter Sucht nach Substanzen oder Verhaltensweisen leiden, die von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnt werden.

Als Süchtige sind wir Menschen, für die der Gebrauch von bewusstseinsverändernden Substanzen oder Verhaltensweisen, die berauschend wirken, zu einem Problem wird. Sucht ist eine Disposition, die mehr umfasst als den Gebrauch von Drogen (*damit sind immer auch die körpereigenen Substanzen gemeint, die durch Verhalten ausgeschüttet werden, wenn kurzfristig ein scheinbares Bedürfnis befriedigt, ein inneres Loch gestopft wurde) oder spezifischen Verhaltensweisen. Wir glauben, dass der Ursprung hiervon lange gelegt wurde, bevor wir zum ersten Mal Drogen* oder dieses Verhalten konsumierten.

Viele von uns hielten sich nicht für süchtig, bevor sie zu den Anonymen Konsumentis kamen. Die Informationen, welche uns zur Verfügung standen, stammten von falsch informierten Leuten. Solange wir vorübergehend aufhören konnten, dachten wir, dass alles mit uns in Ordnung sei. Wir nahmen nur wahr, dass wir aufhören konnten, aber nicht, dass wir immer wieder Drogen* nahmen oder dieses Verhalten wiederholten. Je weiter unsere Sucht fortschritt, desto weniger dachten wir ans Aufhören. Nur wenn wir völlig verzweifelt waren, fragten wir uns: „Könnten es die Drogen bzw. die von der Gesellschaft abgelehnten Verhaltensweisen sein?“

Wir haben es uns nicht ausgesucht, süchtig zu werden. Für viele von uns war es ein Selbsttherapieversuch als Reaktion auf eine Umgebung, die uns nicht unsere echten Bedürfnisse erfüllen konnte. Ein Versuch, der scheiterte, da wir dann von Substanzen oder Verhaltensweisen abhängig wurden, die die Ausschüttung von körpereigenen Substanzen hervorruft, die kicken und die ein Gefühl herstellen, dass wir es mit uns selbst aushalten können, als wären unsere echten Bedürfnisse gestillt. Aber das blieb nicht so.

Wir benötigten viel Zeit, um Drogen* zu beschaffen oder die Verhaltensweisen auszuleben, die uns diesen Kick verschaffen sollten. Wir suchten Mittel und Wege, um mehr zu bekommen. Einige von uns nahmen ab einem gewissen Punkt Drogen*, um zu überleben, es war die einzige Lebensweise, die wir kannten. Andere von und gebrauchten Drogen* und süchtige Verhaltensweisen und betrachteten sich dennoch nicht als süchtig. Während all dem sagten wir uns immer wieder:“ Ich habe es im Griff“. Unsere falsche Annahme vom Wesen der Sucht beinhaltete Bilder von Gewalttätigkeit, Straßen-Kriminalität, dreckigen Nadeln und Gefängnis.

Wurde unsere Sucht von einer überforderten und selbstgerechten Gesellschaft, die ihr eigenes Suchtverhalten betriebsblind ausblendete, als Verbrechen oder moralische Schwäche behandelt, reagierten wir verständlicherweise mit Rebellion und wurden so noch tiefer in die Isolation getrieben.

Manchmal fühlte sich die Droge* großartig an, schließlich spiegelte das, was wir tun mussten, um weiter Drogen* zu nehmen, Verzweiflung wider. Dieses schädliche Verhalten hatte uns im Griff. Wir waren gezwungen, weiter zu konsumieren, egal wie. Wir manipulierten Menschen. Wir logen. Einige von uns stahlen, betrogen und verkaufen sich. Andere verschuldeten sich. Wir mussten Drogen* haben, um jeden Preis. Angst befiel unser Leben, stärker als die Angst, gegen die wir die Drogen* zuerst erfolgreich eingesetzt hatten.

Tatsache war, dass wir keine bewusstseins- oder stimmungsverändernden Mittel oder Verhaltensweisen erfolgreich einsetzen können. Drogen* hörten auf, uns ein gutes Gefühl zu geben.

Zuweilen verteidigten wir unsere Sucht und rechtfertigten unser Recht, Drogen zu nehmen, besonders wenn wir legale Rezepte hatten. Wir verdrängten die Momente, in denen wir allein waren und von Angst und Selbstmitleid verzehrt wurden. Wir verfielen in ein Muster eingeschränkten Denkens. Wir erinnerten uns nur an die guten Erfahrungen mit Drogen*. Wir rechtfertigten und rationalisierten die Dinge, die wir taten, um keine Entzugserscheinungen zu bekommen oder durchzudrehen. Wir ignorierten die Zeiten, in denen das Leben ein Alptraum zu sein schien und wichen der Wirklichkeit unserer Sucht aus.

Höhere geistige und emotionale Funktionen wie die Fähigkeit, Liebe zu empfinden, wurde stark beeinträchtigt. Unser Lebensgeist war gebrochen. Dies erscheint übertrieben, aber einige von uns haben sich tatsächlich in diesem Geisteszustand befunden.

Als unsere Sucht fortschritt, begann für viele von uns das „Rein in die Anstalt, raus aus der Anstalt“, ein Zeichen, dass mit uns was nicht stimmte und mit der Methode, uns zu helfen oder uns zu domestizieren. Einige suchten den Ausweg, indem sie über Selbstmord nachdachten. Dort, wo es versucht wurde und misslang führte dies zu einem noch größeren Gefühl der Wertlosigkeit.

Wir waren gefangen in der Illusion: „Morgen höre ich auf“ oder „nur noch ein einziges Mal“. Nach den Therapien, die uns körperlich oft wieder fit gemacht hatten und uns vielleicht auch Hoffnung gegeben hatte machten wir bei den ersten emotionalen Schwierigkeiten doch wieder Gebrauch von dem zutiefst in uns eingewobenen Mechanismus, dann wieder zu dem Verhalten zu greifen, welches uns ganz früher mal geholfen hat: Drogen* konsumieren.

Unser Lebensprotokoll zeigt, dass es für uns unmöglich ist, erfolgreich Drogen* zu nehmen. Ganz gleich wie gut wir uns dem Anschein nach unter Kontrolle haben, der Gebrauch von Drogen zwingt uns jedes Mal in die Knie. Es gibt jedoch Methoden, Werkzeuge, diese Disposition zum Stillstand zu bringen. Wir stimmen darin überein, dass es nicht beschämend ist, eine Süchtige oder ein Süchtiger zu sein. Wir können unsere schwierige Situation ehrlich annehmen und positive Schritte unternehmen. Wir sind vorbehaltlos bereit, zuzugeben, dass wir mit Drogen* nicht erfolgreich umgehen können. Das, was die Gesellschaft entwickelt hat, damit umzugehen, kann uns auch nicht weiterhelfen.

Bei vielen Drogen* ist für viele von uns kein langer Gebrauch nötig, um am „Haken“ zu hängen. Nicht die Menge, die wir nehmen, sondern die Reaktion auf Drogen* ist es, die uns zu Süchtigen macht. Wir entwickelten eine Sichtweise, die es uns ermöglichte, in unserer Sucht fortzufahren, ohne uns dabei um unser Wohlergehen oder das Wohlergehen von anderen zu kümmern. Lange bevor wir dies irgendjemandem gegenüber zugeben konnten, begannen einige von uns zu spüren, dass die Drogen uns umbrachten. Für alle gilt jedoch: Wenn wir versuchten aufzuhören, stellten wir fest, dass wir die Kontrolle darüber verloren hatten und dass wir keine Macht hatten, aufzuhören.

Infolge unseres weiteren Drogen*-Gebrauchs ergaben sich bestimmte Dinge. Wir gewöhnten uns an den bei Süchtigen übliche Geisteszustand. Einige vergaßen, wie mensch sich ausdrückt und Anteilnahme zeigt, wie gespielt und gefühlt wird.

Während wie Drogen nahmen, lebten wir in einer anderen Welt. Wir nahmen nur hin und wieder in Bruchstücken die Realität oder uns selbst wahr. Wir rannten umher und versuchten, unser Leben vor dem unserem nächsten Absturz in den Griff zu bekommen. Manchmal gelang uns dies recht gut, später jedoch wurde es immer unwichtiger und unmöglicher.

Für jeden von uns gibt es Dinge, die er oder sie nie getan haben. Wir können dies nicht als Entschuldigung benutzen, um erneut Drogen* zu nehmen. Einige von uns fühlen sich einsam wegen der Unterschiede zwischen Ihnen und anderen AK-Mitmacher:innen. Dieses Gefühl erschwert es, alte Verbindungen und alte Gewohnheiten aufzugeben. Wir alle haben unterschiedliche Schmerzgrenzen. Manche Süchtige mussten durch größere Extreme gehen als andere. Einige von uns meinten, genug zu haben, als sie feststellten, dass sie zu oft unter dem Einfluss von Drogen* standen und dass dies ihr tägliches Leben beeinträchtigte.

Zuerst konsumierten wir Drogen* auf eine Art und Weise, die allgemein üblich oder doch zumindest kontrollierbar erschien oder wo die Problematik unseres Konsumierens überhaupt nicht in unser Bewusstsein vordrang. Es gab für uns nur wenige Anzeichen für die Katastrophe, die die Zukunft für uns bereithielt. An einem bestimmten Punkt wurde unser Drogen*gebrauch unkontrollierbar und isolierend. Dies begann, als die Dinge gut liefen und wir uns in einer Lage befanden, die uns ein häufiges Konsumieren ermöglichte. Dies war gewöhnlich das Ende der guten Zeiten. Möglicherweise haben wir versucht, unseren Drogen*gebrauch einzuschränken, umzusteigen oder sogar zu beenden, doch wir gerieten von einem Stadium des durch Drogen* erzeugten Erfolgsgefühl und Wohlbefindens in den totalen seelischen, geistigen und gefühlmäßigen Zerfall. Dieser Ablauf des Verfalls ist bei allen Süchtigen unterschiedlich. Egal, ob es Jahre oder Tage dauert, es geht bergab.

Viele unter uns, die nicht an dieser Art des Konsumierens sterben, gehen ins Gefängnis, in Psychiatrien oder in den völligen Werteverlust, der mit dem Fortschreiten des Zwangs des Weiterkonsumierens einhergeht. Drogen* haben uns vielleicht das Gefühl vermittelt, jede auch immer entstehende Situation in den Griff bekommen zu können. Wir merkten jedoch, dass der Drogen*gebrauch im großen Maß für manche unserer gravierendsten Schwierigkeiten verantwortlich war. Einige von uns verbringen möglicherweise den Rest ihres Lebens für ein in Zusammenhang mit Drogen* begangenes Verbrechen im Gefängnis. Wir mussten erst unseren Tiefpunkt erreicht haben, bevor wir bereit wurden, aufzuhören. Einige von uns waren in der späteren Phase ihrer Sucht schließlich motiviert, Hilfe zu suchen. Dann war es einfacher für uns, die Zerstörung, das Unglück und den Irrsinn, der in unserem Drogen*gebrauch lag, zu erkennen. Als die Probleme so völlig offen vor uns lagen, war es schwerer, unsere Sucht zu leugnen.

Manche von uns sahen die Wirkung ihrer Sucht zunächst an den Menschen, die ihnen am nächsten standen. Wir waren in starkem Maße von Ihnen und ihrer Unterstützung in unserem Leben abhängig. Wir waren verärgert, enttäuscht und verletzt, wenn sie andere Interessen, Freunde und liebe Menschen fanden.

Wir bedauerten das Vergangene, fürchteten uns vor der Zukunft und die Gegenwart war gerade nicht reizvoll. Nach Jahren der Suche waren wir unglücklicher und unzufriedener, als zu dem Zeitpunkt, als wir mit dem Konsumieren begonnen hatten. Unsere Sucht unterwarf uns völlig. Wir waren Gefangene durch unsere eigenen Gedanken und verdammt durch unser eigenes Handeln. Wir gaben die Hoffnung auf, jemals mit dem Konsumieren aufhören zu können. Unsere Versuche des Nichtkonsumierens schlugen jedes Mal fehl und brachten uns Schmerz und Elend. Wir wollen unsere Disposition, anfällig für das Ausleben von schädlichen Verhaltensweisen zu sein, nicht „Krankheit“ nennen, da uns das zu binär gedacht ist und das „Gesunde“ zu sehr auf einen Podest stellt. Es gefällt uns nicht, da es außen vorlassen würde, dass diese Definitionen von Menschen in Machtpositionen in Gesellschaften gemacht werden, die sehr stark zeitgenössischen Strömungen unterworfen werden. Gestern war Homosexualität in Deutschland noch krankhaft, heute nicht mehr, gestern wurde eine Pipi Langstrumpf noch geliebt für ihre Unangepasstheit, heute bekäme sie Medikamente wegen einer ADHS Diagnose oder Schlimmeren. Und dieser Diskurs wird im Kapitalismus von wirtschaftlichen Interessen bestimmt. Wenn wir schon den Begriff krank verwenden wollen, dann doch für das System, in dem so viele Menschen und die Umwelt unter den Umständen leiden. Für die Einzelnen handelt es sich nach unserer Lesart also nicht um eine Krankheit, sondern um, eine nachvollziehbare Reaktion unseres Körpers und Geistes auf das Setting, in welches wir hineingeboren wurden mit der Ausstattung, die uns mitgegeben wurde. Ist Diabetes die Krankheit oder die Zuckerindustrie?

An dieser Stelle sollte sich jede® Einzelne fragen, ob ich betroffen bin. Und es ist auch von zentraler Bedeutung, wie es dazu gekommen ist. Es geht darum, wie wir bereit für Veränderung im Innen und Außen werden.

Wir beginnen, indem wir aufhören, die als am schädlichsten erkannten Verhaltensweisen auszuleben. Viele von uns haben nach Antworten gesucht, aber keine praktikablen Lösungen gefunden, bis wir einander in den Meetings fanden. Sobald wir uns als Betroffene erkennen, wird Hilfe möglich. Wir können in den anderen Betroffenen einen Teil von uns selbst erkennen, ebenso, wie wir etwas von Ihnen in uns wahrnehmen. Diese Einsicht ermöglicht es uns, einander zu helfen. Vielleicht erschien uns alles hoffnungslos, bis wir andere Betroffene fanden, die ihr schädliches Verhalten minimiert hatten und die bereit waren, ihre Erfahrung, Kraft und Hoffnung mit uns zu teilen. Die Leugnung unserer Disposition hielt uns in einem Zustand gefangen, der sich nicht in eine Richtung entwickeln konnte, die weniger Leid für uns oder unsere Umgebung versprechen konnte. Unser ehrliches Eingeständnis, wie es wirklich um uns bestellt ist, ermöglichte es uns aber, mit den schädlichsten Verhaltensweisen sofort aufzuhören. Die Leute von den AK sagen uns, dass sie Menschen auf dem richtigen Weg seien, die gelernt haben, viele schädliche Verhaltensweisen abzustellen. Wenn sie es geschafft hatten, konnten auch wir es schaffen.

Die Alternativen zu einem Weg in Richtung größerer Freiheit sind weitere Verstärkung von schädigendem Verhalten mit immer drastischeren Auswirkungen auf uns und unsere Umwelt. Unglücklicherweise sind Leugnung und Rationalisierung ein weit verbreitetes Problem. Wenn diese jedoch überwunden werden, kannst du mit Hilfe des AK – Programms einen neuen Lebensweg finden. Im Verlauf dieses Weges sind wir dankbar geworden. Durch Abstinenz von schädlichem Verhalten und durch das Arbeiten der Schritte von den AK ist unser Leben nachhaltig besser geworden.

Wir wissen, dass wir anfällig für schädliches Verhalten sind und dass wir diese Disposition für den Rest unseres Lebens in uns tragen. Wir haben Probleme, aber wir sind jetzt auf dem richtigen Weg. Jeden Tag wird uns eine neue Chance gegeben.

B) Für Menschen, die Süchte oder Verhaltensweisen ausleben, die von der Mehrheitsgesellschaft gar nicht oder nur teilweise abgelehnt werden.

Betroffen sind also Menschen, die ganz verschiedene Verhaltensweisen ausleben, die uns selbst oder unserer Umgebung schaden. Wir meinen nicht nur Süchte nach legalen oder illegalen Drogen, sondern auch das Konsumieren nach zumindest in großen Teilen der Gesellschaft noch anerkannten Verhaltensweisen. Als Vielflieger:innen, Karriereleiterkletteris, Autofahrer:innen, dem Körperkult verfallenen Menschen, usw. leben wir Verhaltensweisen aus, die uns selbst möglicherweise keinen direkten körperlichen Schaden zufügen.

Als Abhängige von mehrheitsgesellschaftlich akzeptierten Suchtformen wird es uns sehr schwer gemacht, Leidensdruck anlässlich unserer schädlichen Handlungen aufzubauen. Der physisch verursachte Schaden wird ausgelagert und ausgeblendet, die Folgen bleiben oft abstrakt. Wir spüren die schlechte Luft, verursacht auch durch unser Autofahren, durch unsere Flugreisen, durch unsere Art, Wärme und Energie zu erzeugen, durch unseren Konsum von Konsumgütern zwar auch am eigenen Leib, wenn wir mal mit einem Fahrrad durch die Stadt fahren, sind aber schon so daran gewöhnt, dass wir das hinnehmen.

Konkrete Erkrankungen und psychischen Folgen werden meistens bei den anderen diagnostiziert und verschwinden in Statistiken, die Zusammenhänge blenden wir gerne aus. Und wir ernten Anerkennung in gewissen Kreisen für das Fahren eines dicken Autos, für das Schwelgen über Erlebnisse während unserer Fernreisen, für das Shoppen, für die Besessenheit, mir der wir Arbeiten, usw. Allgegenwärtig ist das Anheizen dieser Muster durch Werbung, durch Vorgesetzte, durch Freunde und Bekannte. Diese Form der Sucht umfasst weit mehr als den Gebrauch von illegalen Drogen.

Wir wurden in eine derartig funktionierende Gesellschaft hineingeboren, dafür sind wir nicht verantwortlich. Wir sind aber ab dem Moment dafür verantwortlich, sobald wir die Schädlichkeit unseres Wirkens verstehen - wenn auch anfangs sicherlich nicht im vollen Umfang. Dann können wir damit zuerst aufzuhören und später auch unser Umfeld ermutigen.

Die meisten von uns hielten sich vielleicht nicht für süchtig, bzw. nahmen das flapsig, genau wie es in der zeitgenössischen Werbung ja gemacht wird, wenn die sogar eine positive Deutung bekommt und es als erstrebenswert dargestellt wird, irgendein spezielles Produkt zu „suchten“, es hat ja sogar Einzug in die Sprache gehalten. Jedoch besteht natürlich ein kapitalistisches Interesse daran, unsere Anfälligkeiten in bare Münze umzuwandeln und uns so süchtig wie möglich nach gesellschaftlich akzeptierten Substanzen und Verhaltensweisen zu halten und es so darzustellen, als müsse das der Normalfall sein.

Je weniger unsere ureigensten Bedürfnisse gestillt wurden, umso anfälliger waren wir auch für diese Formen der Sucht. Da es „alle“ anderen auch so machten musste es ja okay sein. Für diejenigen, wo das offensichtlich aus dem Ruder lief, weil sie sich illegalen Drogen hingaben, hatten wir nur Verachtung oder Mitleid übrig, uns konnte das ja nicht passieren, wir wähnten uns auf der richtigen Seite. Für diejenigen, die das immer noch so sehen schlagen wir mal vor, 1 Woche ohne Geld, Zucker, Kaffee oder Smartphone klarzukommen. Dieses Szenario dürfte ausreichend für die meisten sein, ein starkes Unbehagen auszulösen. Manche Dinge, die nicht wirklich wichtig für das Existieren eines Menschen erforderlich sind (Grundbedürfnisserfüllung) sind heutzutage derart verbreitet, dass ein Blicken über den Tellerrand, ob das wirklich sinnvoll ist, als Blasphemie gedeutet wird. Wir bei den AK machen aber genau das trotzdem. Dort, wo es Abhängigkeiten schafft, die nicht im Menschen an sich angelegt sind, sondern eher angezüchtet wurden, halten wir das für problematisch und überwindenswert.

Eine Gesellschaft, in der das Habenwollen als Ersatzbefriedigung für all die Sachen kultiviert wird, die wir in Wirklichkeit am meisten wünschen, also Nähe zum Mitmenschen, sinnvolle Tätigkeit und Gelegenheit sich weiter zu entwickeln, macht es schwer, uns alleine daraus zu befreien, aber wenn wir uns zusammentun können wir uns entfesseln. Die Selbstsucht, die hinter unserem schädlichen Verhalten steckt, kann überwunden werden. Einige von uns nahmen an, nicht betroffen zu sein. Da wir ja lediglich viel arbeiteten, shopping betrieben, rauchten, auf der Suche nach Anerkennung jeden Tag ins Fitnesstudio rannten. Wir dachten nicht an Veränderung, nur wenn wir verzweifelt waren suchten wir nach Gründen. Ich bin doch nicht süchtig, ich bin ein Teil dieser Gesellschaft, nicht kriminell.

Zuweilen verteidigen wir unser handeln „ich habe finanzielle Verpflichtungen, „meine Frau verlässt mich wenn ich nicht … usw. Hier begegneten uns viele Verhaltensweisen im täglichen Leben. Wir verdrängten die Momente in denen wir alleine waren und von Angst und selbstzentriertem Verhalten, verzehrt wurden. Wir verfielen in ein Muster eingeschränkten und manipulierten Denkens. Wir rechtfertigten unser Tun mit äußeren Zwängen und wichen der Wirklichkeit unseres schädigenden Verhaltens aus.

In den Nachrichten können wir heutzutage auf täglicher Basis sehen, was unsere Art zu leben anrichtet. Kein Tag, an dem nicht sichtbar wird, welch verheerenden Folgen unsere Art zu sein für die Umwelt und uns als Teil davon hat. Dennoch wird weiter auf Wachstum gesetzt und mit den meisten Dingen, die genau für diese ganzen Konsequenzen ursächlich verantwortlich sind, einfach weitergemacht. Die Gesellschaft als solches verhält sich genauso wie ein abgewichster Crackraucher im Endstadium: Ignorant, Egozentrisch, Realitätsverleugnend, zerstörerisch und verlogen. Die AK wollen helfen, dass viele Einzelne es schaffen, sich zusammenzuschliessen, sodass wir aus diesem destruktiven Karussell aussteigen können und dagegen anarbeiten.

C) Gleichermaßen richtet sich das Programm der AK an Menschen, die unter Symptomen leiden, welche als "krankhaft" diagnostiziert werden, wie z. B. Depressionen, Borderline, ADHS, etc.

Wir werden ziemlich sicher alle sterben, früher oder später. Es ist aber ein schöner Gedanke, den Planeten besser zu verlassen, als wir ihn vorgefunden haben. Das wird aber nicht stattfinden können, da die Zerstörungen massiv sind und sich die bereits angestossenen Negativentwicklungen sich noch über Jahrzehnte weiterentwickeln werden, selbst, wenn die Ursachen sofort gestoppt würden, denn so funktionieren Klimaänderungen und andere über Jahrmillionen gewachsene Natursysteme nun einmal. Wir werden ihn also nicht mal annähernd ähnlich verlassen können, geschweige denn besser verlassen können, als wir ihn vorgefunden haben. Das sind niederschmetternde Aussichten.

Die Frage sollte also unserer Meinung nach nicht lauten, warum Menschen Ängste, Depressionen und andere Auffälligkeiten entwickeln, sondern warum sehr viele es schaffen, all dies zu verdrängen und sich weiter so verhalten, als wäre alles in Ordnung.

Nunja, in dem gerade Beschriebenen gibt es ein paar unzulässige Vereinfachungen:

  1. Natürlich sind die meisten dieser Ängste, Depressionen, etc. nicht unmittelbar aus dem zerstörten Zustand von unserer Umwelt erwachsen. Das stetige Ansteigen dieser „Erkrankungen“ ist aber ein deutlicher Hinweis auf derartige Zusammenhänge. Und über Bande gespielt dürften diese Zusammenhänge noch leichter nachzuweisen sein: Wer in einer schädigenden Umgebung aufwächst, wird dieses Verhalten reproduzieren….
  2. Natürlich tut die Merhheitsgesellschaft auch nicht so, als wäre alles in Ordnung. Doch im Kapitalismus gibt es eben mannigfaltige Möglichkeiten, sich der Realität zu entziehen. Oder direkt von der Verdrängung „Es ist doch alles okay“ zum „Jetzt ist eh alles zu spät“ zu wechseln, beides fatale Haltungen, die aber überwunden werden können.

Wir bei den AK gehen jedenfalls davon aus, dass viele der mit oben erwähnten Etiketten versehenen Diagnostizierten ihre Andersartigkeit oftmals ebenfalls aus den gleichen Ursachen heraus entwickelt haben, wie es bei Süchtigen der Fall ist, nämlich eine Mangelbefriedigung von echten Bedürfnissen, einem Ausgesetzt sein in schädigender Umgebung. Daher gehen wir davon aus, dass oftmals auch die gleichen Gegenmaßnahmen helfen werden: Stoppen von schädigendem Verhalten, Stoppen vom Praktizieren von Scheinlösungen, Aufdeckung und Befriedigung der wahren Bedürfnisse mit Hilfe dieses Programms.

D

Für wen ist das Programm der anonymen Konsumentis und was bedeutet es?

(aus NA - Basic Text, Kapitel 2 übersetzt in AK - Slang)

Die AK sind eine Gemeinschaft von Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, diese Probleme zu erkennen und anzugehen. Wir sind Betroffene, die regelmäßig zusammenkommen und sich gegenseitig helfen, ursprüngliche Bedürfnisse freizulegen und den Drang, Ersatzbedürfnissen nachzugeben, einzudämmen oder sogar abzustellen. Anders als in vielen anderen Selbsthilfegruppen glauben wir, dass das Mindern oder Beenden von problematischem Verhalten auch ohne göttliche Gnade funktioniert und mehr bedeutet, als sich als sogenanntes „nützliches Mitglied“ in einer zutiefst zerstörerischen Gesellschaft einzurichten.

Für diejenigen von uns, die schon vorher aktiv(istisch) an der Verbesserung der gesellschaftlichen Umstände wirkten, bieten wir ein Forum, sich von Altlasten zu befreien, sodass wir kraftvoller wirken können und anziehender werden.

Dies ist ein Programm zum Erreichen weitgehender Abstinenz von schädlichen Verhalten, zum Aufbau von Selbstvertrauen und widerständigem Leben, basierend auf spirituellen Prinzipien, die uns zum Beispiel zu mehr Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Empathie und zu weniger Egozentriertheit führen. Wie weit du gehen möchtest, entscheidest nur du.

Es gibt nur eine einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit: Die Bereitschaft, an sich selbst zu arbeiten und sich dem gemeinschaftlichen Prozess anzuvertrau-en. Wir empfehlen Dir, aufgeschlossen zu sein und Bereitschaft zu zeigen. Unser Programm folgt spirituellen Prinzipien, die so einfach sind, dass wir ihnen in unserem täglichen Leben folgen können. Das Wichtigste daran ist – sie funktionieren.

Mit den AK sind keinerlei Verpflichtungen verbunden. Wir sind unabhängig von anderen Organisationen, wir haben keine Aufnahmegebühren oder Mitgliedsbeiträge, keine Verpflichtungen zu unterschreiben, und niemenschem müssen Versprechen gemacht werden. Wir haben keine Verbindungen zu Justizbehörden oder religiösen Gruppen und stehen niemals unter Aufsicht. Mitmachen können alle.

Die Neuankömmlingis sind die wichtigsten Personen bei jedem Meeting, denn wir können nur bewahren, was wir haben, indem wir es weitergeben. Wir nehmen an, bald sagen zu können, dass wir aus unseren Gruppenerfahrungen gelernt haben, und dass das Konsumverhalten derjenigen, die regelmäßig zu unseren Meetings kommen, besser wurde, ihr Selbstwert gestiegen ist, die Altlasten geschwunden sind.

Warum sind wir hier?

(Aus NA Basic Text, Kapitel 3, Warum sind wir hier übersetzt in AK - Slang)

Bevor wir zu den AK kamen, waren wir machtlos gegenüber schädlichen Verhaltensweisen, egal ob wir uns dessen bewusst waren oder nicht. Wir konnten keine Zufriedenheit finden. Wir waren der Illusion erlegen, inneren Frieden durch das Ausleben von schädlichen Verhaltensweisen erlangen zu können. Wir gaben unserem schädlichen Verhalten den Vorrang vor dem Wohl von anderen Menschen, der Umwelt, Natur und uns selbst. Wir lebten dieses schädliche Verhalten um jeden Preis aus und es wird auch an uns ausgelebt. Weil unser Gesellschaftssystem so aufgebaut ist, am Konsum von Ersatbedürfnissen zu profitieren, haben (viele von uns )/wir diese Wirklichkeit lange nicht erkennen können. Durch unsere eigene aber auch von außen gewollte Unfähigkeit, persönliche Verantwortung zu übernehmen, nahmen wir eine Menge Schaden billigend in Kauf.

Die meisten von uns merkten, dass wir mit unserem Verhalten auf verschiedenen Ebenen Schaden anrichteten. Unsere Anfälligkeit für diese Verhaltensweisen ist jedoch ein so tückischer Feind des Lebens, dass wir alleine die Macht verloren hatten, etwas dagegen zu tun. Unser Konsumverhalten war nur eine Scheinlösung für die Probleme und die Unzufriedenheit in unserem Leben. So lösten wir aber keine Probleme, sondern manövrierten uns tiefer in ein unheilvolles Dasein. Mit unserem Konsumverhalten im Besonderen schadeten wir anderen Menschen, der Umwelt, Natur und uns selbst. Wir wollen keine Fluchten, kein Zaudern, keine Scheinlösungen mehr, sondern uns dem Leben und der Wirklichkeit stellen. Wir suchen Hilfe durch Selbsthilfe.

Egal, ob wir im Management oder Knast landeten, ob wir Hilfe durch Psychopharmaka und Psychiatrie, Religion oder Esoterik suchten, all diese Methoden waren nicht nur nicht ausreichend, uns von schädlichem Verhalten zu bewahren, sondern Teil des Problems. Immer wieder mussten wir es ausleben, bis wir Hilfe durch Selbsthilfe zusammen mit anderen Betroffenen suchten.

Nachdem wir zu den AK gekommen waren, begriffen wir, dass wir Menschen sind, die anfällig für das Ausleben von schadigenden Verhaltensweisen sind und sich immer tiefer in ein unheilvolles Dasein manövrieren. Diese Disposition scheint bei den meisten Menschen auf die ein oder andere Art und Weise innezuwohnen. Sie kann jedoch an einem gewissen Punkt zum Stillstand gebracht werden und dann ist Veränderung möglich. Wir wollen keine Fluchten, kein Zaudern, keine Scheinlösungen mehr, sondern uns dem Leben und der Wirklichkeit stellen.

Wie es funktioniert

(aus NA-Basic Text, Kapitel 4, Wie es funktioniert übersetzt in AK - Slang)

Wenn Du willst, was wir anzubieten haben und bereit bist, den Versuch zu unter-nehmen, es zu bekommen, dann bist Du in der Lage, gewisse Schritte zu unter-nehmen. Hier sind die Schritte, die uns in Richtung Freiheit führten:

  1. Wir erkennen und geben zu, dass unser Konsumverhalten problematisch ist und wir es nicht im Griff haben und/oder dass wir anderweitig Hilfe gebrauchen können
  2. Wir kamen zu dem Glauben, dass wir durch Anwendung von spirituellen Prinzipien in unserem Leben vom Ausleben von schädlichem Verhalten Abstand gewinnen können und sich unser Geisteszustand verbessern wird. Wir wollen uns - in einer Gruppe bzw. Gemeinschaft - mit anderen betroffenen Menschen unserem problematischen Verhalten stellen und entwickeln Vertrauen, dass es so funktionieren kann.
  3. Wir treffen eine Entscheidung: Unseren Willen an spirituellen Prinzipien zu orientieren und unser Leben den Ergebnissen dieser Praxis anzuvertrauen
  4. Wir machen eine mutige Inventur von uns selbst, erforschen die Gründe unseres Verhaltens und entdecken die wahre Natur unserer Bedürfnisse.
  5. Wir überlegen, in welcher Form wir unsere Inventur teilen wollen, einem Coachi, der Gruppe, einem Rat oder ähnlichem und tuen dies.
  6. Wir entwickeln Bereitschaft, uns zu ändern.
  7. Wir machen eine Liste der Schäden, die wir verursacht haben und werden bereit, diese wieder gut zu machen.
  8. Wir machen diese Schäden wieder gut, wo immer es möglich ist, es sei denn, wir würden dadurch andere oder größere Schäden verursachen.
  9. Wir setzen die persönliche Inventur fort, und wenn wir Fehler machen, ge-ben wir sie sofort zu.
  10. Wir suchen nach Techniken um unsere Verbundenheit mit dem Universum besser zu verinnerlichen.
  11. Nachdem wir als Ergebnis dieser Schritte bewusster geworden sind, versu-chen wir, diese Botschaft an andere Betroffene weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Prinzipien auszurichten.

Dies alles hört sich wie eine riesige Aufgabe an, und wir können dies sicherlich nicht auf einmal bewältigen. Wir entwickelten unser schädliches Konsumverhal-ten und/oder unsere anderen Schwierigkeiten schließlich auch nicht über Nacht, deshalb sagen wir: Hab Geduld. Etwas steht unserer Entwicklung mehr im Wege als alles andere, und das ist eine gleichgültige oder intolerante Einstellung gegen-über spirituellen Prinzipien. Drei davon sind Ehrlichkeit, Aufgeschlossenheit und Bereitschaft. Sie führen uns auf den richtigen Weg.

Wir glauben, dass unsere Art mit unserem problematischen Konsumverhalten und anderen Schwierigkeiten umzugehen, völlig realistisch ist: wir können einander helfen.

Wir halten dies für einen praktischen Weg, denn niemensch ist besser in der Lage, betroffene Men-schen mit Bereitschaft zur Veränderung zu verstehen und ihnen zu helfen, als an-dere betroffene Menschen mit Bereitschaft zur Veränderung.

Wir glauben, je eher wir uns unseren Problemen in unserem Alltag und unserem Umfeld stellen, desto eher können wir unser schädliches Konsumverhalten zurückdrängen oder gar abstellen und andere Schwierigkeiten überwinden. So können wir ein notwendiger Ansporn für Menschen in unserer Umgebung werden.

Für diejenigen unter uns, die Probleme mit Substanzen haben, gilt, dass völlige Abstinenz erstrebenswert ist. In vielen Fällen ist diese unabdingbar, um einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Besprich dies mit deiner Gruppe oder deinem Rat/deiner Rätin oder deinem Coachi z. B. in der Hilferunde im Meeting. Ob die Droge dabei in deinem Setting als legal oder illegal angesehen wird, spielt dabei nur eine völlig untergeordnete Rolle.

Die elf Schritte

(aus NA - Es funktioniert - Wie und Warum - Teil eins - Die zwölf Schritte - übersetzt in AK - Slang)

In diesem Teil des Textes laden wir euch ein, euch mit Hilfe der Schritte der AK auf eine Reise zu begeben. Dieser Teil der Schrift untersucht die spirituellen Prinzipien in jedem der Schritte der AK und wie wir sie in unserem Leben erfahren. Wir glauben, dass die Schritte hier auf eine Art vorgestellt werden, welche die Vielfalt unserer Gemeinschaft umfasst, sowie die Bewusstwerdung widerspiegelt, welche in unserem letzten Schritt beschrieben wird.

I Einführung in die Schrittearbeit

(AK - Slang)

Wir schlagen vor, diese Schritte schriftlich durchzuarbeiten, da der Stoff erfahrungsgemäß dann besser verinnerlicht wird. Das Aufgeschriebene kann dann anschließend nach jedem Schritt mit SponsorInnen, RätInnen oder Coachis geteilt werden, so jedenfalls unser Vorschlag. Diese werden danach möglicherweise Verhaltens- bzw. Handlungsempfehlungen aussprechen. Für die Begriffe SponsorInnen, RätInnen oder Coachis haben wir uns auf folgenden Sprachgebrauch geeinigt:

Alle drei sind dafür da, uns beim Arbeiten der Schritte zu unterstützen.

  • Die Coachis sind dabei Menschen, die selbst nicht zu den AK gehen, die aber im von uns angestrebten Lebensstil zumindest in Teilbereichen als Vorbilder dienen können.
  • Die Sponsoris sind Menschen, die selbst zu den AK gehen und im von uns angestrebten Lebensstil zumindest in Teilbereichen als Vorbilder dienen können.
  • Rätis bilden eine Kleingruppe von Menschen (der Praktikabilität wegen empfehlen wir 2 – 3, höchstens 5), die einzeln genommen entweder auch als Coachis oder Sponsoris dienen könnten.

Du kannst die Leute natürlich für jeden Schritt, jedes spezielle Anliegen neu fragen. Andererseits stellt auch eine möglichst stabile Konstellation einen gewissen Wert da, schließlich kann Vertrauen oft nicht kurzfristig hergestellt werden. Wie du das machst entscheidest nur du. Probiere aus, was dich am besten weiterbringt.

1. Schritt 1

Teil 1 A entspricht Basic Text

(Aus NA - Basic Text, Schritt 1)

Es spielt keine große Rolle, welches schädliche Verhalten wir in welcher Massivität ausgeübt haben. Das Clean sein von diesem Verhalten steht bei den AK allerdings an erster Stelle. Wir erkennen, dass wir nicht gleichzeitig dieses Verhalten weiter praktizieren können und dennoch erwarten, dass sich unser Geisteszustand verbessern und unser Leben verbessern wird. Wenn wir zugeben können, dass wir machtlos darüber sind, diese schädlichen Verhaltensweisen alleine zu kontrollieren, öffnen wir die Tür zu einem Pfad, der wirkliche Verbesserung dieser Situatin öffnet. Niemensch konnte uns davon überzeugen, dass wir ein Problem mit schädlichen Verhaltensweisen hatten. Dieses Eingeständnis müssen wir uns selbst gegenüber machen. Wenn einige von uns Zweifel haben, stellen wir uns die folgende Frage: „Bin ich dauerhaft in der Lage, Vereinbarungen (gute Vorsätze), die ich mit mir selbst getroffen habe, einzuhalten - also den Gebrauch von schädlichen Verhaltensweisen unterlassen zu können, sobald ich mir das vorgenommen habe?

Schon in dem Moment, wo diese Art von Selbstkontrolle vorgeschlagen wird, bzw. angebracht erscheint, werden die meisten Betroffenen erkennen können, dass dies nicht wirklich und schon gar nicht auf Dauer möglich ist. Wie immer das Ergebnis ausfallen mag, so stellen wir doch fest, dass wir den Gebrauch von schädlichen Verhaltensweisen nicht für längere Zeit kontrollieren können.

Machtlosigkeit bedeutet, gegen die mit uns selbst gemachten Vereinbarungen (z. B. so genannte gute Vorsätze), also gegen unseren Willen zu verstoßen. Der Wille ändert sich dann halt und wir leben die Verhaltensweisen dann eben doch aus und rationalisieren dies. Wenn wir nicht aufhören können, wie können wir uns dann einreden, alles unter Kontrolle zu haben? Die Unfähigkeit mit schädlichen Verhaltensweisen aufzuhören, selbst mit größter Willenskraft und dem aufrichtigsten Wunsch, das ist es, was wir meinen, wenn wir sagen: „Wir haben absolut keine Wahl.“ Wir haben erst dann eine Wahl, wenn wir mit dem Versuch aufhören, unser schädliches Verhalten zu rechtfertigen.

Wir sind wahrscheinlich nicht vor überschäumender Liebe, Ehrlichkeit, Aufgeschlossenheit oder Bereitschaft in diese Gemeinschaft gestolpert. Wir hatten einen Punkt erreicht, an dem wir aufgrund von körperlichem, geistigem und/oder seelischem Schmerz nicht mehr weiter schädliches Verhalten ausleben konnten. Da wir es alleine nicht schafften, wurden wir endlich bereit, uns für Hilfe zu öffnen.

Unsere Unfähigkeit, dauerhaft unsere mit uns selbst gemachten Vereinbarungen einzuhalten ist ein starkes Symptom unserer Anfälligkeit zum Ausleben von schädlichen Verhaltensweisen. Darüber haben wir offensichtlich keine Macht. Diese Tatsache müssen wir uns eingestehen, um eine Veränderung zu ermöglichen.

Diese Anfälligkeit hat verschiedene Teilbereiche aus denen sie sich speist oder auf die sie ihrerseits wieder Auswirkungen hat.

Der körperliche Anteil dieser Disposition ist das zwanghafte Ausleben von schädlichen Verhaltensweisen und die großen Schwierigkeiten, damit aufzuhören, wenn wir einmal damit begonnen haben.

Der geistig Aspekt dieser Disposition ist die Besessenheit oder der übermächtige Wunsch, diese Verhaltensweien weiter zu praktizieren, selbst wenn wir unser Leben, unsere Lebensgrundlage oder das Leben bzw. die Lebensgrundlage anderer Menschen und Mitwesen zerstören.

Der spirituelle Anteil dieser Disposition liegt in der totalen Selbstbezogenheit. Wir meinten vielleicht, dass wir aufhören könnten, wann immer wir wollten, ungeachtet aller gegenteiligen Anzeichen. Viele schädliche Verhaltensweisen hatten wir gar nicht auf dem Schirm, da eine Mehrheit diese ja auch auslebte und Werbung ihr übriges tat. Leugnung, Verdrängung, Rechtfertigung, Mißtrauen, peinliche Selbstdarstellung, Ignoranz, Rationalisierung, Arroganz, Vereinsamung, Verschuldung und in Extremfällen völliger Kontrollverlust durch psychische Krisen können alles Ergebnisse dieser Situation auf persönlicher Ebene sein.

Auf einer geschellschaftlichen Ebene können wir ebenfalls die Auswirkungen sehen: Konsumismus, Umweltzerstörung, Klimawandel, Artensterben, Kriege um Ressourcen, Flüchtlingswellen, Verblödungsinitiativen (Propaganda), etc.

Diese Disposition ist fortschreitend und sehr schädlich für uns als Einzelne wie für die Biospäre des Planeten als Ganzes, jedenfalls so wie wir sie kennen.

Immerhin kann es eine Art der Erleichterung darstellen, zu erkennen, dass wir damit nicht alleine sind.

Lasst uns an dieser Stelle klarstellen: Es ist nicht unsere Schuld, dass es so ist. Aber wenn wir einmal erkannt haben, wo wir stehen, liegt es in unserer Verantwortung, damit aufzuhören und uns widerständig zu verhalten. Die meisten von uns versuchten, alleine aufzuhören oder rationalisierten ihr schädliches Verhalten, weil sich die anderen ja auch so verhielten und „man“ sich ja was „gönnen“ muss und es keinen Sinn macht, „alleine“ dagegen anzukämpfen. Wir erkennen jedenfalls, dass wir über unsere Disposition, für schädigendes Verhalten anfällig zu sein, machtlos waren. Der Versuch, mit bloßer Willenskraft aufzuhören, erweist sich regelmäßig lediglich als vorübergehende, nicht nachhaltige Lösung. Wir erkannten, das Willenskraft alleine für längere Zeit nicht ausreichen würde. Auch anderer angewandte „Heilmittel“ wie z. B. PsychiaterInnen, Therapien (Zumal: Wie könnten uns Menschen helfen, die selbst bis zum Hals in schädliches Verhalten verstrickt sind und ihre Lebensgrundlage im Geldverdienen am Leid anderer Menschen liegt?), Liebesbeziehungen, Dosissteigerungen von Urlaub, Karriere, Konsum, etc. waren nicht ausreichend, um das innere Nagen dauerhaft zu befrieden.

Wir fingen an zu erkennen, dass wir scheinbar vernünftige Erklärungen für den unglaublichsten Unsinn fanden, um so die Schädigungen zu rechtfertigen, die unser Lebensstil anrichtet, bei uns selbst und oder anderswo.

Solange wir unsere Vorbehalte, wie immer sie auch aussehen mögen, nicht loslassen, ist die Grundlage für eine wirkliche Veränderung gefährdet. Vorbehalte bringen uns um die positiven Effekte, den dieses Programm zu bieten hat. Indem wir uns von allen Vorbehalten befreien, kapitulieren wir. Nur so kann uns bei einer Veränderung weg von unserer Anfälligkeit, schädliches Verhalten zu praktizieren, geholfen werden.

Jezt lautet die Frage: Wenn wir machtlos sind, wie können uns die Anonymen Konsumentis helfen?

Wir beginnen, indem wir um Hilfe bitten. Die Grundlage unseres Programms ist das Eingeständnis, dass wir selbst nicht ausreichend Macht besitzen, unsere Anfälligkeit für die schädliche Verhaltensweisen zu überwinden, wegen der wir in erster Linie hierhergekommen sind. Wenn wir dies akzeptieren können, dann haben wir den ersten Teil des ersten Schrittes vollendet.

Um es deutlich zu machen: Vielleicht sind wir hier, weil eine besonders schädliche Verhaltensweise so gravierend war, dass wir uns deswegen in diese Selbsthilfegruppe begeben haben, wir aber für andere Probleme immer noch kein Sensonrium haben. In diesem Fall muss ein zweites Eingeständnis gemacht werden, damit die Grundlage vollständig wird; denn wenn wir hier aufhören, werden wir nur die halbe Realität kennen. Wie die meisten, die in dieser Gesellschaft aufwuchsen, sind wir stark darin, wenn es darum geht, Wahrheiten zu manipulieren - oder vielleicht ist das ja sogar Bestandteil des Menschseins, wenn auch ein überwindbarer.

Wir können auf der einen Seite sagen: „Ja, ich bin machtlos über mein schädigendes Verhalten xy“ und auf der anderen Seite: „Wenn ich mein Leben in den Griff bekomme, kann ich auch über dieses schädigende Verhalten wieder die Kontrolle gewinnen“. Solche Gedanken führen uns zum aktiv schädigenden Verhalten zurück. Vielleicht sind wir bisher nicht auf die Frage gekommen: „Wenn ich nicht einmal das schädigende Verhalten kontrollieren kann, wegen welchem ich mich in Problemen sehe, wie kann ich dann Kontrolle über mein ganzes Leben haben?“

Ohne das Ausleben von schädigenden Verhalten fühlten wir uns möglicherweise elend.

Für diejenigen von uns, die an von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnten Süchten oder Verhaltensweisen leiden, ist deren Ausgrenzung ein einfach zu erkennendes Merkmal dafür, dass etwas nicht stimmt. Jedoch bedeutet unsere Aufnahme in die Arme dieser Gesellschaft, nachdem wir dieses Verhalten ablegen konnten nicht, dass jetzt wieder alles in Ordnung ist. Im Gegenteil kann es ja sein, dass unser gescheiterter Selbsttherapieversuch (also z. B. in Drogen oder anderer Süchte zu flüchten) zumindest teilweise Ausdruck dessen war, dass wir mit der Gewalttätigkeit, Verlogenheit und Bigotterie unserer Umgebung einfach nicht klarkamen. Jetzt durften wir auf schmerzliche Art und Weise feststellen, dass unsere Lösung eben doch keine war. Heißt das, dass wir uns jetzt doch brav anpassen müssen und die Destruktivität unserer Umgebung hinnehmen müssen. Wir denken: Nein, auf keinen Fall! Gesellschaftliche Anerkennung ist also kein echtes Indiz für die Verbesserung unseres Geisteszustands.

Wir haben herausgefunden, dass wir entweder unsere alte Denkweise vollständig ändern mussten oder aber wieder schädliches Verhalten praktizieren würden. Wenn wir unser Bestes geben, dann funktioniert es für uns, so wie es für andere funktioniert hat. Als wir unsere alte Art zu leben nicht länger ertragen konnten, begannen wir uns zu ändern. Von diesem Punkt an konnten wir erkennen, daß jeder Tag, an dem wir clean von schädlichen Verhalten blieben, ein guter Tag zumindest für unsere Entwicklung ist, unabhängig davon, was passiert. Kapitulieren bedeutet, nicht länger kämpfen zu müssen. Wir akzeptieren unsere Disposition, schädliches Verhalten auszuleben so, wie es ist. Wir müssen bereit werden, das Notwendige zu tun, um eine Änderung in unserem Verhalten Sein zu ermöglichen. Selbst wenn es sich um Dinge handelt, die wir (erst mal) ungerne tun.

Solange wir diesen Schritt nicht machten waren wir voller Ängste und Zweifel. An diesem Punkt fühlten sich viele von uns verloren und verwirrt. Vielleicht fühlten wir uns anders.

Indem wir diesen Schritt arbeiten, bestätigen wir, dass wir die Bereitschaft haben, uns bis auf Weiteres diesem Programm anzuvertrauen. Nur nach diesem Eingeständnis können wir den Weg beginnen, der die Überwindung unserer Entfremdung zu uns selbst bedeuten kann.

Hilfe kann erst dann beginnen, wenn wir zugeben können, dass wir - was viele Bereiche unseres Lebens angeht - auf einem schlechten, schädlichen Wege waren. Dies kann beängstigend sein, ist aber notwendige Grundlage alles Weiteren.

Schritt eins bedeutet, dass es möglich ist, uns von schädlichem Konsum loszulösen. Dass es möglich ist, Altlasten abzubauen, die uns von einem von Selbstwert geprägtem Leben abhalten. In unserem Innersten wussten wir, dass die schädigenden Verhaltensweisen die Macht hatten, uns in Menschen zu verwandeln, die wir nicht sein wollten.

Indem wir clean von diesen Verhaltensweisen werden und diesen Schritt arbeiten, lassen wir zu, von unseren Ketten befreit zu werden. Keiner dieser Schritte wirkt jedoch durch Zauberei.

Wir sprechen nicht nur die Worte dieses Schrittes nach, wir lernen, sie zu leben. Wir finden selbst heraus, dass dieses Programm uns etwas zu geben hat.

Wir haben etwas Hoffnung gefunden. Wir können lernen, in der Welt, in der wir leben, zurechtzukommen. Wir können unsere wahren Bedürfnisse freilegen und echten Selbstwert entwickeln. Wir können einen Sinn und Zweck im Leben finden und Wahnsinn und Verkommenheit ablegen.

Wenn wir unsere Machtlosigkeit und die Unfähigkeit eingestehen, es nicht alleine zu schaffen, öffnen wir eine Tür. Es zählt nicht, wo wir waren, sondern wohin wir gehen.

(Zusatz in AK-Slang bzw. Herkunft konnte nicht geklärt werden:)

Im 1. Schritt setzen wir uns aktiv mit unseren Problemen auseinander. Wir akzeptieren unser problematisches Verhalten und versuchen dieses zu fassen und wohlwollend aufzunehmen. Wir erkennen, dass unser Konsumverhalten und/oder unsere Verhaltensmuster für uns und unsere Umwelt schädlich sind, zeigen uns allerdings für diese Erkenntnis dankbar und verurteilen uns nicht selbst. Wir gehen in eine ehrliche Auseinandersetzung mit uns selbst, rechtfertigen uns nicht mehr für unser Verhalten bzw. suchen nicht mehr nach externen Faktoren, die wir für unser Verhalten verantwortlich machen. Für diesen Schritt benötigen wir allerdings Hilfe. Die holen wir uns in den Meetings und bei unseren SponsorInnen, RätInnen oder Coachis.

Teil 1 B entspricht How and Why

Teil 1 C entspricht Schritteleifaden

Schritt 1 Anonyme Konsumentis – Grundlagen zur Schrittearbeit

Das Erste von allem ist ein Anfang – und so ist es auch mit den Schritten: Der erste Schritt ist der Beginn eines Weges in Richtung Freiheit von schädlichen Verhaltensweisen. Wir können nicht weiterkommen, ehe wir diesen Schritt gearbeitet haben. Wir empfehlen, die Schritte mit Hilfe dieses Leitfadens zu arbeiten, da wir gute Erfahrungen damit gemacht haben uns selbst auf die Schliche zu kommen.

Einige „spüren“ ihren Weg durch den ersten Schritt intuitiv, andere entscheiden sich, Schritt eins eher in einer systematischen Art zu arbeiten. Unsere Gründe, den ersten Schritt zu arbeiten, werden sich individuell von MitmacherIn zu MitmacherIn unterscheiden. Vielleicht sind wir neu dabei und haben gerade einen erschöpfenden Kampf gegen unsere schädlichen Verhaltensweisen geführt – und verloren. Oder vielleicht sind wir schon eine Weile dabei und abstinent von einigen gravierenden, schädlichen Verhaltensweisen, haben aber nun entdeckt, dass unsere Anfälligkeit in einigen anderen Bereichen unseres Lebens aktiv geworden ist oder wir haben erst jetzt ein Bewusstsein für die Schädlichkeit entwickelt. Jedenfalls veranlassen uns diese Umstände der Tatsache ins Auge zu sehen, dass wir alleine machtlos sind. Nicht alles, was wir tun, um zu wachsen, wird durch Schmerzen ausgelöst; vielleicht ist es auch einfach an der Zeit, erneut durch die Schritte zu gehen, um den nächsten Abschnitt unserer niemals endenden Reise der Veränderung zu beginnen.

Für viele von uns war es ein Trost zu erkennen, dass wir mit unserer Anfäligkeit nicht alleine an diesen Tiefpunkt gekommen sind, dass viele unserer Schwierigkeiten nicht durch z. B. eine moralische Schwäche, sondern durch eine schädigende Gesellschaftsform entstanden sind und dass wir das zukünftig nicht mehr alleine schultern müssen. Anderen von uns war der Grund egal, wir wollten da nur raus!

Wie auch immer, es ist an der Zeit, die Schritte zu arbeiten, uns einer konkreten Handlung zu verpflichten, die uns helfen wird, mehr Freiheit von unseren schädigenden Verhaltensweisen zu finden, egal welche Formen diese gerade annehmen. Unsere Hoffnung ist, die Grundsätze des ersten Schrittes zu verinnerlichen, die Einsicht, es nicht alleine schaffen müssen zu vertiefen und die Prinzipien Annahme, Demut, Bereitschaft, Ehrlichkeit und Aufgeschlossenheit zu einem grundlegenden Teil dessen zu machen, was wir sind.

Als erstes müssen wir an den Punkt kommen, an dem wir begreifen, dass wir alleine machtlos gegenüber unseren schädlichen Verhaltensweisen sind. Dahin führen viele verschiedene Wege. Es spielt also keine große Rolle, ob wir keine große Wahl mehr hatten und das Programm eine letzte Möglichkeit bot, oder ob wir noch nicht vollständig überzeugt waren, große Probleme durch schädigendes Verhalten zu haben oder zu verursachen und das Eingeständnis unserer Machtlosigkeit erst durch Arbeiten des ersten Schrittes passierte.

Mit Beginn des Arbeitens im ersten Schritt wird es absolut unabdingbar, abstinent von zumindest der gravierendsten schädlichen Verhaltensweise zu werden. Ebenfalls elementar ist das Einstellen des Konsums von Substanzen, die einen enthemmenden Einfluss auf uns haben und daher früher oder später jegliche Abstinenzbemühungen torpedieren würden. Wenn wir neu bei den Anonymen Konsumentis sind und es in unserem ersten Schritt vor allem darum geht uns über die Auswirkungen unseres schädigenden Verhaltens in unserem Leben klarzuwerden, müssen wir davon abstinent werden. Wenn wir bereits eine Weile davon abstinent sind und sich unser erster Schritt mit unserer Machtlosigkeit einer anderen schädlichen Verhaltensweise befasst, die zerstörerischen Einfluss in unserem Leben hat (auf uns und/oder andere), müssen wir einen Weg finden, dieses Verhalten zu beenden. Nur so wird unsere Kapitulation nicht durch Ausleben dieses Verhaltens getrübt.

Zurichtung & Konformismus

Wir können nichts für die Gesellschaft, in welche wir hineingeboren wurden.

Besessenheit & Zwang

Das, was uns zu Betroffenen macht, ist die Anfälligkeit für schädigendes Verhalten, nicht die Substanzen oder Verhaltensweisen selbst, sie sind nur Symptome. Wir waren unfähig, diese Verhaltensweisen dauerhaft einzudämmen oder sogar abzustellen. Diese Besessenheit und Zwanghaftigkeit im Bereich unseres gravierendesten Problems macht uns auch anfällig in anderen Bereichen unseres Lebens.

Während wir alle Aspekte unseres selbst- und fremdschädigenden Verhaltens untersuchen, fangen wir an, unsere Probleme zu erkennen und zu verstehen. Dabei haben viele Menschen Probleme mit der Vorstellung, dass wir von Gedanken besessen sein können und/oder unser Verhalten zwanghaft sein kann. Zwanghaftes Verhalten oder Besessenheit sind allerdings Aspekte unseres selbst- und fremdschädigenden Verhaltens, sie sind ein Teil unserer Symptome. Beides sind Symptome, die ihren Ursprung im Konsum zwecks Bedürfnisbefriedigung, dem Aufwachsen in disfunktionalen Herkunftsfamilien, der Anpassung an das soziale Umfeld (Freundschaften, Schule, Uni, etc.) haben. Bspw. können Menschen, die ihr Verhalten nicht der Norm zuschreiben, aber ein Teil dieser sein möchten, zwanghaftes Verhalten entwickeln, um der sogenannten „Norm“ im sozialem Umfeld zu entsprechen.

Wir müssen Zwang und Besessenheit in unserem Leben begreifen, damit wir unser Verhalten besser reflektieren können. Besessenheit äußert sich in verschiedenen Formen:

  • Gedanken kreisen sich ständig um Drogen, Eifersucht, Besitzanspruch, Schuldzuweisungen (andere sind für meinem Zustand verantwortlich), Perfektionismus, Konsum, Ausüben von Kontrolle, obsessive Liebe, Anhaftung.

Die Gedanken nehmen uns ein, wir verlieren das Bewusstsein und das Mitgefühl für uns und unsere Mitmenschen, wir verlieren uns im Außen und übergeben unsere Verantwortung. Wir entwickeln einen Tunnelblick und verlieren die Fähigkeit, Dinge außerhalb unserer Besessenheit zu sehen. Sie wird ein Teil unseres Alltags, bestimmt unser Verhalten, ungeachtet aller negativen Folgen für die Umwelt und uns selbst, und kann uns in tiefe Sinnkrisen stürzen.

Zwang beziehen wir bei den AKs auf zwaghaftes Verhalten, da Zwang auf gedanklicher Ebene viele Parallelen zur oben thematisierten Besessenheit aufweist. Bei zwanghaftem Verhalten werden wir von einer Kraft bestimmt, die uns einnimmt und uns bestimmte Handlungen ausführen lässt, von denen wir meistens wissen, dass sie sinnlos, selbst- und fremdschädigend sind. Wenn wir dem Impuls, die Handlungen auszuführen, nicht folgen, verspüren wir Angst. Folgen wir dem Impuls, können wir mit der Handlung häufig nicht aufhören. Zwanghaftes Verhalten äußert sich:

  • Impuls weiter Drogen zu nehmen
  • Kaufzwang
  • Überpünktlichkeit als soziale Norm
  • Erziehung der Kinder zu „perfekten“ Menschen innerhalb dieser Gesellschaft (anhand von Standards, die widerrum erst durch diese Gesellschaft kreirt werden)
  • Übertriebene Reinlichkeit bzw. Angst vor Kontamination, Schmutz, Insekten
  • Angst, dass die Tür nicht geschlossen oder der Herd nicht ausgeschaltet ist
  • Befolgung strikter Routinen
  • Impuls legale Stoffe (Kaffee, Zucker, Alkohol, etc.) zu nehmen
  • Zwangaftes Essen

Brainstorming: Zwänge können durch die Erziehung, Werbung, Normen, Regeln, Konsum, etc. entstehen……. Probleme, da Handlungen, die zu zwanghaften VErhalten führen von uns vermieden werden, wodurch soziale Kontakte, Erfahrungen…. verloren gehen

Wir beantworten folgende Fragen aus Frageblock Schritt 1:

  • 1. Was verstehe ich unter problematischem Konsumverhalten?
  • 2. Liste die Dinge auf, bei welchen du findest, dass es okay ist (und/oder lebensnotwendig)?, sie zu konsumieren. Bei Sachen, wo die Menge relevant ist, solltest du diese dazu schreiben. Beschreibe deine Wunschvorstellungen. Ein Vorschlag lautet, die verschiedenen Bereiche abzudecken. (Nahrungsmittel, Verpackungen und Transportwege von Kaufprodukten, Hygieneartikel, Kleidung, Einrichtung, Mobilität, Wasserversorgung/Energie, Arbeitsmaterialien/ Kreativmaterialien, Medikamente, Medien/Internet/Computer/Streamen/Musik, Sonstiges/definierte Ausnahmen).

* Nahrungsmittel: * Verpackungen und Transportwege von Kaufprodukten: * Hygieneartikel: * Kleidung: * Einrichtung: * Mobilität: * Wasserversorgung/Energie: * Arbeitsmaterialien/Kreativmaterialien: * Medikamente: * Medien/Internet/Computer/Streamen/Musik: * Sonstiges/definierte Ausnahmen:

  • 3. Beschreibe nicht deine Wunschvorstellungen, sondern deine derzeitige Praxis!

* Nahrungsmittel: * Verpackungen und Transportwege von Kaufprodukten: * Hygieneartikel: * Kleidung: * Einrichtung: * Mobilität: * Wasserversorgung/Energie: * Arbeitsmaterialien/Kreativmaterialien: * Medikamente: * Medien/Internet/Computer/Streamen/Musik: * Sonstiges/definierte Ausnahmen:

  • 4. Bin ich in der Lage dauerhaft nur das zu konsumieren, für was ich mich entschlossen habe?
  • 5. Wenn du die vorige Frage mit Nein beantwortet hast, liste auf, wobei es dir in letzter Zeit auf Konsum bezogen nicht gelungen ist: (In welcher Weise habe ich in letzter Zeit aktiv problematisches Konsumverhalten an den Tag gelegt?)
  • 6. Bin ich frei von anderen problematischen, mich oder andere schädigenden Verhaltensmustern, die nicht direkt mit Konsum zu tun haben oder anders gefragt: Bin ich – abgesehen vom hier bereits bearbeitetem Konsum - in der Lage, mich dauerhaft nur so zu verhalten, wie es meine mir selbst gesetzten Grundsätze erlauben?
  • 7. Wenn du die vorige Frage mit Nein beantwortet hast, liste auf, wobei es dir in letzter Zeit auf dein Verhalten bezogen nicht gelungen ist: (Wenn es nicht mein Konsumverhalten ist, womit ich mich und oder andere schädige, was ist es dann, worüber ich nicht glücklich bin?)
  • 8. Wenn ich nicht hauptsächlich wegen konsumspezifischen Problemen Hilfe gebrauchen kann, worin bestehen dann meine Schwierigkeiten?
  • 9. Welche problematischen Verhaltensweisen und/oder Charakterdefekte lebe ich aus, konsumiere ich sozusagen?
  • 10. Habe ich in letzter Zeit besessen gehandelt oder gedacht, folgt mein Denken also einem bestimmten Muster? Beschreibe es!
  • 11. Wenn mir ein Gedanke in den Kopf kommt, handle ich dann sofort danach, ohne die Folgen zu bedenken und auf welche Art verhalte ich mich sonst noch zwanghaft?
  • 12. Wie hat der selbstbezogene Anteil meiner Disposition mein Leben und das der Menschen in meiner Umgebung beeinflusst?
  • 13. Wie, wenn ich die Kreise weiterziehe, auf die Umwelt als Ganzes?
  • 14. Wie haben meine problematischen Eigenarten mich körperlich beeinträchtigt?
  • 15. Wie geistig?
  • 16. Wie spirituell?
  • 17. Wie haben meine problematischen Eigenarten mich gefühlsmäßig beeinträchtigt?
  • 18. Leide ich noch an stofflichen Abhängigkeiten wie Nikotin, Alkohol, Drogen, Medikamenten, Zucker, Koffein, schädliches Essverhalten, etc.?
  • 19. Nehme ich regelmäßig Substanzen aus Frage 18 zu mir und glaube nicht darunter zu leiden?
  • 20. Nehme ich irgendwelche Medikamente regelmäßig? (1)

(1) Was geht’s euch an welche Medikamente ich nehme? Hat mein Arzt verschrieben! Ja, kann schon sein. Nehmen wir mal an, du bist Diabetiker Typ II und musst laut deinem Arzt/deiner Ärztin Insulin spritzen. SSponsorInnen, RätInnen oder Coachis würden vielleicht versuchen zu verstehen, ob nicht ein besonders ungesundes, nach schädlichem Konsum orientiertes Verhalten dieser „Erkrankung“ zu Grunde liegt. Was liegt wiederum diesem schädlichen Konsum zu Grunde? Wahrscheinlich verdrängte und unbefriedigte echte Bedürfnisse. Wenn wir diese zusammen freilegen und befriedigen ist es möglich, auch für die körperlichen Auswirkungen wie Diabetes Bes-serung zu erfahren und so weniger Insulin spritzen zu müssen. Es macht jedenfalls Sinn, sich hier zu öffnen, vor allem, wenn du bei deinen SponsorInnen, RätInnen oder Coachis eine gute Wahl getroffen hast. Sie geben außerdem nur Hinweise, sie herrschen nicht. Medikamente werden unserer Meinung nach oft aus Profitgier, Unwissen, Zeitnot, Empathie-Unfähigkeit oder einer individuellen Mischung davon verschrieben, nicht, weil es das Beste für dich wäre. Auf der anderen Seite hat auch die Schulmedizin mit vielen ihrer Medikamente natürlich Verdienste für das Verbessern von Lebensqualität erreicht. Es ist ein komplexes Thema. Wenn du regelmäßig Medikamente nimmst, teil es uns mit.

Unsere Disposition, schädigendes Verhalten auszuleben, kann sich auf viele verschiedene Weisen ausdrücken. Anfangs wird unser Fokus sicherlich auf unseren Hauptproblem, wegen dem wir ursprünglich zu den AK gekommen sind, liegen. Später finden wir vielleicht heraus, dass diese Disposition in vielen Bereichen unseres Lebens Schaden angerichtet hat.

* 21. In welcher besonderen Art und Weise ist die Neigung zu schädigendem Verhalten in letzter Zeit in Erscheinung getreten?

* 22. War ich besessen von einer Person, einem Ort oder einer Sache?

* 23. Wenn ja, wie hat sich diese Besessenheit auf meine Beziehungen zu anderen ausgewirkt?

* 24. Wie wurde ich sonst noch geistig, körperlich, spirituell und/oder gefühlsmäßig von dieser Besessenheit beeinträchtigt?

Leugnung und Rationalisierung

Leugnung ist der - oft unbewussten Teil - unserer Disposition, der sagt, wir hätten keine Probleme oder unser Konsumverhalten oder unsere anderen Verhaltensweisen oder Schwierigkeiten wären im Großen und Ganzen nicht schädlich.

Rationalisierung hingegen begründet - scheinbar alternativlos - warum wir angeblich anders gar nicht können.

Solange wir uns in Leugnung befinden, sind wir unfähig die Wirklichkeit zu erkennen. Wir vertuschen die Auswirkungen denjenigen gegenüber, die höhere Ansprüche haben oder suchen Gesellschaft bei denjenigen, die sich ähnlich schädlich oder noch schlimmer verhalten. Auch neigen wir in Leugnung dazu, anderen die Schuld zu geben und berufen uns auf die zu hoch gesteckten Erwartungen anderer. Wir vergleichen uns mit denjenigen, die noch übler drauf sind. Oder – wenn wir schon länger dabei sind - vergleichen wir die gegenwärtige Erscheinungsform unseres schädlichen Konsumverhaltens oder unserer anderen Schwierigkeiten mit der Zeit, als es noch viel schlimmer war und ruhen uns auf dem bisher erreichten aus. Ein sicheres Zeichen für Leugnung ist, wenn wir uns dabei ertappen, dass wir einleuchtende aber unwahre Gründe für unser Verhalten anführen. So behaupten wir vielleicht AK Freunden gegenüber, dass ein Flug nach Irland schon vor dem Kennenlernen der Gruppe gebucht wurde und nicht mehr storniert werden kann. In Wirklichkeit trauen wir uns aber einfach nicht der Freundin, die mitfliegen will, abzusagen, weil wir uns noch zu exotisch mit der Erkenntnis fühlen, dass Fliegen als Fortbewegungsmittel CO2-Bilanz-technisch völlig inakzeptable Naturschäden zur Folge haben. Der wahre Grund ist also vielleicht einfach Angst davor, in Irland irgendwas zu verpassen. Angst davor, mir nicht genug zu gönnen. Angst vor Ablehnung. Angst vor Konflikten. Angst vor der Einsamkeit, die entstehen könnte, mit so jemandem nicht mehr zusammen bleiben zu wollen, der nicht mal versteht, dass mensch selbst eben nicht mehr fliegen will.

Unser schädliches Konsumverhalten kann sich auf viele verschiedene Weisen ausdrücken. Wenn wir noch nicht lange bei den AK sind, ist es wahrscheinlich, dass wir noch gar nicht umfassend absehen können, wie schädlich unser Verhalten wirklich war. Das ist nicht schlimm. Mit der Zeit wird mehr offenbart werden und uns wird einiges klarer. Es ist ein Prozess, keine Heilung durch Handauflegen.

  • 25. Habe ich einleuchtende aber unwahre Gründe für mein Verhalten angeführt? Beschreibe!
  • 26. Habe ich eine Besessenheit zwanghaft ausgelebt und anschließend so getan, als hätte ich von vornherein beabsichtigt, mich so zu verhalten? Beschreibe!
  • 27. Inwiefern habe ich anderen Menschen die Schuld für mein Verhalten gegeben?
  • 28. Habe ich mein schädliches Konsum- oder problematisches Verhalten mit dem schädlichen Verhalten von jemand anderem verglichen?
  • 29. Ist mein Verhalten „schlimm“ genug, wenn ich aufhöre, es mit dem Verhalten von anderen zu vergleichen?
  • 30. Vergleiche ich eine gegenwärtige Erscheinungsform meines schädlichen Konsum- oder problematischen Verhaltens damit, wie es früher war, als es noch schlimmer war, werde ich also von der Vorstellung geplagt, es eigentlich besser wissen zu müssen?
  • 31. Habe ich gedacht, ich haette genügend Wissen über mein Konsumverhalten oder meine anderen Schwierigkeiten, um mein Verhalten kontrollieren zu können, bevor es mir aus der Hand gleitet?
  • 32. Vermeide ich bestimmte Handlungen die meinen Prinzipien oder den Prinzipien anderer Menschen widersprechen. aus Angst mich zu schämen, wenn ich den Auswirkungen meines Konsumverhaltens und/oder meiner anderen Schwierigkeiten ins Gesicht sehen muss, vermeide ich also etwas zu unternehmen (oder unterlassen), weil ich mir Sorgen mache, was andere darüber denken?

Tiefpunkt - Ist ein Tiefpunkt nötig?

Als Tiefpunkt bezeichnen wir den Moment in unserer Biografie, der uns zur Erkenntnis bringt, dass es so nicht weitergehen kann.

Während Suchterkrankungen wie Alkoholismus, Drogensucht, Spiel- oder Sexsucht gesellschaftlich mehr oder weniger geächtet werden und daher regelmäßig zu so etwas wie einem persönlichen Tiefpunkt in der Suchtgeschichte der Betroffenen führen ist dies bei vielen Erscheinungen, die wir hier bei den anonymen Konsumentis beschreiben, eher nicht oder noch nicht der Fall, da breite gesellschaftliche Schichten den durch Konsum verursachten Schaden leugnen und/ oder wegrationalisieren. Wir hoffen, dass es nicht unbedingt einen Tiefpunkt braucht, um Menschen dahin zu bringen, sodass Sie erkennen können, dass ihr Verhalten der Umwelt schadet und sie dies durch Arbeiten im AK Programm nach und nach ändern können. Wenn viele Menschen ihr schädliches Verhalten jetzt kurzfristig ändern kann ein gesamtgesellschaftlicher Kollaps durch die selbstgemachten Krisen vielleicht noch verhindert werden. An eine Rettung durch technischen Fortschritt glauben wir hier nicht, entsprechende Verheißungen sind ein Trugbild, gezeichnet von denjenigen, die große Interessen daran haben, dass die derzeitige Zerstörung beibehalten wird, da sie auf eine wirtschaftliche Weise davon profitieren. Andererseits sourcen wir durch unser rücksichtloses Konsumverhalten persönliche Tiefpunkte aus. Dadurch stürzen wir andere Menschen im globalen Süden, Tier- und Pflanzenarten und komplette Ökosysteme in Probleme, die sich leicht auch als Tiefpunkte der Menschheitsgeschichte bezeichnen lassen. Jedenfalls müssen wir ein Bewusstsein für die Folgen unseres Handelns entwickeln, Tiefpunkt hin oder her.

  • 33. Welches Ereignis bzw. Krise, welcher Einfluss hat dazu geführt, dass ich das Bewusstsein entwickeln konnte, dass mein Verhalten schädliche Auswirkungen hat bzw. dass ich Hilfe für meine anderen Schwierigkeiten gebrauchen könnte und brachte mich also dazu, in die AK zu kommen?
  • 34. Nachdem ich das Bewusstsein dafür erlangt hatte, wie bin ich dann aktiv geworden, etwas an der Situation zu ändern?
  • 35. Wann habe ich meinen Konsum oder andere Schwierigkeiten zum ersten Mal als Problem erkannt?
  • 36. Habe ich versucht, etwas daran zu ändern?
  • 37. Wenn ja, wie?
  • 38. Wenn nein, warum nicht?

Das Konzept der Machtlosigkeit (und Unmeisterbarkeit) bei den AK

  1. Für viele von uns gibt daher auch viele Parallelen mit einer Drogensucht: Wir entscheiden uns, beispielsweise Kartoffelchips zu meiden, bis wir uns eines früheren oder späteren Tages eben umentscheiden, weil wir dann doch ein Riesenverlangen danach haben. Wir entscheiden uns, Gemüse nur noch ohne Plastikverpackung zu kaufen bis wir uns eines früheren oder späteren Tages dann eben umentscheiden, weil wir uns Glauben machen, keine Zeit mehr haben, noch in einem anderen Laden nachzuschauen und in dem Laden, der auf der Strecke liegt gibt es halt nur verpacktes Gemüse. Im Stress sind wir, weil wir glauben, dringend irgendwo hin zu müssen. Ein gutes Gewissen bietet uns dann noch die geschickte Rationalisierung, die wir uns selbst gegenüber vornehmen, dass wir ja dann wenigstens nicht mehr Benzin verfahren, da wir nicht in einem anderen Laden nachschauen. Nur: Es gibt keinen richtigen Konsum im Falschen.

Dieses Umentscheiden hin zu schädlichem Verhalten gegen früher selbst getroffene, als richtig empfundene Grundsätze deutet auf eine gewisse Machtlosigkeit hin, die viele von uns diesbezüglich an den Tag legen.

  • 39. Worüber genau bin ich machtlos?
  • 40. Als ich meine Sucht, mein zwanghaftes Verhalten und/oder das Ausleben der Befriedigung von Ersatzbedürfnissen auslebte, habe ich dann Dinge getan, die ich niemals tun würde, wenn ich mich auf die Einhaltung meiner eigenen ethischen Grundsätze konzentrierte? Beschreibe kurz an Hand von 2- 3 Beispielen!
  • 41. Welche Dinge habe ich getan, um meine Sucht, mein zwanghaftes Verhalten und/oder das Ausleben der Befriedigung von Ersatzbedürfnissen aufrechtzuerhalten, das vollständig allen meinen Grundsätzen und Wertvorstellungen widerspricht?
  • 42. Auf welche Weise verändert sich meine Persönlichkeit, wenn ich diese Verhaltensweisen auslebe? (Zum Beispiel: Werde ich überheblich? Selbstzentriert? Launisch? Untätig bis zur Unfähigkeit, mich selbst zu schützen? Manipulierend? Jammernd?)
  • 43. Manipuliere ich andere Menschen, um diese Verhaltensweisen aufrechtzuerhalten? Beschreibe!
  • 44. Habe ich versucht, aufzuhören und herausfinden müssen, dass ich es nicht konnte? Habe ich versucht, alleine damit aufzuhören und dann festgestellt, dass mein Leben ohne das Ausleben meiner Sucht, meines zwanghaften Verhaltens und/oder dem Ausleben der Befriedigung von Ersatzbedürfnissen so qualvoll war, dass meine Abstinenz nicht lange anhielt? Beschreibe?
  • 45. Wie hat meine Sucht, mein zwanghaftes Verhalten und/oder das Ausleben der Befriedigung von Ersatzbedürfnissen mich dazu gebracht, mich selbst oder andere zu verletzen?
  • 46. Muss immer alles nach meinem Kopf gehen?
  • 47. Welche Auswirkungen hatte das auf meine Beziehungen?
  • 48. Beachte ich die Bedürfnisse anderer?
  • 49. Welche Auswirkungen hatte mein Mangel an Anteilnahme auf meine Beziehungen?
  • 50. Übernehme ich Verantwortung für mein Leben und meine Handlungen?
  • 51. Bin ich in der Lage meinen täglichen Verpflichtungen nachzukommen, ohne von ihnen überwältigt zu werden? Beschreibe!
  • 52. Breche ich sofort zusammen, wenn die Dinge einmal nicht nach Plan laufen? Wie hat diese Erfahrung mein Leben beeinträchtigt?
  • 53. Empfinde ich jede Anforderung an mich als eine persönliche Beleidigung? Wie hat diese Wahrnehmung mein Leben beeinflusst?
  • 54. Lebe ich in ständiger Katastrophenstimmung und begegne jeder Situation erst einmal mit Panik? Wie hat diese Haltung mein Leben beeinträchtigt?
  • 55. Ignoriere ich Anzeichen, dass etwas ernsthaft mit meiner Gesundheit, mit meinen Kindern oder sonst etwas Wichtigem in meinem Leben nicht stimmt und denke, dass es schon irgendwie klappen wird? Beschreibe!
  • 56. War ich in Folge meines Konsumverhaltens und/oder meiner anderen Schwierigkeiten in wirklichen Gefahrensituationen jemals gleichgültig gegenüber der Gefahr oder sonst irgendwie unfähig mich zu schützen? Beschreibe!
  • 57. Habe ich als Folge meines schädlichen Konsumverhaltens und/oder meiner anderen Schwierigkeiten jemals jemenschem Schaden zugefügt? Beschreibe, jedoch genügen 2 oder 3 kurze Beispiele. Du wirst dies in deinem 4. Schritt ausführlicher bearbeiten können!
  • 58. Bin ich extrem launisch oder lebe ich meine Gefühle auf andere Weise aus, die meine Selbstachtung oder meine Würde verletzen? Beschreibe es!
  • 59. Habe ich schädliches Konsumverhalten und/oder andere Schwierigkeiten ausgelebt, um meine Gefühle zu verändern oder zu unterdrücken? Was war es, dass ich ändern oder unterdrücken wollte?

Vorbehalte

Sicherlich gibt es für viele von uns eine Menge Vorbehalte. Vorbehalte bringen uns um den Gewinn, den dieses Programm zu bieten hat. Solange wir diese haben wird es schwierig bis unmöglich, einen neuen Weg zu beginnen. Wir schlagen vor, sich die Fragen des ersten Schrittes vom Schritte-Leitfaden vorzunehmen und mit deren Hilfe die Vorbehalte aufzudecken. Anschließend empfehlen wir, diese Vorbehalte mit SponsorInnen, RätInnen oder Coachis durchzugehen. Mehr dazu wird im Leitfaden stehen.

Vorbehalte sind die Stellen in unserer Schrittearbeit

  • 60. Habe ich das volle Ausmaß meines Fehlverhaltens akzeptiert?
  • 61. Glaube ich immer noch mit Leuten zusammen sein zu können, die mich mit meinem Fehlverhalten verbinden?
  • 62. Kann ich an Orte gehen, an denen ich mein Fehlverhalten praktiziert habe?
  • 63. Glaube ich, dass es klug ist, Dinge aufzubewahren, die mit meinem Fehlverhalten in Zusammenhang stehen, nur um mich zu erinnern oder meine Stabilität zu testen? Beschreibe!
  • 64. Gibt es etwas, von dem ich glaube, es nicht ohne Konsum oder anderes schädliches Verhalten überstehen zu können, ein Ereignis, dass so schmerzhaft wäre, dass ich schädliches Verhalten praktizieren oder in Konsumwahn zurückfallen müsste, um den Schmerz zu ertragen?
  • 65. Meine ich, dass es etwas gäbe, was mich dazu bringen könnte, in schädliches Konsumverhalten zurückzufallen, weil ich meine, ich müsste oder dürfte etwas ausgleichen, es sei berechtigtes Fluchtverhalten, ich dürfe mir etwas gönnen/Gutes tun oder ich bräuchte das Konsumverhalte, um Schmerz zu betäuben?
  • 66. Glaube ich, dass ich mit einer gewissen Zeit des Verzichts auf bestimmte Dinge oder unter anderen Lebensumständen in der Lage wäre, meinen schädlichen Konsum oder meine anderen Schwierigkeiten zu kontrollieren?
  • 67. An welchen Vorbehalten halte ich immer noch fest?
  • 68. Was macht mir am Begriff der Kapitulation Angst?
  • 69. Was überzeugt mich davon, dass ich nie mehr erfolgreich meine Sucht, mein zwanghaftes Verhalten und/oder das Ausleben der Befriedigung von Ersatzbedürfnissen nachgehen kann?
  • 70. Akzeptiere ich, dass ich selbst nach langer Abstinenz niemals die Kontrolle über die Verhaltensweisen erlangen kann, die ins zwanghafte abgerutscht waren?
  • 71. Kann ich meinen Weg in Richtung Freiheit ohne vollständige Kapitulation beginnen?
  • 72. Wie kann mein Leben aussehen, wenn ich vollständig kapituliere, dass ich keine Macht über die Verhaltensweisen habe, die ich loswerden möchte?
  • 73. Bin ich bereit den Empfehlungen anderer Menschen die schon länger dieses Programm arbeiten und/oder anderweitig mehr Erfahrungen haben, zu folgen?
  • 74. Bin ich bereit regelmäßig in die Meetings zu gehen?
  • 75. Bin ich bereit zu kapitulieren, meine Machtlosigkeit zu erkennen, dies zeigt sich auch darin, dass wir akzeptieren wer wir wirklich sind - weder schlechter noch besser zu sein, als wir bisher glaubten – sondern einfach menschlich, stark und widerständig?
  • 76. Halte ich mich für ein Monster, das für die Zerstörung der Umwelt, der nicht Empathiefähigkeit der Menschen, für die Kriege dieser Welt usw. durch sein zerstörendes Verhalten verantwortlich bzw. federführend dazu beigetragen hat.
  • 77. Oder glaube ich, dass ich damit Garnichts zutun habe und /oder liegt meine Wahrnehmung, meine vermeintliche Wahrheit irgendwo dazwischen?
  • 78. Habe ich eine Vorstellung von meiner wirklichen Bedeutung innerhalb meines näheren sozialen Umfeldes, innerhalb der Gesellschaft als Ganzem und der Welt an sich (Umwelt).
  • 79. Wie lebe ich das Prinzip der Bereitschaft/Offenheit in Verbindung mit meiner Auseinandersetzung a ersten Schritt?
  • 80. Habe ich Frieden damit geschlossen mit Dingen und Handlungen, die ich tun muss um mich verändern zu können.
  • 81. Inwiefern ist dies alles nötig um den Weg den ich angefangen habe zu gehen, weiter gehen zu können?

2. Schritt 2

Teil 2 A enstpricht Basic Text

„Wir kamen zu dem Glauben, dass wir durch Anwendung von spirituellen Prinzipien in unserem Leben vom Ausleben von schädlichem Verhalten Abstand gewinnen können und sich unser Geisteszustand verbessern wird. Wir wollen uns - in einer Gruppe bzw. Gemeinschaft - mit anderen betroffenen Menschen unserem problematischen Verhalten stellen und entwickeln Vertrauen, dass es so funktionieren kann“

Wenn wir anhaltende Freiheit von Sucht und Konsum erreichen wollen, ist auch dieser Schritt unumgänglich. Aus dem ersten Schritt entsteht die Notwendigkeit, an etwas zu glauben, das uns in unserer Macht- und Hilflosigkeit, was schädigendes Verhalten angeht, helfen kann.

Der erste Schritt hat möglicherweise ein Vakuum in unserem Leben hinterlassen. Wir müssen etwas finden, das diese Leere ausfüllt. Das ist das Ziel des zweiten Schrittes. Vielleicht nehmen manche von uns diesen Schritt nicht ernst und versuchen, mit einem Minimum an Interesse darüber hinweg zu gehen, werden jedoch feststellen, dass die darauffolgenden Schritte nicht funktionieren werden, bis wir den 2. Schritt gearbeitet haben.

Selbst wenn manche von uns zugaben, Hilfe bei Teilbereichen wie z.B. Drogen oder Schulden oder was auch immer zu benötigen, leugneten sie dennoch die Auswirkungen in anderen großen Bereichen ihres Lebens und dass sie es alleine eben nicht in den Griff bekamen.

Wir haben aber diese Schwierigkeiten. Sie sind fortdauernd und werden von alleine nicht besser. Wir handelten gegen uns selbst und/oder unsere Umgebung auf zerstörerische Art und Weise.

Egal wie, wir lebten zerstörerisches Verhalten aus. Ob uns das bereits bewusst ist oder nicht: In der Egozentriertheit, die dahintersteht, haben wir alle etwas gemeinsam:

  • Es gibt den Heroin-Junkie, der alten weiblich gelesenen Menschen die Handtaschen raubt.
  • Es gibt den Medikamente-Abhängigen, der sich bei 2 oder 3 ÄrztInnen ein legales Rezept ausstellen lässt.
  • Es gibt ÄrztInnen, die Rezepte aus Profitgier ausstellen, weil sie einen Deal mit PharmareferentInnen haben, obwohl sie wissen, dass das den einnehmenden Menschen nicht helfen, sondern sogar schaden wird.

Es gäbe eine unendliche Liste, die wir hier aufführen könnten. Hinter diesen Verhaltensweisen steckt nach unserer Lesart immer der Versuch, nicht befriedigte Ursprungsbedürfnisse durch Befriedigungsversuche von für uns und/oder andere schädlichen Ersatzbedürfnissen zu kompensieren.

Am Ende macht es keinen zufriedener, egal was uns Werbung, neoliberaler Zeitgeist oder unser Suchtgedächtnis uns versprechen. Nur die Befriedigung unserer ursprünglichen Bedürfnisse hat einen nachhaltigen Effekt auf unser Dasein, der Rest sind nur hilflose Betäubungsversuche, die das Leben verkümmern lassen. Das gilt für die Privilegierten genauso wie für die Benachteiligten. Es sieht vielleicht von außen besser aus, aus einer in dieser Welt geprägten Sichtweise, ist aber eine Täuschung.

Am Ende bezahlen alle für dieses Verhalten mit einer Verkümmerung. Auch wenn es wegen der mehrheitsgesellschaftlichen Ächtung für Junkies leichter zu erkennen ist als für Business-Menschen. Und aufgrund der globalen Verstrickungen von Zerstörung bezahlen auch diejenigen, die vielleicht recht wenig oder kein zerstörerisches Verhalten an den Tag legen.

Wenn wir in das Programm kommen, erkennen viele von uns, dass wir immer wieder zerstörerisches Verhalten auslebten, obwohl wir wussten, dass wir damit schädliche Auswirkungen auf uns und/oder unsere Umgebung verursachten. Wir halten es für Wahnsinn, all das immer weiter auszublenden und zu verdrängen und so weiterzumachen, als könnten wir diesmal unterschiedliche Ergebnisse erwarten. Es ist wahnsinnig, täglich schädigendes Verhalten auszuleben, obwohl wir wissen, dass dies weitreichende, zerstörerische Konsequenzen hat. Der offensichtliche Teil des Wahnsinns dieses Zustandes zeigt sich in der Besessenheit, damit weitermachen zu müssen.

Glaubst du auch, dass es eigentlich verrückt ist, durch unser Verhalten unsere eigenen Lebensgrundlagen zu schädigen und zu zerstören, also z. B. durch Rauchen unsere Lungen zu schädigen? Oder wenn wir Fleisch essen zur Abholzung des Amazonas für Tierfutterplantagen beitragen? Oder wenn wir Autofahren und so durch Abholzung von Wäldern in unserer Nähe für Autobahnneubau sorge?. Oder wenn wir Stromanbieter wählen, die immer noch Braunkohle verstromen, dann schädigen wir nicht die Lungen des Planeten? Es ist natürlich noch komplexer, aber an dieser Stelle soll das reichen.

Wenn du zugeben kannst, dass das wahnsinnig ist, dann dürftest du mit dem 2. Schritt keine Schwierigkeiten haben, jedenfalls dann nicht, wenn du deinen eigenen Anteil daran erkennst.

Das erste was wir in diesem Programm tun, ist mit den gravierendsten, uns direkt selbst schädigenden Verhaltensweisen aufzuhören. An diesem Punkt fangen wir an zu fühlen, wie schmerzhaft das Leben zunächst ohne diese Betäubungen und Ablenkungen ist, wenn wir sie nicht durch andere Betäubungen und Ablenkungen substituieren. Das dadurch entstehende Loch zwingt uns dazu, einen Glauben daran zu entwickeln, dass sich das Aushalten lässt und verändern wird. Dass die Besessenheit und der Zwang, mit diesem schädlichen Verhalten weiterzumachen, überwunden werden kann.

Wir schlagen hier die Praktizierung von spirituellen Prinzipien vor. Es genügt, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass durch das Praktizieren von spirituellen Prinzipien - in diesem Schritt wird es in erster Linie um Ehrlichkeit, Aufgeschlossenheit und Bereitschaft gehen- eine Besserung des Zustands erreicht werden kann. Wir schlagen außerdem vor, dies zuerst in den Meetings zu üben und dann auszuweiten.

Dieser Glaube ist nichts Religiöses. Das Gegenteil von Glauben ist nicht Atheismus, da Atheismus auch ein Glaube ist. Oder der Glaube, dass wir für einen Geldschein (ein Stück Papier), Essen kaufen können. In einer Inflation beginnen Menschen daran zu zweifeln und es funktioniert nicht mehr gut und die Papierstücke werden größer. Das Gegenteil von Glauben ist Zweifel.

Es geht darum, uns dem Glauben an die Wirksamkeit des Praktizierens dieser spirituellen Prinzipien gegenüber zu öffnen. Es reicht, nicht sicher ausschließen zu können, dass es nicht doch funktionieren könnte. Es reicht, sich sagen zu können, nur für heute werde ich die gravierendsten, schädigenden Verhaltensweisen nicht praktizieren und meinen Arsch clean ins Bett bringen. Nur für heute werde ich es schaffen, mir genug Hilfe dafür zu holen, dieses Verhalten nicht auszuüben.

Das ist möglicherweise schwierig, aber indem wir Aufgeschlossenheit und Bereitschaft anwenden, werden wir früher oder später die Hilfe erhalten, die wir brauchen. Wir redeten mit anderen und hörten ihnen zu. Wir sahen, wie sich das Verhalten von anderen besserte und sie erzählten uns, was für sie funktionierte. Wir entwickelten etwas Vertrauen, dass wir es auch versuchen könnten und können annehmen, dass das Praktizieren von spirituellen Prinzipien auch für uns funktionieren könnte. Unsere Angst lässt nach. Die Kraft zu Handeln wächst. Wenn unser Glaube gewachsen ist, sind wir bereit für den 3. Schritt.

Teil 2 B entspricht How and Why -Teil

„Wir kamen zu dem Glauben, dass wir durch Anwendung von spirituellen Prinzipien in unserem Leben vom Ausleben von schädlichem Verhalten Abstand gewinnen können und sich unser Geisteszustand verbessern wird. Wir wollen uns - in einer Gruppe bzw. Gemeinschaft - mit anderen betroffenen Menschen unserem problematischen Verhalten stellen und entwickeln Vertrauen, dass es so funktionieren kann“

Nach unserer Kapitulation im ersten Schritt spüren wir in uns die Notwendigkeit einen Glauben entwickeln zu können, dass wir unser schädigendes Verhalten loswerden können. Diese Kapitulation machte es für uns möglich, Hoffnung zu spüren. Indem wir unsere eigene Machtlosigkeit über unser schädliches Verhalten eingestehen, öffnen wir uns für eine völlig neue Vorstellung, nämlich dass wir es nicht alleine schaffen müssen, sondern dass wir uns Hilfe holen können.

Vielleicht glaubten wir, bevor wir zu den AK kamen, nie an etwas anderes als unsere eigene Willenskraft, aber genau auf diesem Wege sind wir gescheitert. Die anonymen Konsumentis eröffnen uns neue Einsichten, aus denen wir Hoffnung schöpfen können. Wir beginnen, zu verstehen, was es bedeutet, daran zu glauben, dass wir es nicht alleine schaffen müssen und dass das Anwenden von spirituellen Prinzipien uns helfen wird, schädigendes Verhalten abzulegen und mehr im Einklang mit unseren Werten leben zu können. Diese Hoffnung wird verstärkt, wenn wir anderen Betroffenen zuhören und bemerken, wie sie sich weiterentwickelt haben und wie stark sich ihr schädigendes Verhalten vermindert hat. Wir hören in den Meetings gut zu und werden bereit, das Gehörte auf unser eigenes Leben anzuwenden. Während wir beginnen zu glauben, dass es für uns Hoffnung gibt, fangen wir an, dem Prozess der Veränderung zu vertrauen. In der Literatur der Selbsthilfegruppe NA, die wir hier stark abgewandelt aber in großen Teilen übernehmen, steht:“ Etwas steht unserer Genesung mehr im Wege als alles andere, und das ist eine gleichgültige oder intolerante Einstellung gegenüber spirituellen Prinzipien. Drei davon sind Ehrlichkeit, Aufgeschlossenheit und Bereitschaft“. Das bedeutet nicht, dass wir in jeder Situation unfehlbar ehrlich, aufgeschlossen und bereit sein müssen. Wir können aber versuchen, diese Prinzipien anzuwenden. Wenn wir uns dem Zweiten Schritt zuwenden, können wir als Erstes das Prinzip der Ehrlichkeit anwenden.

Ehrlichkeit: Was wir mit Ehrlichkeit nicht meinen, ist, in einem Polizeiverhör die Wahrheit zu sagen und Freunde zu belasten, dass wäre ja gar nicht ehrlich uns selbst gegenüber, sondern Verrat. Von der Wissenschaft haben wir gehört, dass die einzig ständig ehrlichen Menschen auf dem Planeten Autisten sind, wenn wir auch nichts von Labeln für Menschen halten, so haben wir jedenfalls auch nicht vor, alle Menschen von einer autistischen Lebensweise im Bezug auf Ehrlichkeit zu überzeugen. Keine Sorge, Abstand von ständiger Selbstverarschung und Verschleierung unserer wahren Motive gegenüber unserem vertrauten Umfeld und den Meetings zu nehmen ist als Aufgabe auch groß genug.

Wir stellen fest und teilen mit anderen, was wir in Bezug auf das vorgeschlagene Einlassen auf die Prämisse „Wir müssen es nicht alleine schaffen, sondern können uns Hilfe holen“ glauben oder auch nicht glauben. Aufgeschlossener zu werden erfordert Anstrengung. Wir können dieses Prinzip üben, indem wir zuhören, wie andere Betroffene, die das Programm arbeiten zu ihrem Glauben gefunden haben. Für viele von uns entstand die Bereitschaft, etwas Neues auszuprobieren, einfach daraus, dass wir unsere alte Lebensweise satthatten.

Da wir es aus eigener Kraft nicht schafften, dauerhaft unseren eigenen Werten gemäß ohne schädigendes Verhalten zu leben, könnten wir dies vielleicht hinbekommen, wenn wir uns Hilfe holen würden und diese Hilfe zulassen. Viele von uns fanden den Begriff „Wahnsinn“ übertrieben, um unsere Verfassung zu beschreiben, wenn wir aber die Auswirkungen unseres Verhaltens realistisch betrachten, sehen wir, dass dies keine falsche Beschreibung darstellt. Unsere Wahrnehmungen basierten auf schöngefärbten, rationalisierten Konstrukten, nicht auf der Wirklichkeit. Einige von uns zogen sich völlig zurück und hatten nur wenig Kontakt zu anderen Menschen. Einige von uns kamen ganz gut zurecht mit dem Auf und Ab des Lebens, ließen aber nicht zu, dass irgendetwas sie emotional berührte. So oder so, am Ende fühlten wir uns isoliert und abgeschnitten.

Obwohl ganz offensichtlich das Gegenteil der Fall war, glaubten viele von uns, alles unter Kontrolle zu haben. Die offensichtliche Realität ignorierten wir oder glaubten sie nicht. Und diejenigen von uns, die die Realität hinsichtlich der Auswirkungen des Handelns durchaus erkannten, waren andererseits oft nicht in der Lage zu erkennen, dass gesellschaftliche Veränderungen, die wir zu Recht als unbedingt notwendig erachteten, auch mit Änderungen in uns selbst einhergehen mussten, da unseren Bemühungen sonst etwas erzwingendes anhaftete, aber nicht viel Anziehendes.

Auf die eine oder andere Art und Weise fuhren wir also mit dem immer Gleichen fort, erwarteten aber unterschiedliche Ergebnisse. Und das ist crazy. Das Schlimmste aber war, wir waren nicht in der Lage, die schädigenden Verhaltensweisen abzulegen, ungeachtet der negativen Konsequenzen die das für uns hatte. Trotz aller Anzeichen, dass wir diese Verhaltensweisen nicht nachhaltig kontrollieren konnten, fuhren wir fort, diese zu rechtfertigen. Zu merken, dass wir es so nicht schafften führte zu einer Beschädigung unseres Selbstwertgefühls, falls wir jemals welches hatten, für manche gar so weit, dass sie sich im Spiegel nicht mehr ins Gesicht sehen konnten. Wenn wir einen realistischen Blick auf unser Leben und die schädlichen Auswirkungen unseres Verhaltens werfen, wird es kaum einen Zweifel geben, dass wir dringend einer Veränderung bedürfen. Wir müssen uns bis zu dem Punkt ändern, an dem unser schädliches Verhalten und der mit diesem einhergehende Wahnsinn aufhört, eine derart gravierende Rolle in unserem Leben zu spielen. Diese ganzen, tief eingewobenen Muster abzulegen ist ein lebenslanger Prozess.

Jede® von uns erlebt diesen Prozess in den verschiedenen Phasen der Befreiung anders, aber wir alle können erste Ergebnisse von Anbeginn dieser Veränderung an wahrnehmen. Am Anfang mag es bedeuten, dass wir die schädlichsten Verhaltensweisen ablegen können. Wir gehen ins Meeting, anstatt zu konsumieren oder uns zu isolieren. Wir rufen unsere(n) FreundInnen oder SponsorInnen, RätInnen oder Coachis, etc. an, anstatt mit schmerzhaften Gefühlen allein herumzusitzen. Wir bitten diese Menschen um Hilfe beim Arbeiten der Schritte. Dies ist ein sichtbarer Indikator für Veränderung. Wir beginnen zu glauben, dass es so tatsächlich funktionieren könnte. Wir bekommen etwas Hoffnung.

„Wir entwickeln Vertrauen, dass es so funktionieren kann“ weist ebenfalls auf einen Prozess hin. Für einige ist dieser Prozess einfach und kann sofortige Ergebnisse bringen. Einige von uns kamen vielleicht zu AK und waren so sehr am Ende, dass sie bereit waren, alles zu versuchen. Hilfe außerhalb von uns selbst zu suchen und Glauben und Vertrauen dahinein zu entwickeln kann allerdings für andere auch sehr schwierig sein und sogar schmerzhaft. Vielleicht kannst du es als hilfreich empfinden, nur so zu tun, als könntest du anderen vertrauen, als könntest du daran glauben, dass es so funktionieren könnte. Das bedeutet nicht, dass wir unehrlich sein sollen. Es bedeutet nur: Falls wir zweifeln, wenden wir das Programm so an, als ob wir glaubten, dass wir mit Hilfe der Gemeinschaft unsere schädlichen Verhaltensweisen ablegen könnten, als würden die Werkzeuge, die wir von anderen Betroffenen aus den Meetings empfohlen bekommen, wirken.

Nicht allen von uns fällt das leicht. Daher ist Aufgeschlossenheit unerlässlich, wenn wir in diesem Schritt arbeiten. Wenn wir uns umschauen, können wir gute Gründe für diesen Glauben finden. Der Glaube daran, dass wir es schaffen können, unser schädliches Verhalten ablegen, ist ausreichend. Wenn wir Freiheit von der Besessenheit, schädliches Verhalten auszuleben, mitbekommen, erfahren wir vielleicht zum ersten Mal, dass etwas wirkt, was wir alleine vorher nicht geschafft hatten. Vielleicht zum ersten Mal seit vielen Jahren ist diese Besessenheit oder dieser Zwang durchbrochen und wir werden nicht länger davon kontrolliert. Das Vertrauen, dass wir nur für heute kein schädliches Verhalten ausleben müssen, ist schon für sich genommen ein starker Glaube. Indem wir zu einem Glauben kommen, fassen wir Vertrauen. Dieser Prozess beginnt mit Hoffnung. Für einige von uns ist der Gedanke vielleicht anfangs nur ein schwacher Funke, dass unser Leben vielleicht besser werden könnte, wenn wir dieses Programm arbeiten.

Wir haben die Hoffnung auf ein anderes, weniger schädigendes Leben und unseren Glauben daran, dass Veränderung möglich ist. Damit beginnt für uns der Prozess, durch den wir uns darauf einlassen zu können, uns Hilfe zu holen und zu versuchen, spirituelle Prinzipien zu praktizieren. Wir alle haben unterschiedliche Lebenswege und Erfahrungen. Es ist deshalb nur natürlich, dass wir verschiedene Auffassungen von Spiritualität mitbringen. In AK wird niemensch gezwungen, an bestimmte Vorstellungen zu glauben. Jedmensch von uns kann an das glauben, woran es glauben will. Die AK haben aber Empfehlungen, die auf spirituellen Prinzipien basieren. Wir alle entwickeln unsere eigene Ausprägung unseres individuellen Glaubens. Für uns alle gibt es Hilfe.

2.C „Leitfaden zur Schrittearbeit“ - Teil

„Wir kamen zu dem Glauben, dass wir durch Anwendung von spirituellen Prinzipien in unserem Leben vom Ausleben von schädlichem Verhalten Abstand gewinnen können und sich unser Geisteszustand verbessern wird. Wir wollen uns - in einer Gruppe bzw. Gemeinschaft - mit anderen betroffenen Menschen unserem problematischen Verhalten stellen und entwickeln Vertrauen, dass es so funktionieren kann“

Schritt Eins hat uns unsere Illusionen über unser schädliches Wirken gegen uns und unsere Umwelt genommen.

Schritt zwei schenkt uns Hoffnung auf Verbesserung. Der zweite Schritt zeigt uns, dass das, was wir im ersten Schritt über uns und unseren Zustand herausgefunden haben, nicht das Ende vom Lied ist. Schritt zwei besagt, dass der Schmerz und der Wahnsinn, mit denen wir gelebt haben, unnötig sind und gelindert werden können.

Allmählich lernen wir, anders zu leben, wenn wir weiter in den Schritten arbeiten.

Der zweite Schritt füllt die Leere, die wir fühlen, wenn wir im Einklang mit Schritt eins zumindest die schädlichsten Praktiken abgestellt und den ersten Schritt beendet haben. Wenn wir nun den Zweiten Schritt beginnen, erkunden wir die Möglichkeit, dass es vielleicht – nur vielleicht – funktionieren könnte, dass wir durch Praktizieren von spirituellen Prinzipien erreichen können, dass unser Schmerz gelindert und unsere Verwirrung aufgelöst wird.

Als wir neu im Programm waren, waren vielleicht einige von uns verwundert, dass dieser Schritt unterstellt, wir wären wahnsinnig. Es war ja wohl ein erheblicher Unterschied, ob wir unsere Machtlosigkeit zugaben, keine Kontrolle über unsere schädlichen Verhaltensweisen zu haben oder ob wir uns eingestehen mussten, irre zu sein. Nachdem wir uns aber eine Weile mit dem Programm beschäftigt hatten, begriffen wir langsam, worum es in diesem Schritt tatsächlich geht. Wir lasen die Grundlagen zur Schrittearbeit und fanden Wahnsinn dort definiert als „immer wieder die gleichen Fehler machen und unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten“. Damit konnten wir uns natürlich identifizieren. Wie oft hatten wir schließlich versucht mit etwas davonzukommen, das uns noch nie gelungen war? Jedes Mal redeten wir uns selbst ein und/oder bekommen von anderen eingeredet: „Diesmal läuft es anders.“ Das kann mensch schon als wahnsinnig bezeichnen. Wenn wir viele Jahre nach den Prinzipien dieses Schrittes leben, erkennen wir, wie tief der Wahnsinn in uns und in der Gesellschaft steckt.

Einige von uns sträubten sich zunächst gegen den zweiten Schritt, weil sie meinten, dass er von uns einen unkritischen Umgang mit dem Begriff „spirituell“ verlangen würde. Das stimmt nicht. Innerhalb des AK – Programms gibt es diese Forderung an keiner Stelle. Die Aussage „Mitmachen können Alle“ ist von zentraler Bedeutung und gilt selbstverständlich auch für diejenigen, die eine sehr skeptische oder ablehnende Haltung zu diesen Begrifflichkeiten haben. Unsere MitmacherInnen geben ihr Bestes, in dieser Hinsicht niemenschen auszuschließen. Sie tolerieren nichts, was das uneingeschränkte Recht aller Betroffenen angeht, ein eigenes Verständnis von Spiritualität zu entwickeln.

Es lohnt sich, darüber nachzudenken, wie sich das Anwenden von spirituellen Prinzipien positiv auf unser Leben auswirken kann. Wir werden ermutigt, diese Prinzipien zu leben, sodass wir zu größerer geistiger Klarheit gelangen, auch wenn es wenig davon in unserem Umfeld, in der Gesellschaft, in der wir leben, geben mag. Die Gruppe als solche dient als lebendiges Beispiel des Versuchs der Umsetzung dieser Prinzipien in tägliches Handeln, in die Realität. Wenn wir diesen Prozess weitergehen, werden wir feststellen, dass unsere Klarheit wachsen wird und die Möglichkeiten außerhalb der zuerst angenommenen Grenzen liegen. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange wir schon in schädigenden Verhaltensweisen feststeckten.

Hoffnung/Zuversicht

Der Begriff Hoffnung braucht möglicherweise eine Definition an dieser Stelle, zumindest eine Abgrenzung. Nicht gemeint ist eine törichte Hoffnung, die uns in Untätigkeit verharren lässt. Wir hoffen, dass wir unser schädliches Verhalten loswerden können, dass sich unser Glaube, dass wir es loswerden, erfüllen wird, wenn wir es schaffen, uns dem Programm zu widmen. Das ist sinnvoll und nicht töricht. Es wäre aber töricht dies zu hoffen, wenn wir es nicht schaffen, uns dem Programm zu widmen, also das es einfach von alleine kommen soll. Töricht oder nicht ist an diesem Beispiel am Unterschied auszumachen, ob wir es schaffen, den Arsch hochzukriegen oder nicht. Weiteres zum Thema Hoffnung: Hoffnung ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung, dass etwas Wünschenswertes eintreten wird, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht. Das kann ein bestimmtes Ereignis sein, aber auch ein grundlegender Zustand wie etwa anhaltende Gesundheit oder sinnvolle Tätigkeit. Hoffnung ist die umfassende emotionale und unter Umständen handlungsleitende Ausrichtung des Menschen auf die Zukunft. Hoffend verhält sich der Mensch optimistisch zur Zeitlichkeit seiner Existenz.

Hoffnung kann begleitet sein von der Angst und der Sorge, dass das Erwünschte nicht eintreten wird. Ihr Gegenteil ist die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit, die Resignation, die Depression oder die Angst. Die Verzweiflung, Frustration oder Niedergeschlagenheit mit der wir ins Programm kamen, wird durch die (nicht törichte) Hoffnung ersetzt, die wir durch das Arbeiten von Schritt Zwei bekommen. Wenn wir wieder einmal einen vermeintlichen Ausweg ausprobiert hatten – Medizin, Religion, Psychiatrie zum Beispiel – stellten wir fest, dass diese uns eigentlich nicht helfen konnten. Keiner dieser Wege war für uns ausreichend oder führte gar in die völlig falsche Richtung und war eher Bestandteil des Problems und nicht der Lösung. Wenn wir kaum noch Alternativen hatten und unsere Mittel erschöpft waren, fragten wir uns, ob wir unser Problem jemals würden lösen können und ob es irgendetwas gibt, das wirklich funktioniert. Als wir neu bei den AK waren, hegten wir wahrscheinlich ein gewisses Misstrauen, ob dies nicht einfach eine weitere Methode ist, die auch nicht funktioniert – oder jedenfalls nicht gut genug, um uns wirklich zu helfen.

In unseren ersten Meetings kann aber etwas Bemerkenswertes geschehen: Dort gab es andere Betroffene. Obwohl es bei den AK keine totale Spezialisierung auf eine bestimmte Ausprägung einer Suchtform, aufgesplittet und fragmentarisiert nach bestimmten Substanzen gibt, funktioniert die Identifikation über das Wiedererkennen von Gefühlszuständen. Dort spielen die Substanzen oder spezifischen schädliche Verhaltensweisen eine untergeordnete Rolle.

Verzweiflung oder Einsamkeit fühlt sich gleich an, egal ob sie über Konsumrückfälle entstand, aus dem Gefühl des Ausgeschlossen-seins resultiert oder aus dem Frust über die Dummheit der Mitmenschen entsteht. Das verlangt den MitmacherInnen, die schon länger dabei sind, beim Auftauchen von Neuankömmlingis etwas mehr Fingerspitzengefühl ab, als es bei einer spezialisierten Gruppe wie z.B. Cocaine Anonymous, oder Erwachsene Kinder von Alkoholikern der Fall wäre, passiert aber auch hier problemlos.

Durch diese Identifikation kann Vertrauen entstehen, wir merkten, dass wir es in den Meetings mit Menschen zu tun haben, die die Orte unseres Schreckens auch kannten. Sie kannten die Stellen, wo wir immer wieder landeten, wenn wir unsere problematischen Verhaltensweisen auslebten. Genauso gut wie wir selbst, weil sie selbst dort gewesen waren.

Vielleicht erleben einige von uns zum ersten Mal seit langer Zeit das Gefühl der Hoffnung, als sie erkannten, dass diese anderen Mitmacher:innen – ebenfalls Betroffene wie wir selbst – clean von schädigenden Verhaltensweisen bleiben konnten und Freiheit gefunden hatten. Vielleicht geschah dies, als wir mit einigen von Ihnen nach einem Meeting zusammensaßen. Vielleicht erzählte jemensch eine Geschichte und sie hörte sich an, als ob es unsere eigene wäre.

Unsere Hoffnung kann sich auf unserem Weg immer wieder erneuern. Oft, wenn wir eine Schicht tiefer vordringen, wird der Schmerz dieser Erkenntnis von einer Welle der Hoffnung begleitet. Egal wie schmerzhaft es ist, unsere Leugnung zu durchbrechen: An Stelle der Leugnung wird etwa anderes in uns manifest. Wir können an die Wirksamkeit des Programms glauben. Wir glauben, dass wir schädigendes Verhalten ablegen können, selbst in Momenten, wo wir uns vom Leben überwältigt und niedergeschlagen fühlen und auch in Bereichen, wo es uns besonders schwerfällt.

  • 1. Welche (nicht törichten) Hoffnungen habe ich heute?

Wahnsinn

Solange wir daran zweifeln, dass unser schädliches Handeln etwas zu tun hat mir unserer unheilvollen Geisteshaltung und das es notwendig ist, dass diese sich zum Besseren wandelt, werden wir ernsthafte Schwierigkeiten mit diesem Schritt haben. Wenn wir zweifeln, sollten wir nochmals einen Blick in unseren ersten Schritt werfen.

Jetzt ist es Zeit, einen gründlichen Blick auf unseren Wahnsinn zu werfen:

  • 2. Habe ich geglaubt, meine schädlichen Verhaltensweisen kontrollieren zu können?
  • 3. Welche Erfahrungen habe ich damit gemacht und warum waren diese Versuche erfolglos?
  • 4. Was habe ich getan., was ich im Rückblick selbst kaum glauben kann?
  • 5. Habe ich mich in Gefahr gebracht, um schädliche Verhaltensweisen ausleben zu können? Beschreibe die Situationen.
  • 6. Habe ich etwas getan, für das ich mich heute schäme? Beschreibe die Situationen.
  • 7. Habe ich aufgrund meiner Neigung, schädliche Verhaltensweisen auszuleben verrückte Entscheidungen getroffen?
  • 8. Habe ich Freundschaften oder andere Beziehungen, oder Dinge, die mir gutgetan haben, um dem Ausleben von schädlichen Verhaltensweisen entgegenzuwirken, nur deswegen aufgegeben, weil diese Dinge dem Ausleben von schädlichen Verhaltensweisen im Wege standen?
  • 9. Habe ich in meinem Bestreben, meine schädlichen Verhaltensweisen auszuleben, jemals mich oder andere körperlich verletzt?

Wenn wir von einer unheilvollen Geisteshaltung sprechen, meinen wir, dass wir unseren Sinn für die Realität und für Verhältnismäßigkeit verlieren. Vielleicht meinen wir zum Beispiel, dass unsere persönlichen Probleme wichtiger seien als die irgendeines anderen Menschen. Vielleicht sind wir noch nicht einmal in der Lage, die Bedürfnisse anderer Menschen überhaupt zu berücksichtigen.

Eine andere Ebene einer realitätsverleugnenden Haltung ist das sich Einlullen lassen von Werbung und mehrheitsgesellschaftlicher Dynamik. Obwohl wir wissen, dass es sehr schädlich ist, „gönnen“ wir uns Fleisch, Käse, Flugreisen, Autofahren, Shoppen im Internet, Kaffee, Zucker, etc. Die Schäden, die diese Lebensweise anrichtet, sind massiv. Es ist offensichtlich verrückt, damit weiterzumachen und auch verrückt, zu glauben, wir allein wären in der Lage dagegen etwas auszurichten.

Zum einen haben wir oft die Erfahrung gemacht, dass wir es allein nicht schaffen, dauerhaft unseren eigenen Wertvorstellungen entsprechend leben zu können, zum anderen wäre der Effekt, den das hätte, sehr gering und diese Tatsache benutzt unser Ego wieder gegen uns, indem es uns weismacht, dass das ja sowieso keinen Zweck hat.

Auch kann es sein, dass diese unheilvolle geistige Haltung uns weismacht, dass durch Clean sein vom gravierendsten schädlichen Verhalten, welches wir durch Arbeiten des ersten Schrittes ablegen konnten, nun alles in Ordnung sei. Dieselbe Haltung wird uns wieder erzählen, dass wir irgendwas außerhalb von uns – Drogen, Macht, Sex, Essen – benutzen können, um unsere Gefühle in Ordnung zu bringen.

  • 10. Auf welche Weise habe ich über- oder unterreagiert?
  • 11. Auf welche Weise war mein Leben aus dem Gleichgewicht geraten?
  • 12. Auf welche Weise trage ich dazu bei, dass die Umwelt, die schon lange völlig aus dem Gleichgewicht geraten ist, nicht wieder in einen für Lebewesen, wie sie sich für frühere Gleichgewichte entwickelt haben, gut verträgliches Gleichgewicht zurückkehren kann?
  • a) durch eigenen Konsum:
  • b) durch Unterlassen von Gegenwehr, weil ich in der Komfortzone bleibe (abgesehen davon, dass ich natürlich Self-Care an erste Stelle setzen sollte, da eins ausgelaugtes Aktivisti auch keins hilft)
  • 13. Wie redet mir mein Wahnsinn ein, dass Dinge außerhalb meiner selbst mich „ganz“ machen oder meine Probleme lösen können?
  • a) Drogen nehmen?
  • b) Zwanghaftes Spielen, Essen, Computer, Aktivismus, Arbeit, Anerkennungsstreben, etc.?
  • c) Zwanghafter Sex?
  • d) Irgendetwas anderes?
  • 14. Gehört zu meinem Wahnsinn auch zu glauben, dass die Symptome meines gravierendsten Problems (z. B. Drogen, Pornografie, Arbeitssucht, etc.) mein einziges Problem sei?

Wenn wir schon eine Weile clean sind von der gravierendsten schädlichen Verhaltensweise sind, von der, wegen der wir vielleicht zu den AK gekommen sind, stellen wir möglicherweise fest, dass eine ganz neue Form von Leugnung es uns schwer macht, den Wahnsinn in unserem Leben und in der Gesellschaft zu erkennen. Wie zu Beginn unserer Programmarbeit sollten wir uns nun damit beschäftigen, auf welche Weise wir uns wahnsinnig bzw. schädlich verhalten haben.

Möglicherweise entdeckten wir, dass unser Verständnis von unheilvollem Verhalten umfassender ist als ursprünglich angenommen. Wir machen wieder und wieder die selben Fehler bzw. fallen wieder und wieder auf die gleichen falschen Versprechungen herein. Auch wenn uns die Ergebnisse schon vorher völlig bewusst sind. Vielleicht fühlen wir uns so schlecht, dass uns die Konsequenzen egal sind oder wir meinen, dass da Ausleben eines schädlichen Verhaltens, eines Zwangs, einer Besessenheit irgendwie den Preis wert sein wird.

  • 15. Was habe ich gedacht und gefühlt, unmittelbar bevor ich eine Besessenheit, einen Zwang, eine schädliche Verhaltensweise ausgelebt habe, obwohl mir die Ergebnisse vorher klar waren?

Wir kamen zu dem Glauben…

Wir haben bereits einige Gründe angeführt, weshalb wir mit diesem Schritt Schwierigkeiten haben könnten. Es kann aber noch andere geben. Es ist wichtig, dass wir alle Hindernisse erkennen und überwinden, die uns davon abhalten könnten, einen Glauben zu entwickeln, dass uns das Programm helfen kann.

  • 16. Habe ich irgendwelche Ängste davor, zu dem Glauben, dass mir das Programm helfen kann, zu kommen? Beschreibe diese.
  • 17. Habe ich irgendwelche anderen Widerstände, die es mir schwer machen, zu glauben, dass mir das Arbeiten des Programmes helfen kann? Beschreibe diese.
  • 18. Was bedeutet für mich der Satz: „Wir kamen zu einem Glauben…“?

Vielleicht als Süchtige, vielleicht als Menschen, die in einer Umgebung aufgewachsen sind, wo die direkte Befriedigung von vermeintlichen Bedürfnissen flächendeckend vorgelebt und beworben wird, wahrscheinlich als eine Mischform von beidem, wollen wir meist, dass alles sofort passiert. Wir sollten aber daran denken, dass Schritt 2 ein Prozess ist, kein Ereignis. Es ist unwahrscheinlich, dass wir eines Morgens aufwachen und plötzlich alles darüber wissen, wie das Anwenden von spirituellen Prinzipien unseren Geisteszustand verbessern kann. Wir wachsen schrittweise in diesen Glauben hinein. Dennoch müssen wir nicht einfach dasitzen und warten, dass unser Glaube von selbst wächst, wir können dabei helfen.

  • 19. Welche Erfahrungen von anderen Betroffenen, die auch die Meetings besuchen und in den Schritten arbeiten, habe ich gehört, die über den Prozess, zu einem Glauben an die Wirksamkeit des Anwendens von spirituellen Prinzipien in deren Leben, teilten?
  • 20. Habe ich irgendetwas davon in meinem Leben ausprobiert?
  • 21. Auf welche Weise ist mein Glaube an die Wirksamkeit des Praktizierens von spirituellen Prinzipien in meinem Leben gewachsen, seit ich in die Meetings gehe?

… dass wir durch Anwendung von spirituellen Prinzipien in unserem Leben vom Ausleben von schädlichem Verhalten Abstand gewinnen können…

Wir alle haben vor dem Kennenlernen der AK bereits eine Menge Lebenserfahrung. Von dieser Erfahrung hängt in erheblichem Maße ab, welches Verständnis wir von spirituellen Prinzipien haben und davon, was es bedeutet, diese auf täglicher Basis in unserem Leben anzuwenden. In diesem Schritt geht es nicht darum, ein perfekt ausgearbeitetes Konzept zu dieser Thematik zu erstellen. Dieses Verständnis kommt mit der Zeit und dem Arbeiten auch der folgenden Schritte. In erster Linie geht es darum zu verstehen, dass unser Glaube daran hilft. Wie stark muss dieser Glaube sein, um uns zu helfen, dem Drang, schädliches Verhalten auszuleben, nicht mehr nachgeben zu müssen? Nun, mindestens also genauso groß, sodass ein Patt entsteht. Besser mindestens ein bisschen stärker.

  • 22. Habe ich Schwierigkeiten, anzuerkennen, dass es unterstützende Verhaltensweisen gibt, die mir helfen können, meine schädlichen Verhaltensweisen nicht mehr auszuleben?
  • 23. Welche Beispiele für das Praktizieren von unterstützenden Verhaltensweisen gibt es, welche mir geholfen haben (oder helfen könnten), schädliche Verhaltensweisen nicht mehr auszuleben?
  • 24. Welche unterstützenden Verhaltensweisen oder Anderes gibt es, das mir helfen könnte, meine schädlichen Verhaltensweisen einzudämmen oder sogar abzustellen?

Einige von uns haben vielleicht von Anfang an sehr klare Vorstellungen, wie das Anwenden von spirituellen Prinzipien in ihrem Leben helfen kann. Wenn das nicht der Fall ist, fangen wir jetzt im zweiten Schritt damit an, uns erste Vorstellungen zu entwickeln. Vielleicht kann es auch helfen, sich erstmal klar zu machen, was alles Nicht-Anwendung von spirituellen Prinzipien oder Anwendung von Nicht-spirituellen Prinzipien ist, bevor wir uns daran machen, was das Anwenden von spirituellen Prinzipien bedeutet.

Wenn wir herausfinden, was deren Anwendung für die Verbesserung unserer Lebensumstände bringt, können wir mehr über ihr Wirken verstehen. Genau genommen brauchen wir allerdings nicht einmal ein tieferes Verständnis, warum das Anwenden von spirituellen Prinzipien in unserem Leben helfen wird, solange wir diese praktizieren, um Freiheit von unserem schädlichen Verhalten zu erlangen.

  • 25. Welche Anzeichen gibt es dafür, dass das Anwenden von spirituellen Prinzipien in meinem Leben dazu führt, dass ich das Ausleben von schädlichen Verhaltensweisen abstellen oder mindern kann?
  • 26. Welche Eigenschaften hat spirituelles Handeln nicht?

…und sich unser Geisteszustand verbessern wird.

In anderen A-Gemeinschaften wird von Wiederherstellung von geistiger Gesundheit gesprochen, aber erstens ist uns der Begriff „Gesundheit“ zu binär mit seinem Gegenpol „Krankheit“ gedacht, als dass wir mit diesen Begrifflichkeiten arbeiten wollen. Darüber hinaus kann von Wiederherstellung eines Zustandes nicht die Rede sein, wenn er vorher vielleicht gar nicht existieren konnte, da wir schon in einer derart problematischen Umgebung aufwuchsen, dass jegliche Widerherstellung in frühere Zustände kaum erstrebenswert ist. Was aber stimmt ist: Wir müssen uns bis zu dem Punkt ändern, an welchen unsere problematischen Verhaltensweisen und der damit einhergehende Wahnsinn unser Leben nicht mehr bestimmen.

Unser Wahnsinn, egal ob angeheizt durch eine wahnsinnig agierende Mehrheitsgesellschaft oder aus anderen Gründen entstanden, wahrscheinlich oft eine Mischform, zeigte sich in unserem Realitätsverlust und dem Verlust von Verhältnismäßigkeit.

Wir können nun aber feststellen, dass wir in unserem Verhalten eine Wahl haben! Allmählich bekommen wir die Reife und die Weisheit, zuerst innezuhalten und alle Gesichtspunkte einer Situation abzuwägen, bevor wir handeln.

Natürlich wird sich unser Leben verändern. Die meisten von uns können einen verbesserten Geisteszustand in ihrem Leben leicht erkennen, wenn sie miteinander vergleichen, wie sie sich vor und nach dem Praktizieren der Schritte des AK-Programms verhalten haben, wie es kurz nach dem Kennenlernen war oder gar nach vielen Jahren der Übung. Es handelt sich um einen Prozess und unser Bedürfnis nach Verbesserung unseres Geisteszustandes wird sich mit der Zeit verändern.

Wenn wir neu im Programm sind, bedeutet „Verbesserung unseres geistigen Zustands“ wahrscheinlich, dass wir mit dem Ausleben von den gravierendsten, schädlichen Verhaltensweisen aufhören können und die damit zusammenhängenden nachteiligen Effekte wie Geldbeschaffung, Lügen, entwürdigende Situationen durchleiden, etc., wegfallen.

Wenn wir schon einige Zeit bei den AK sind und die Schritte gearbeitet haben, bestehen möglicherweise keine Probleme mehr damit, daran zu glauben, dass das Praktizieren von spirituellen Prinzipien in unserem Leben hilft, schädliche Verhaltensweisen zu mindern oder abzustellen. Vielleicht haben wir aber noch nicht darüber nachgedacht, was das Verbessern unseres Geisteszustandes über das Abstellen der gravierendsten, schädlichen Verhaltensweisen hinaus bedeutet. Es ist wichtig und liegt in der Natur der Sache, dass das Verständnis von der „Verbesserung unseres Geisteszustandes“ mitwächst, während wir die Schritte arbeiten und dass sich unser Horizont, welche Verhaltensweisen alle schädlich sind, verbreitern wird.

  • 27. Welche Verhaltensweisen halte ich für Beispiele eines verbesserten Geisteszustands?
  • 28. Welche Veränderungen in meinem Denken und in meinen Verhaltensweisen sind für eine Verbesserung meines Geisteszustandes notwendig?
  • 29. In welchen Bereichen meines Lebens kann ich verbesserten Geisteszustand besonders gebrauchen?
  • 30. Inwiefern handelt es sich bei der Verbesserung um einen Prozess (und nicht um einen einmaligen Akt)?
  • 31. Inwiefern hat sich mein Geisteszustand bereits verbessert?

Einige von uns haben vielleicht unrealistische Erwartungen an die Verbesserung ihres Geisteszustands. Vielleicht meinen wir, dass wir niemals mehr wütend sein werden, oder dass wir uns, sobald wir mit diesem Schritt begonnen haben, uns niemals wieder schädlich verhalten werden und nie wieder besessen, aufgewühlt oder unausgeglichen sein werden. Diese Beschreibung erscheint vielleicht übertrieben, diejenigen unter uns, die einen Hang zum Perfektionismus haben, finden sich aber vielleicht wieder. Sollten wir also einmal enttäuscht darüber sein, wie wenig sich unser Geisteszustand bisher verbessert ist, erkennen wir vielleicht einiges aus dieser Beschreibung wieder. Wir haben entdeckt, dass wir die größtmögliche Verbesserung erlangen, wenn wir jegliche Erwartung loslassen, wie sich die Verbesserung unseres Geisteszustandes entwickeln wird.

  • 32. Welche Erwartungen habe ich an die Verbesserung meines Geisteszustandes?
  • 33. Sind diese Erwartungen realistisch oder unrealistisch?
  • 34. Sind meine realistischen Erwartungen über den Fortschritt der Verbesserung meines Geisteszustandes erfüllt worden oder nicht?
  • 35. Verstehe ich, dass die Verbesserung meines Geisteszustandes Zeit benötigt und nicht plötzlich „da“ ist?

Wenn wir feststellen, dass wir in einer Situation, mit der wir vielleicht noch nie angemessen umgehen konnten, in welcher wir also gewohnheitsmäßig schädliches Verhalten an den Tag gelegt haben, plötzlich in der Lage sind, uns gemäß unserer Vereinbarungen mit uns selbst zu verhalten, ist dies ein starker Beleg dafür, dass sich unser Geisteszustand bereits verbessert hat, selbst, wenn es nur einmal vorkam.

  1. 36. Habe ich seit ich zu den AK komme Erfahrungen dieser Art gehabt? Beschreibe!

Spirituelle Prinzipien

Im zweiten Schritt konzentrieren wir uns auf Aufgeschlossenheit, Bereitschaft, Glauben, Vertrauen und Demut. Das Prinzip Aufgeschlossenheit, das wir im Zweiten Schritt finden, ergibt sich aus dem Verständnis, dass wir nicht alleine unseren Geisteszustand verbessern können, sondern Hilfe benötigen. Als Nächstes öffnet sich unser Bewusstsein dem Glauben, dass Hilfe für uns möglich ist.

  • 37. Warum schadet es der Verbesserung meines Geisteszustands, wenn ich nicht aufgeschlossen bin?
  • 38. Wie zeige ich heute Aufgeschlossenheit in meinem Leben?
  • 39. Auf welche Weise hat sich mein Leben verändert, seit ich das AK-Programm anwende?
  • 40. Glaube ich, dass mehr Veränderung möglich ist?

Wir können auf einfache Weise anfangen, das Prinzip der Bereitschaft im Zweiten Schritt zu praktizieren. Zuerst gehen wir vielleicht in Meetings und hören zu, wenn andere betroffene über ihre Erfahrung in diesem Schritt teilen. Dann beginnen wir vielleicht, das Gehörte für die Verbesserung unseres eigenen Geisteszustandes anzuwenden. Eine wertvolle Hilfe können auch Empfehlungen von SponsorInnen, RätInnen oder Coachis darstellen, die wir natürlich darum bitten sollten, da sie es uns nicht aufdrängen werden.

  • 41. Was bin ich bereit, dafür zu tun, dass sich mein Geisteszustand verbessert?
  • 42. Gibt es etwas, was ich seit Neuem etwas zu tun bereit bin, zu dem ich vorher nicht bereit war? Beschreibe!

Wenn wir Schritt Zwei arbeiten, können wir uns nicht einfach zurücklehnen und abwarten, bis wir einen Glauben verspüren. Wir können uns vielmehr darum bemühen. Eine Empfehlung, die für viele von uns funktioniert hat, ist so zu „tun, als ob“ wir diesen Glauben hätten. Das bedeutet nicht, dass wir unehrlich mit uns selbst sein sollen. Wir brauchen weder unseren SponsorInnen, RätInnen oder Coachis noch irgendjemenschen anderen darüber zu belügen, wo wir in diesem Schritt stehen. Wir machen das nicht, um uns gut anzuhören oder um gut auszusehen. „Tun, also ob“ heißt einfach, so zu leben, als hätten wir den Glauben, dass das passieren wird, was wir erhoffen. In Schritt Zwei würde das bedeuten, so zu leben, als ob wir erwarten, dass sich unser Geisteszustand verbessern wird, vor allem in Bezug auf unsere schädlichen Verhaltensweisen. Es gibt viele verschiedene Arten, wie dies in unserem Leben funktionieren kann. Ein Vorschlag lautet, das „Tun, als ob“ damit zu beginnen, regelmäßig und oft in Meetings zu gehen und Empfehlungen von unseren SponsorInnen, RätInnen oder Coachis anzunehmen.

  • 43. Was habe ich getan, was meinen Glauben an das Funktionieren des Programms zeigt?
  • 44. Wie ist dieser Glaube gewachsen?
  • 45. Konnte ich Pläne machen und darauf vertrauen, dass mir meine schädlichen Verhaltensweisen nicht in die Quere kommen?

Um das Prinzip des Vertrauens umzusetzen, müssen wir vielleicht zunächst die Furcht vor dem Prozess der Verbesserung unseres Geisteszustands überwinden. Auch wenn wir erst kurze Zeit im Programm sind und erst seit kurzer Zeit clean von unseren schädlichsten Verhaltensweisen, haben wir vielleicht bereits einiges an Leid erlebt, während wir in diesem Prozess gewachsen sind. Vielleicht fürchten wir, dass uns noch mehr Leid erwartet. Natürlich haben wir in gewisser Weise damit recht: Wir werden noch mehr erleben. Es wird aber insofern nie mehr Leid als wir ertragen können, als dass uns klarer wird, dass wir das Leid, was unvermeidlich zum Leben gehört ja nicht durch das Leid verbessert wird, dass wir durch Ausleben von schädlichen Verhaltensweisen uns oder anderen zusätzlich antun.

Außerdem müssen wir es nicht alleine ertragen. Wenn wir unser Vertrauen in den Prozess der Verbesserung unseres Geisteszustands weiterentwickeln, können wir unser Leid, was diesen Prozess betrifft, hinter uns lassen. Wir werden wissen, dass uns jenseits des Leids mehr erwartet als nur oberflächliche Gefühlsaufwallung, nämlich eine grundlegende Verwandlung, die unser Leben mit tiefgreifender Zufriedenheit erfüllen kann.

  • 46. Welche Befürchtungen hege ich, die meinem Vertrauen im Wege stehen?
  • 47. Was muss ich tun, um diese Befürchtungen loszulassen?
  • 48. Durch welche Handlung zeige ich mein Vertrauen in den Prozess der Verbesserung meines Geisteszustands und in die Gruppe?

Das Prinzip der Demut entspringt unserem Eingeständnis, dass wir es ohne Hilfe nicht schaffen. Vielen von uns fällt es furchtbar schwer, sich nicht mehr nur auf das eigene Denken zu verlassen und anzufangen, um Hilfe zu bitten. Wenn wir aber um Hilfe bitten, haben wir begonnen, das Prinzip der Demut im Zweiten Schritt umzusetzen.

  • 49. Habe ich meinen SponsorInnen, RätInnen oder Coachis um Hilfe gebeten?
  • 50. Bin ich in die Meetings gegangen?
  • 51. Habe ich mich an andere Betroffene aus den Meetings gewandt?
  • 52. Zu Fragen 49-51: Welche Ergebnisse hatte dies?

Weiter geht`s

Während wir uns bereit machen, zu Schritt Drei weiterzugehen, sollten wir einen Blick darauf werfen, was wir durch die Arbeit in Schritt Zwei erreicht haben. Wenn wir als Vorbereitung auf den nächsten Schritt über unser Verständnis jedes einzelnen Schrittes schreiben, können wir die mit ihm verbundenen spirituellen Prinzipien besser verinnerlichen.

  • 53. Was kann ich tun, dass mir bei dem Prozess, zu einem Glauben an das Funktionieren des Programmes zu kommen, weiterhilft?
  • 54. Was tue ich, um unrealistische Erwartungen zu überwinden, die ich in Bezug auf das Verbessern meines Geisteszustandes vielleicht habe?
  • 55. Wie verstehe ich Schritt Zwei?
  • 56. Wie hat mein bisheriges Wissen und meine Erfahrung die Arbeit an diesem Schritt beeinflusst?

Wenn wir zu Schritt Drei weitergehen, spüren wir in uns wahrscheinlich eine wachsende Hoffnung. Auch wenn wir nicht mehr neu im AK-Programm sind, verstehen wir jetzt besser, das Verbesserung, Wachstum und Veränderung nicht nur möglich, sondern schlicht unvermeidlich sind, wenn wir uns der Mühe unterziehen, die Schritte zu arbeiten. Wir erkennen, dass wir auch von anderen Formen schädlichen Verhaltens und Denkens befreit werden können, die sich außer unserem Hauptproblem bei uns manifestiert haben. Wir haben wahrscheinlich sogar begonnen, etwas Freiheit zu erfahren. Nun werden wir langsam befreit, blind unserem schädlichen Denken und Verhalten folgen zu müssen.

Wir haben angefangen, die problematischen Anteile unseres Geisteszustands zu erforschen und begonnen, Vertrauen in die Wirksamkeit des AK-Programms zu setzen, welches uns davon befreien kann, den Weg des Auslebens von schädigendem Verhalten weitergehen zu müssen. Nach und nach werden wir von unseren Illusionen befreit. Wir brauchen uns nicht mehr zu quälen und zu isolieren, um einerseits unser schädliches Verhalten geheim zu halten und/oder andererseits irgendwelchen Erwartungen entsprechen zu müssen, die schädigendes Verhalten von uns verlangt. Wir haben gesehen, wie das Programm für andere funktioniert hat, und wir stellen fest, dass es dies auch für uns tut. Dank unseres neu gefundenen Glaubens finden wir die Bereitschaft, aktiv zu werden, und arbeiten Schritt Drei.

3. Schritt 3

Teil 3 A entspricht Basic Text

Als Menschen, die unter der Anfälligkeit leiden, schädliches Verhalten zu praktizieren ist uns unser Wille oft dahingehend entglitten, nicht mehr gemäß der mit uns selbst geschlossenen, freien Vereinbarungen (gute Vorsätze) zu agieren. So haben wir dann schädigendes Verhalten ausgelebt. Unser Wille und unser Leben wurden dann davon beherrscht. Unser Verlangen nach Befriedigung dieser Scheinbedürfnisse, welches dann kurz durch Ausleben von schädlichem Verhalten gestillt wurde, hielt uns gefangen. Es kann sein, dass unser ganzes Wesen von Körper und Geist in diesem Zustand gefangen war. Eine Zeitlang war dies angenehm oder ist kurzfristig immer noch angenehm, doch die Euphorie ist von kurzer Dauer und funktioniert sowieso nur, wenn wir die Negativfolgen ausblenden, die hässliche Seite der Folgen unseres schädlichen Verhaltens. Es ist aber gut, wenn wir endlich ent-täuscht und desillusioniert werden und klare Momente haben. Dann gibt es für uns 2 Möglichkeiten: Entweder wir Durchleiden den Schmerz des Entzugs oder wir erhöhten die Dosis und versuchen uns wieder, durch Ausleben von schädlichen Verhaltensweisen zu betäuben.

Bei den AK entscheiden wir uns dafür, unser Leben mit Hilfe der bei den AK angebotenen Werkzeugen auf einen neuen Kurs zu bringen, es so zu versuchen. Das ist ein riesiger Schritt aber die meisten haben das Potenzial, diesen Schritt zu machen. Alles, was erforderlich ist, ist Bereitschaft. Allein wesentlich ist, dass wir anerkennen, dass es möglich sein könnte, dass es auch für uns funktionieren könnte.

Die Vorstellung, dass dieses Programm für uns funktioniert, wird in großen Teilen nicht von einem Dogma bestimmt, sondern von dem, was wir glauben, was für uns funktioniert. Allerdings verfolgen wir die Grundthese, dass schädliches Verhalten eben schädlich ist und es in vielen Verkleidungen daherkommen kann. Dein Recht auf Definitionshoheit ist unbegrenzt*. Weil wir dieses Recht haben, ist es notwendig, ehrlich mit diesem Glauben zu sein, um spirituell zu wachsen.

(*= allerdings ermutigen wir alle MitmacherInnen auch zum Stellung nehmen, auf verkleidetes schädliches Verhalten hinzuweisen. Es ist eine Gratwanderung, die viel Fingerspitzengefühl erfordert. Denn wir können für niemenschen die Inventur machen, ausser für uns selbst, haben aber andererseits die Verantwortung, in den Meetings verkleidetes schädliches Verhalten von anderen, dass vielleicht als Lösung vorgeschlagen wird, zu demaskieren, sodass andere Zuhörende nicht darauf hereinfallen. Da es ebenfalls schädlich wäre, andere blosszustellen kann der Weg vielleicht nur so funktioieren, dass wir selbst teilen, was dieses vermeintlich lösungsorientierte, in Wirklichkeit aber schädliche Verhalten bei uns früher bewirkt hat oder - wenn wir es selbst eben nie praktiziert haben aber eindeutig vorwegnehmen können - bewirken würde. Die Bloßstellung ist dann minimiert. Der Schutz Dritter ist wohl höher zu bewerten, daher ist das eine Abwägungsfrage.)

Alles, was wir tun mussten, war, es zu versuchen. Wenn wir unser Bestes geben, wird das Programm auch für uns funktionieren. Der dritte Schritt sagt nicht: „Wir orientieren unseren Willen an den spirituellen Prinzipien und vertrauen unser Leben an den Ergebnissen dieser Praxis“, sondern „Wir treffen eine Entscheidung: Unseren Willen an spirituellen Prinzipien zu orientieren und unser Leben den Ergebnissen dieser Praxis anzuvertrauen“. Wir waren es, die diese Entscheidung trafen. Sie wurde nicht für uns durch Drogen, schädliche Verhaltensweisen, EhepartnerInnen, BewährungshelferInnen, PsychiaterInnen, PsychotherapeutInnen, RichterInnen, ArztInnen oder anderen Einflüsse von Außen getroffen. Wir trafen Sie! Es ist vielleicht die erste Entscheidung seit langem, die nicht auf unserer Anfälligkeit für das Ausleben von schädlichen Verhaltensweisen beruht!

Das Wort Entscheidung bedeutet handeln. Diese Entscheidung beruht auf Vertrauen. Wir brauchen nur zu glauben, dass die erstaunliche Veränderung, die wir im Leben von Menschen sehen, die früher massiv schädliches Verhalten auslebten, auch bei uns und vielen anderen Betroffenen passieren kann, die die Bereitschaft haben, sich einer Veränderung gegenüber zu öffnen. Wir stellen einfach fest, dass es eine Kraft des spirituellen Wachstums gibt, die uns helfen kann, an den Stellen z. B. toleranter, geduldiger und ehrlicher zu werden, wo dies angemessen ist. Und nützlicher zu sein, wenn es darum geht, anderen zu helfen. Wir versuchen auf täglicher Basis einen bewussten Akt des Vertrauens zu praktizieren, indem wir die Kontrolle abgeben und uns dem Glauben hingeben, dass wir lernen können ein Leben aufzubauen, dass sich lohnt zu leben, wenn wir dies an den spirituellen Prinzipien ausrichten, die dieses Programm hier anbietet. Dieses „Loslassen“ kann sehr erleichternd sein und wird durch tägliche Übung leichter. Wenn wir es ehrlich versuchen funktioniert es. Ein Vorschlag lautet, den Tag mit genau dieser Übung zu beginnen.

Obwohl wir lernen, dass das „Loslassen“ funktioniert, kann es immer wieder geschehen, in egozentrisches Denken und schädliche Muster zurückzufallen. Es gibt Zeitpunkte auf unserem neuen Weg, in denen die Entscheidung, allen Zweifeln zum Trotz doch auf das Praktizieren von spirituellen Prinzipien zu setzten, unsere größte Quelle der Kraft und des Mutes ist. Wir können diese Entscheidung nicht oft genug treffen. Ruhig kapitulieren wir und warten geduldig die Früchte ab, die das Handeln ausgerichtet an den vorgestellten spirituellen Prinzipien früher oder später bringt.

Vielleicht besteht Unsicherheit bezüglich der Frage: „Was wird geschehen, wenn ich mein Leben dem Praktizieren von spirituellen Prinzipien widme? Werde ich dann zu einem perfekten Menschen?“ Wahrscheinlich waren wir doch etwas realistischer. Wir können uns an erfahrenere MitmacherInnen wenden und die Frage stellen, was sie darunter verstehen. Die Schlüssel zu diesem Schritt sind Aufgeschlossenheit, Bereitschaft und Kapitulation.

Wir praktizieren in unserem Leben die hier vorgeschlagenen spirituellen Prinzipien. Wenn wir gewissenhaft und ehrlich sind, werden wir eine Wende zum Besseren feststellen. Indem wir die wahre Bedeutung von Kapitulation/Hingabe erfahren, wächst unser Vertrauen und unsere Ängste verringern sich. Wir kämpfen nicht mehr gegen Angst, Zorn, Schuld, Selbst-mitleid oder Depression an. Langsam beginnen wir die lähmende Angst der Hoffnungslosig-keit zu verlieren. Der Beweis für das Funktionieren dieses Schrittes zeigt sich in der Art un-seres Lebens. Es bereitet uns nunmehr Freude das Ausleben von schädigenden Verhaltensweisen zu unter-lassen. Wir möchten mehr von dem Positiven, dass die AK – Gemeinschaft für uns bereit-hält. Wir wissen jetzt, dass wir in unserem spirituellen Programm keine Pause einlegen können. Jetzt sind wir so weit, unsere erste ehrliche Selbstbewertung in Angriff zu nehmen und wir beginnen mit dem 4. Schritt.

Teil 3 B entspricht How und Why

- Wir treffen eine Entscheidung: Unseren Willen an spirituellen Prinzipien zu orientieren und unser Leben den Ergebnissen dieser Praxis anzuvertrauen

Die Kapitulation, die wir in Schritt eins erfahren haben, gepaart mit der Hoffnung und dem Glauben, die wir im 2. Schritt finden, macht uns bereit, bei den AK auf dem Weg in Rich-tung Freiheit weiterzugehen. In Schritt 3 setzen wir unseren Glauben an das Funktionieren des Praktizierens von spirituellen Prinzipien in unserem Leben, indem wir eine Entschei-dung treffen, eben diese auch wirklich zu praktizieren.

Die Bereitschaft, immer wieder auf das Praktizieren der vorgestellten spirituellen Prinzipien zu setzen, sodass wir deren Wirken erfahren können, ist unabdingbar für die Arbeit im 3. Schritt. Diese Bereitschaft zu entwickeln kann Zeit dauern. Die Bereitschaft, die wir am An-fang unseres Weges seit wir zu den AK kamen, ist wertvoll, auch wenn sie wahrscheinlich nur bis zu einem bestimmten Grad geht. Vielleicht fühlt sich diese bereits wie vorbehaltlose Bereitschaft an. Vielleicht stellen wir aber auch fest, dass diese Bereitschaft noch wächst, als wir lernten, dass wir darauf vertrauen konnten, dass das Praktizieren von spirituellen Prinzipien in unserem Leben tatsächlich zu einer positiven Wendung führt.

Die Entscheidung, die wir in Schritt Drei treffen erfordert, dass wir uns von unserem Eigenwillen wegbewegen. Eigenwille setzt sich zusammen aus Eigenschaften wie Verschlossenheit, Verweigerung, Selbstzentriertheit und trotziger Widerstandshaltung. Verschlossenheit, Verweigerung, trotzige Widerstandshaltung können in anderen Kontexten positive Eigenschaften sein, gegenüber dem Vertrauen auf das Funktionieren der Anwendung spiritueller Prinzipien sind sie aber schädlich. Durch unsere selbstzentrierte Besessenheit, die auch kulturell angestachtelt wurde und den Wahnsinn, der damit einhergeht, war unser Leben angefüllt mit dem Ausleben schädigender Verhaltensweisen. Solange wir aus unserem Eigenwillen heraus handelten, waren wir in einem fortwährenden Kreislauf von Ängsten, Unzufriedenheiten und ggf. Schmerzen gefangen. Auch der auslaugende Versuch, alles und jeden zu kontrollieren, kann ein derartig schädliches Muster sein. Wir konnten vielleicht nicht zulassen, etwas einfach geschehen zu lassen. Wir suchten ständig nach Möglichkeiten, dass es so lief, wie wir es wollten. Das ist dann gut, wenn unser Eigenwille in Einklang mit dem Anwenden von spirituellen Prinzipien steht. Dies ist aber gerade am Anfang im Programm oder bei nachlassender Aufmerksamkeit nicht so oft der Fall 😉.

Wenn wir uns das erste Mal die Entscheidung anschauen, um die es in diesem Schritt geht, haben wir möglicherweise Fragen, spüren Ungewissheit und sogar Angst vor dem, was von uns verlangt wird. Wir fragen uns vielleicht, warum es nötig ist, eine Entscheidung zu treffen, unseren Willen und unser Leben an den spirituellen Prinzipien auszurichten, die dieses Programm hier anbietet. Wir fürchten möglicherweise, dass wir mit unserem Leben, wie es nach dem Arbeiten des Schrittes sein wird, nicht zufrieden sein werden.

Wenn wir darauf vertrauen, dass wir wachsen, sobald wir trotz unserer Ängste und Unsicherheiten anfangen zu handeln, dann sind wir in der Lage, den Dritten Schritt zu arbeiten. Wir wissen nicht, wie sich unser Leben durch das Arbeiten dieses Schrittes verändern wird. Wir können aber lernen darauf zu vertrauen, dass die Anwendung von spirituellen Prinzipien in unserem Leben wirken wird und dies bessere Folgen haben wird als wenn wir unserem alten, egozentrischem Weg weiter folgen. Der Dritte Schritt ist unser Einsatz, den wir für unser emotionales, körperliches und spirituelles Wohlergehen bringen.

Was im zweiten Schritt als Glauben an das Funktionieren der Anwendung spiritueller Prinzipien in unserem Leben begann, kann im Dritten Schritt intensiviert werden. Die Entscheidung, die wir mit dem Arbeiten des Schrittes treffen wird unser Leben grundlegend umgestalten.

Diese Entscheidung zu treffen ist leichter als danach zu leben. Wir können schnell in altes Verhalten zurückfallen. Es braucht Entschlossenheit, Zeit und Mut, um sich regelmäßig unsere Entscheidung und versuchen dann, so gut wir können nach ihr zu leben. Das vollständige und bedingungslose Anvertrauen unseres Willens und unseres Lebens ist ein Ideal, das wir anstreben. Obwohl wir nicht perfekt werden, machen wir doch durch das Arbeiten dieses Schrittes eine tiefgreifende Veränderung durch. Wir unternehmen einen ernsthaften Versuche, anders zu leben als in der Vergangenheit. Von nun an füllen wir diese Entscheidung mit Leben, und dadurch kann sich unserer Art, die Welt zu sehen, gründlich ändern.

Beim Arbeiten des Dritten Schrittes beginnen wir zu lernen, mit dem ständigen Kämpfen aufzuhören. Wir lernen, loszulassen und darauf zu vertrauen, dass das Anwenden spiritueller Prinzipien in unserem Leben Wirkung zeitigen wird. Wenn wir uns etwas Zeit zum Nachdenken nehmen und versuchen, unsere Handlungen an diesen Prinzipien auszurichten, bervor wir agieren, muss unser Leben nicht mehr in selbstzentrierten, schädlichen Mustern ablaufen. Auf diese Weise werden sich Lösungen für Probleme ergeben, die durch ein Leben entstanden sind, dass sich auf dem Ausleben von schädlichen Mustern gründete.

Die spirituellen Prinzipien, die wir anwenden, sind eine Richtschnur für uns, nicht nur im Dritten Schritt sondern insgesamt auf dem Weg unserer Veränderung. Die ersten drei Schritte bilden die solide Grundlage , die wir zum Arbeiten der restlichen Schritte brauchen. Wir halten unsere anfangs erfolgte Kapitulation aufrecht., indem wir aktiv das Vertrauen und die Bereitschaft üben, die Voraussetzung zum Arbeiten des Dritten Schrittes sind. Mit anderen Worten, wir haben unsrer Machtlosigkeit und unsere Unfähigkeit, zu mit uns selbst gemachten Vereinbarungen zu stehen, zugegeben. Wir sind zu einem Glauben an die Möglichkeit des Funktionierens dieses Programmes gekommen. Nun geht es um das Anvertrauen an das Funktionieren der spirituellen Prinzipien.

Wir finden die Bereitschaft, den Dritten Schritt zu arbeiten, indem wir uns unseren Geisteszustand vergegenwärtigen, den wir hatten, als wir mal wieder nicht geschafft haben zu unseren Vorsätzen zu stehen, also mit den mit uns selbst vereinbarten Abmachungen. Und indem wir daran glauben, dass es da, wo wir hingehen, ganz anders sein wird. Obwohl wir nicht wissen, was dieses „anders“ mit sich bringen wird, können wir annehmen, dass es mit Sicherheit besser sein wird als das, was wir in der Vergangenheit hatten. Wir verlassen uns auf unser Vertrauen und glauben, dass diese Entscheidung eine der besten ist, die wir je getroffen haben.

Unser Handeln und Leben an spirituellen Prinzipien auszurichten ist eine gewaltige Entscheidung. Wir fragen uns wahrscheinlich, wir wir diese Entscheidung eigentlich praktisch umsetzen sollen. Es gibt da keinen einheitlichen Weg, da der Mix der von uns als wichtig erachteten spirituellen Prinzipien individuell ist. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, die wir alle nutzen können, um zu unserem eigenen Verständnis des Dritten Schrittes zu finden.

Eine wichtige Möglichkeit besteht darin, uns um ein Verständnis von spirituellen Prinzipien wie z. B. Ehrlichkeit, Aufgeschlossenheit und Bereitschaft zu bemühen. Außerdem können wir unsere Entscheidung des Dritten Schrittes dadurch umsetzen, dass wir in dem Weg unserer Veränderung weitergehen und die restlichen Schritte arbeiten. Unsere SponsorInnen, Coachis oder Rätis helfen und unterstützen uns beim Anwenden der spirituellen Prinzipien auf diesem Weg, indem sie uns zueigen, wie wir uns von Egozentriertheit und schädigendem Verhalten lösen und uns in Richtung eines auf Spiritualität und Widerständigkeit gegen schädigendes Verhalten ausgerichteten Lebens bewegen.

Während wir bereit werden, diese Entscheidung zu treffen, sprechen wir mit unseren SponsorInnen, Coachis oder Rätis, besuchen die Meetings, setzen uns mit Schritte-Literatur auseinander und nehmen die Gelegenheit war, uns mit anderen AK-MitmacherInnen oder anderen Menschen zu sprechen, deren Lebensweise dem ähnelt, wo wir selbst hinmöchten. Wir sammeln so viel Wissen, Einsicht und Erfahrung aus diesen Quellen wie wir können und teffen dann unsere eigene Entscheidung. Niemand anders kann das für uns tun. Wir müssen uns bewusst dafür entscheiden, es selbst zu tun. Natürlich ist dies keine Entscheidung, die wir nur mit unserem Verstand treffen. Manche mögen es eine Entscheidung nennen, die mit dem Herzen getroffen wird, für andere das Ergebnis von auf Erkenntnissen beruhenden Schlussfolgerungen oder eine individuelle Mischung von beidem. Das aktive Arbeiten mit unseren SponsorInnen, Coachis oder Rätis hilft dabei, diese Entscheidung zu einem Teil von uns selbst werden zu lassen.

Ein wichtiger Teil des Weges unserer Veränderung ist ein Verständnis davon, was das Ausrichten unseres Lebens an spirituellen Prinzipien vollbringen kann. Wir empfehlen, diese individuelle Interpretation, für welche wir völlige Freiheit haben, dennoch mit Hilfe von SponsorInnen, Coachis oder Rätis daraufhin zu überprüfen, ob sich darin neue schädliche Muster finden lassen. Wir alle können etwas finden, dass uns hilft, unseren bisherigen Weg loszulassen und darauf zu vertrauen, dass unsere Neuausrichtung das für uns tun kann, was bisher nicht möglich war: Abstand von schädigendem Verhalten zu finden. Dies ist daher nötig, das es ja vorher nicht funktionierte.

Wie wir es in einem zukünftigen 11. Schritt vertiefen werden, wir können jetzt schon beginnen ein Verständnis für unser nicht-getrennt-sein vom - nennen wir es - Universum zu entwickeln. Es kann helfen, innezuhalten und sich dies zu verinnerlichen. Wem es hilft, der kann auch beten, allerdings empfehlen wir einen kritischen Abstand zu den hierarchischen Praktiken vieler Religionen.

Egal wie wir es nennen, Über-Ich, inneres Kind, Gott, Göttin oder Kraft des Uni- oder Multiversums, es kann sehr hilfreich sein, um die Kraft zu bitten, für den heutigen Tag in der Lage zu sein, sich an spirituellen Prinzipien zu orientieren oder immerhin das schädlichste Verhalten nicht ausleben zu müssen - mögen andere schädliche Verhaltensweisen folgen.

Diese Praxis wird sich stabilisieren, indem wir Vertrauen üben. Wir können versuchen, einen inneren oder tatsächlich geführten Dialog mit dieser Kraft zu führen, sei es auch nur, da dies unsere Gedanken auf eine gute Bahn lenkt und sich diese dann als Synapsenverbindungen manifestieren. Wenn wir Schwierigkeiten in einem bestimmten Bereich unseres Lebens haben oder wir uns unfähig fühlen, clean von bestimmten schädlichen Verhaltensweisen zu sein, können wir uns an diese Kraft wenden. Wir brauchen es nur zu versuchen. Jedes Mal, wenn wir dies praktizieren, stärken wir unser Vertrauen und erneuern unsere Entscheidung, uns an spirituellen Prinzipien zu orientieren.

Schritt Drei befreit uns keineswegs von der Notwendigkeit zu handeln. Er befreit uns aber davon, uns durch übermäßige Sorge um die Ergebnisse verrückt zu machen. Wenn wir etwas wollen - uns Skills aneignen, etwas an unserer Verstrickung ändern, Veränderung - müssen wir etwas dafür tun. Wenn wir uns hierbei an spirituellen Prinzipien orientieren, werden die Resultate gut oder hilfreich sein. Jedenfalls müssen wir unseren Teil beitragen. Wir können nicht erwarten, dass es von alleine funktioniert. Wir sind selbst für die Veränderung verantwortlich.

Unser Leben will gelebt werden. Egal wie aufrichtig unsere Bemühungen sind, „unseren Willen und unser Leben an den spirituellen Prinzipien auszurichten, die dieses Programm hier anbietet“, wir werden Fehler machen, vom Weg abkommen und Momente des Zweifels erleben. Aber mit jedem Rückschlag wird uns eine neue Chance gegeben, unser Engagement zu erneuern, nach spirituellen Prinzipien zu leben. Das sind zum Beispiel Ehrlichkeit, Aufgeschlossenheit, Bereitschaft, Glauben und Vertrauen an das Funktionieren der spirituellen Prinzipien in unserem Leben. Wir versuchen so zu handeln, wie es nach unseren Vorstellungen eine Person machen würde, die dem Ideal, allen ihren Handlungen, Nichthandlungen, etc. spirituelle Prinzipien zu Grunde zu legen, recht nahe kommt. Dann nehmen wir das Leben an den Stellen, auf die wir keinen Einfluß haben, so an, wie es ist.

Vielleicht zögern wir, den Dritten Schritt in allen Bereichen unseres Lebens anzuwenden, besonders wenn es um Dinge geht, die wir kontrollieren wollen. Die Erfahrung aus ähnlich ausgerichteten Gruppen zeigt, dass wir dazu neigen, an bestimmten Bereichen festzuhalten. Vielleicht denken wir: „Meine Finanzen kriege ich ganz gut allein geregelt“ oder : „Meine Beziehung funktioniert gut; warum also sollte ich auch diese Bereiche am Praktizieren spiritueller Prinzipien ausrichten?“ Wenn wir den Dritten Schritt nur in Teilbereichen unseres Lebens anwenden, bremst das unsere Entwicklung. Wir vertrauen der Erfahrung, dass es sich positiv auf unsere Veränderung auswirkt, wenn wir die Praxis des Ausrichtens auf spirituelle Prinzipien so gut wir können in allen Bereichen unseres Lebens anwenden. Wir bemühen uns, diesen Schritt sorgfältig zu praktizieren.

Wir fangen an, positive Ergebnisse der von uns getroffenen Entscheidung zu sehen und bemerken mehr und mehr Veränderungen. Auf der anderen Seite können Reibungen entstehen, da Menschen in unserem Umfeld nicht immer glücklich sein werden, wenn wir es plötzlich schaffen, zu mit uns selbst gemachten Vereinbarungen zu stehen. Das kann zu Konflikten führen aber wir können das aushalten und uns Hilfe in den Meetings und bei Coachis, Rätis und Sponsoris holen. Weil wir die Entscheidung getroffen haben - und diese auf täglicher Basis erneuern - spirituelle Prinzipien in unserem Leben anzuwenden und wirkten zu lassen, erfahren wir ein Gefühl der Erleichterung, wir haben einen brauchbaren Kompass gefunden. Wir beginnen mit dem Prozess, leichter erkennen zu können, an welchen Stellen Annahme praktiziert werden sollte, da wir machtlos sind und an welchen anderen Stellen wir gegen Umstände angehen sollten. Bei ersterem versuchen wir, unsere Kapitulation aufrechtzuerhalten und können dadurch das Leben im gegenwärtigen Augenblick eher genießen.

Es handelt sich wohl eher um einen Prozess bzw. um ein regelmäßiges Erneuern als um ein einmaliges Ereignis sich dafür zu entscheiden unser Leben am Praktizieren von spirituellen Prinzipien auszurichten und uns dieser Praxis anzuvertrauen. Indem wir diese Entscheidung treffen gehen wir eine Vereinbarung mit uns selbst ein, diesen Schritt auch in unserem Leben anzuwenden. Wenn wir versucht sind, eine Situation zu manipulieren in welcher wir spirituellen Prinzipien folgend besser unsere Machtlosigkeit eingestehen sollten, erinnern wir uns an unsere Entscheidung und lassen los. Wenn wir uns bei dem Versuch erwischen, über jemenschen oder etwas Kontrolle auszuüben, halten wir inne und bitten unser Über-Ich, inneres Kind, Gott, Göttin oder Kraft des Uni- oder Multiversums oder was auch immer uns helfen kann darum, dass wir diesen Schritt anwenden können. Auf Kontrolle zu verzichten ist nicht leicht, aber mit Unterstützung können wir es schaffen. Wir sind sicher, dass wir mit der Hilfe unserer SponsorInnen, Rätis oder Coachis und mit täglicher Übung lernen können, unsere Egozentriertheit beiseite zu lassen, sodass Anwendung der spirituellen Prinzipien in unserem Leben Wirkung zeigen kann. Immer wennn wir ängstlich sind, können wir unsem diesem Schritt zuwenden und Mittel und Wege finden, durch unsere Ängste zu gehen ohne in alte Verhaltensweisen zu verfallen.

Die Veränderung die wir durch das Leben mit dem AK-Programm erfahren befreit uns nicht davon, schmerzhafte Situationen zu durchleben. Wir kommen an Punkte in unserem Leben, an denen wir den Tod eines geliebten Menschen betrauern oder mit dem Ende von Beziehungen fertig werden müssen. Wenn uns so etwas passiert, erleiden wir großen Schmerz, und kein noch so großes spirituelles Bewusstssein kann diesen Schmerz von uns nehmen. Wir erkennen jedoch, dass die Orientierung an und das Praktizieren von spirituellen Prinzipien, die sich auch in unseren Freunden und SponsorInnen, Rätis oder Coachis manifestieren helfen, durch diesen Schmerz zu kommen ohne in schädigende Verhaltensweisen zurückzufallen. Indem wir die Erfahrung machen, dass das Anzapfen dieser Ressourcen funktionert vertieft sich unser Vertrauen und wir beginnen uns . darauf zu verlassen. Wir können aufhören zu fragen warum schmerzhafte Dinge passieren. Stattdessen können wir darauf vertrauen, dass es den Prozess der Veränderung stärkt, wenn wir durch die schwierigen Zeiten unseres Lebens hindurchgehen. Wir können trotz unseres Schmerzes wachsen, wahrscheinlich sogar als Reaktion auf ihn.

Unsere Veränderung ist ein Prozess der Enthüllung. Wir lernen uns selbst und unsere wahren Bedürfnisse kennen. Wenn wir den ernsthaften Wunsch und die Aufgeschlossenheit haben, unser Leben nach spirituellen Prinzipien auszurichten, werden wir gelassener unabänderliches hinnehmen können, widerständiger und emanzipatorischer mit dem abänderbaren und sicherer im Urteil der Unterscheidung dieser Kategorien. Wir bemerken eine schrittweise Veränderung in unserem Denken. Unsere Haltung und unser Denken wird selbstbewusster. Unsere Welt wird nicht mehr verzerrt durch Selbstmitleid, Leugnung und Groll. Wir fangen an, diese alten Einstellungen durch Ehrlichkeit, Vertrauen und Verantwortung zu ersetzen. Unsere Wahrnehmung der Realität wird klarer. Unser Leben wird von zunehmender Integrität bestimmt. Obwohl wir Fehler machen, wächst unsere Bereitschaft, Verantwortung für unsere Handlungen zu übernehmen. Wir lernen, dass wir nicht perfekt sein müssen, um ein spirituelles Leben zu leben.

Wenn wir den Dritten Schritt mit Aufgeschlossenheit, Hirn und Herz arbeiten, werden wir gute Ergebnisse erzielen, die unsere Vorstellungen übertreffen werden. Während wir diesen neuen Lebensweg ausprobieren, wird uns langsam bewusst, dass dieser Prozess der Veränderung eine sehr wertvolle Wendung darstellt. Wir lernen zu vertrauen. Dadurch öffnen wir uns dafür, Nähe zuzulassen zu erleben und es entwickeln sich neue Beziehungen. Während wir uns anfangs darauf konzentrierten, das schädlichste Verhalten zu unterlassen, beginnen wir jetzt dankbar auch die anderen Früchte, die die Ausrichtung an spirituellen Prinzipien bewirkt, wahrzunehmen, z. B. das Gemeinschaftsgefühl und die Identifikation, welche entstehen, wenn ehrlich im Meeting geteilt wird und wir aufgeschlossen zuhören oder wenn wir gemeinsam mit unseren MitstreiterInnen lachen. Da der Prozess der Veränderung immer mehr in den Mittelpunkt unseres Lebens rückt und wir die in den Schritten verkörperten Prinzipien mehr und mehr verinnerlichen, ändert sich unsere Wahrnehmung der Realität. Unser Realitätsverständnis und unsere Bewusstheit wächst im gleichen Maße wie unser Vertrauen in diesen Prozess.

Wenn wir innehalten und unser Leben in dieser Phase unseres Veränderungsprozesses anschauen, sehen wir, dass wir bereits ein tiefgreifendes persönliches Wachstum erfahren haben. Die Erleichterung, die wir als ein Ergebnis des Arbeitens der ersten drei Schritte erleben ist ein guter Ansporn für das, was durch das Arbeiten der weiteren Schritte noch kommen wird.

Die Rolle, die der Dritte Schritt in unserem Leben spielt, wird immer größer, während wir die restlichen Schritte arbeiten. Der zehnte Schritt fordert uns auf, Techniken zu entwickeln, um unsere Verbundenheit mit dem Universum besser zu verinnerlichen. Unsere Entscheidung des Dritten Schrittes ist der Anfang dieses Prozesses. Um den Weg von einem selbstsüchtigen Leben zu einem auf spirituellen Prinzipien basierenden Leben zu gehen, müssen wir uns grundlegend ändern.

Mit dem Rüstzeug, dass das Programm uns bietet sind wir bereit, unsere Reise fortzusetzen. Dies, ist ein Elf-Schritte Programm, kein Drei Schritte Programm. Die Entscheidung, die wir im Dritten Schritt getroffen haben, ist vielleicht die wichtigste, die wir jemals in unserem Leben treffen werden. Damit sie bedeutsam bleibt oder immer wieder erneuert werden kann wird es ohne das Arbeiten der weiteren Schritte nicht gehen. Es gibt noch viel zu tun. Der in den 11 Schritten dargelegte spirituelle Weg ist der einzig uns bekannte Weg zur Veränderung im Sinne der AK.

Um Taten folgen zu lassen gehen wir weiter zu Schritt 4.

Teil 3 C entspricht dem Leitfaden zur Schrittearbeit

- Wir treffen eine Entscheidung: Unseren Willen an spirituellen Prinzipien zu orientieren und unser Leben den Ergebnissen dieser Praxis anzuvertrauen

Wir haben Schritt 1 und 2 mit unseren SponsorInnen, Coachis oder Rätis gearbeitet, wir haben kapituliert und wir haben unsere Bereitschaft gezeigt, etwas Neues zu versuchen. Dies sollte ein starkes Gefühl der Hoffnung erzeugt haben. Aber wenn wir diese nicht zeitnah in eine Handlung umsetzen, wird sie verschwinden und wir werden uns genau da wiederfinden, wo wir angefangen haben. Die Handlung, die notwendig ist, ist, Schritt Drei zu arbeiten.

Die zentrale Handlung in Schritt Drei ist eine Entscheidung. Die Vorstellung, eine Entscheidung zu treffen, mag beängstigend sein, insbesondere wenn wir betrachten, um welche Entscheidung es in diesem Schritt geht. Eine Entscheidung zu treffen, irgendeine bedeutende Entscheidung , ist etwas, was wir vielleicht schon lange nicht mehr gemacht haben. Wir haben „Entscheidungen“ treffen lassen von unserer Sucht, unserer Disposition, schädigendes Verhalten auszuleben. Oder von „Autoritäten“, an die wir zum Beispiel in Psychiatrien oder Knästen gerieten, Vorgesetzte oder dominante LebensgefährtInnen. Oder durch Nichtstun, weil wir die Verantwortung, irgendetwas für uns selbst zu entscheiden, nicht haben wollten. Wenn wir uns dazu noch vorstellen, dass wir die Auswirkungen, die die Ausrichtung unseres Lebens am Praktizieren von spirituellen Prinzipien haben wird, möglicherweise noch nicht verstehen, können wir denken, dass diese ganze Sache zu groß für uns ist und wir suchen nach einer Abkürzung oder einem einfacheren Weg nach Veränderung. Dies sind keine guten Gedanken, denn es gibt keine funktionierenden Abkürzungen. So wird es nicht funktionieren, die erhoffte Veränderung wird nicht stattfinden oder zumindest nicht nachhaltig sein.

Die Entscheidung des Dritten Schrittes mag zu groß sein, um sie an einem Stück zu treffen. Unsere Ängste vor dem Dritten Schritt und die negativen Gedanken, zu dem uns diese Ängste führen, können vermindert werden, indem wir diesen Schritt in eine Reihe von kleineren, getrennten Abschnitten aufteilen. Der Dritte Schritt ist einfach ein weiterer Teil unseres Weges der Veränderung weg von schädigendem Verhalten. Die Dritte-Schritt-Entscheidung zu treffen heißt nicht notwendigerweise, dass wir sofort und vollständig die Art und Weise, wie wir unser Leben führen, ändern müssen. Grundsätzliche Änderungen in unserem Leben geschehen allmählich, während wir an unserer Veränderung arbeiten, und jede dieser Veränderungen erfordert unser Mitwirken. Wir brauchen keine Angst zu haben, dass dieser Schritt etwas mit uns macht, für das wir nicht bereit sind oder das wir nicht mögen.

Es ist von Bedeutung, dass dieser Schritt vorschlägt, unseren Willen und unser Leben an spirituellen Prinzipien auszurichten. Niemensch anderes ist für uns verantwortlich, eigenverantwortlich zu agieren aber ist ein spirituelles Prinzip. Wir treffen eine einfache Entscheidung, die Richtung zu ändern. Wir beginnen mit dem Prozess, leichter erkennen zu können, an welchen Stellen Annahme praktiziert werden sollte, da wir machtlos sind und an welchen anderen Stellen wir gegen Umstände angehen sollten. Wir tragen als Einzelne zum Prozess unserer Veränderung bei, indem wir die Bedeutung verschiedener spiritueller Prinzipien wie Ehrlichkeit, Aufgeschlossenheit, Bereitschaft, Annahhme und Verantwortung tiefergehend untersuchen.

In diesem Schritt werden wir uns mit persönlichen Definitionen von spirituellen Prinzipien und deren Anwendung in unserem Leben kommen. Unser Verständnis muss aber nicht vielschichtig oder vollständig sein. Es muss auch nicht so sein wie das von irgendjemensch anderem. Wir finden vielleicht heraus, was spirituelle Prinzipien, zum Beispiel Ehrlichkeit, nicht für uns sind. Aber vielleicht finden wir es schwierig zu sagen, was genau Ehrlichkeit ist. Das ist nicht tragisch, da unser Verständnis von diesen Dingen im Laufe der Programmarbeit wachsen wird. Dass einzig Wesentliche ist, dass wir mit einer Suche beginnen, die uns erlaubt, unser Verständnis zu erweitern, währen unsere Veränderung stattfindet. Unsere Vorstellung hierüber wird gemeinsam mit unserer Veränderung wachsen. Den Schritt zu arbeiten wird uns helfen zu entdecken, was für uns am besten funktioniert.

Eine Entscheidung treffen

Wie wir bereits beschrieben haben, mag uns der Gedanke, eine große Entscheidung zu treffen, sehr unangenehm sein. Wir fühlen uns vielleicht eingeschüchtert oder überwältigt. Wir fürchten uns vielleicht vor den Erbebnissen doer den damit verbundenen Verpflichtungen. Wir denken vielleicht, dass es eine einmalige Handlung für immer und ewig ist, und wir haben Angst, dass wir es nicht „richtig“ machen oder keine Gelegenheit mehr besteht, es nochmals zu tun. Die Entscheidung, unseren Willen und unser Leben nach spirituellen Prinzipien auszurichten ist jedoch eine Entscheidung, die wir wieder und wieder treffen können, wenn nötig täglich. Wahrscheinlich werden wir sogar herausfinden, dass wir diese Entscheidung tatsächlich regelmäßig wiederholen müssen, um nicht aus Selbstgefälligkeit den Verlust des Veränderungsprozesses in eine gute Richtung zu riskieren.

Obwohl das Wort „Entscheidung“ wie etwas klingt, was sich vorwiegend im Verstand abspielt, ist es erstrebenswert, die notwendige Arbeit zu leisten, um über eine rein verstandesmäßige Auffassung hinauszugehen und diese Wahl zu verinnerlichen. Es geht wohl um das Streben, gute Gefühle für rein rationelle Überlegungen zu entwickeln, sodass manche von uns das vielleicht als eine auch mit dem Herzen getroffene Entscheidung bezeichnen würden.

  1. Warum ist es unumgänglich, eine Entscheidung zu treffen, um diesen Schritt zu arbeiten?
  2. Kann ich diese Entscheidung nur für heute treffen?
  3. Habe ich bezüglich dieser Entscheidung irgendwelche Vorbehalte oder Ängste?
  4. Wenn ja, welche?

Wir müssen verstehen, dass es bedeutungslos ist, eine Entscheidung zu treffen, wenn ihr keine Taten folgen. Zum Beispiel können wir uns eines Morgens entscheiden irgendwo hinzugehen, dann aber den ganzen Tag zu Hause herumsitzen. So zu handeln (oder eben nicht zu handeln) würde unsere vorherige Entscheidung bedeutungslos machen, so als wäre sie nichts weiter als ein zufälliger Gedanke, den wir vielleicht haben.

Es geht nicht darum zu schlechten Entscheidungen zu stehen, wenn sich neue Erkenntnisse ergeben haben. Es geht darum, gute Entscheidungen in die Tat umzusetzen von denen wir spüren, dass deren Resultate unser Leben in eine gute Richtung bringen werden.

  • Was habe ich unternommen, um meine Entscheidung umzusetzen?
  • Bei welchen Bereichen in meinem Leben fällt es mir besonders schwer, mich an spirituellen Prinzipien zu orientieren?
  • Warum ist es wichtig, dass ich es trotzdem mache?
  • Wie kann es bei mir aussehen, diese Entscheidung nicht nur verstandesmäßig zu treffen?

Wir müssen verstehen, dass es bedeutungslos ist, eine Entscheidung zu treffen, wenn ihr keine Taten folgen. Zum Beispiel können wir uns eines Morgens entscheiden irgendwo hinzugehen, dann aber den ganzen Tag zu Hause herumsitzen. So zu handeln (oder eben nicht zu handeln) würde unsere vorherige Entscheidung bedeutungslos machen, so als wäre sie nichts weiter als ein zufälliger Gedanke, den wir vielleicht haben. Es geht nicht darum zu schlechten Entscheidungen zu stehen, wenn sich neue Erkenntnisse ergeben haben. Es geht darum, gute Entscheidungen in die Tat umzusetzen von denen wir spüren, dass deren Resultate unser Leben in eine gute Richtung bringen werden.

• Was habe ich unternommen, um meine Entscheidung umzusetzen? • Bei welchen Bereichen in meinem Leben fällt es mir besonders schwer, mich an spirituellen Prinzipien zu orientieren? • Warum ist es wichtig, dass ich es trotzdem mache? • Wie kann es bei mir aussehen, diese Entscheidung nicht nur verstandesmäßig zu treffen?

Wille, der Schaden anrichtet

Schritt Drei ist besonders wichtig, weil wir wahrscheinlich lange Zeit aus einem Willen heraus gehandelt haben, der sich nicht an spirituellen Prinzipien orientierte und dabei unser Recht zu wählen und zu entscheiden möglicherweise missbraucht haben.

• War es wirklich eine freie Wahl? • Oder war es nicht viel mehr gesteuert von dem Verlangen, Scheinbedürfnisse zu befriedigen, weil die Befriedigung echter Bedürfnisse zu kurz kam? • Was ist genau dieser Wille, schädigende Verhaltensweisen auszuleben?

Vielleicht äußert sich dieser manchmal oder tendenziell in totalem Rückzug und in Isolation, was uns phasenweise oder dauerhaft dazu bringen kann, eine sehr einsame und in uns selbst versunkene Existenz zu führen. Manchmal bringt uns dieser Wille dazu, rücksichtslos nur im Sinne der Befriedigung von Scheinbedürfnissen zu agieren. Wir ignorieren die Bedürfnisse und Gefühle anderer. Wir stürmen voran und überrennen jeden, der unser Recht infrage stellt, zu tun, was immer wir wollen. Um es an dieser Stelle klarzustellen: Wir sehen es so, dass es tatsächlich keinerlei Instanz über uns gibt, die für uns bestimmen könnte oder sollte. Aber abwägungsfrei einfach Scheinbedürfnisimpulsen nachzugeben und die Schneise der Zerstörung zu ignorieren, die wir dabei bei Freunden, Bekannten und sogar Fremden hinterlassen, dass halten wir für veränderungswürdig. Ob für ein an sich lohnendes Ziel oder aus Egozentriertheit, es ist dumm, wenn wir versuchen unseren Kopf auf Biegen und Brechen durchzusetzen. Wenn wir diese Impulse so aggressiv verfolgen, das wir sie nicht in Einklang mit den freien Vereinbarungen, die wir mit uns selbst getroffen haben, oder an spirituellen Prinzipien orientiert handeln können, haben wir den roten Faden verloren und müssen innehalten und neu ausrichten. Diesen Schritt zu arbeiten erfordert, dass wir unsere persönliche Art und Weise herausfinden, wie wir diesen egozentrischen Willen ausgelebt haben.

Tipp: Übrigens: Es wird noch einen 4. Schritt geben, in welchem wir die Chance haben, alles Problematische nochmals ausführlich zu beleuchten. Vergegenwärtige dir das, wenn du einen Hang zum Perfektionsismus hast und führe bei den Fragen lediglich ein oder zwei Beispiele an!

  • Wie habe ich aus einem nicht an spirituellen Prinzipien orientierten (Eigen-) Willen gehandelt?
  • Was waren meine Motive?
  • Wie hat das mein Leben beeinflusst?
  • Wie das Leben anderer?

Unseren egozentrischen Willen aufzugeben bedeutet ausdrücklich nich, dass wir nicht versuchen sollten, Veränderungen in der Welt und in uns zu erreichen oder das wir keine Ziele mehr verfolgen sollen. Oder das wir „Ungerechtigkeiten“ (in Klammern, da „Gerechtigkeit“ oder „Ungerechtigkeit“ ein Kofferwort ist, in welches alles Mögliche hineingepackt werden kann. Wenn wir uns aber an den spirituellen Prinzipien orientieren und etwas als ungerecht empfinden, sollte es schon passen) gegen andere Menschen, andere Lebewesen oder gegen uns einfach passiv hinnehmen müssen. Wie wir in den folgenden Schritten sehen werden, ist genau das gar nicht gemeint. Wir müssen aber unterscheiden zwischen zerstörerischem, egozentrischen Eigenwillen und konstruktivem Handeln (das aber auch Zerstörung von Zerstörerischem bedeuten kann).

  • Habe ich Ziele, die Schaden verursachen?
  • Wenn ja, welche?
  • Muss ich gegen irgendwelche meiner mit mir gemachten Vereinbarungen bzw. spirituelle Prinzipien verstossen, um meine Ziele zu erreichen, also muss ich zum Beispiel unehrlich oder grausam sein oder Vereinbarungen mit mir selbst oder anderen brechen?

Falls wir diesen Schritt zum ersten Mal arbeiten, weil wir noch recht neu im AK Programm sind sei hier gesagt: Eine tiefergehende Verinnerlichung unserer Verbundenheit mit dem Universum durch Orientierung an spirituellen Prinzipien werden wir in unserem 10. Schritt anstreben. An dieser Stelle ist noch nicht erforderlich unsere Aufmerksamkeit in gesteigertem Maße darauf zu lenken, jedoch wird im dritten Schritt mit dem Prozess begonnen, der uns zu diesem Punkt führen wird.

Meistens wird dies durch allmähliche Erkenntnis geschehen, während wir die Schritte arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt können wir zu einigen, sehr einfachen Schlussfolgerungen kommen, die uns fürs Erste sehr gute Dienste leisten: Im Einklang mit dem Universum, im Einklang mit spirituellen Prinzipien ist es, clean zu bleiben! Im Einklang mit dem Universum, im Einklang mit spirituellen Prinzipien ist es, das zu tun, was uns hilft, clean zu bleiben, also an Meetings teilnehmen und uns Hilfe bei Sponsoris, Rätis und Coachis zu holen, z. B. indem wir mit ihnen telefonieren oder sie zum Gespräch treffen.

  • Was passiert mit meinem Willen in Situationen, in welchen ich meine mit mir selbst gemachten, freien Vereinbarungen breche, ich also rückfällig werde? Beschreibe an 1 oder 2 Beispielen.
  • Was ist der Unterschied zwischen dem an spirituellen Prinzipien orientierten Willen, der freie Vereinbarungen respektiert und dem an Egozentriertheit orientierten Willen, der diese bricht?

An gewissen Punkten auf dem Wege unserer Transformation merken wir vielleicht, das wir von dem Versuch, uns an spirituellen Prinzipien zu orientieren, abgekommen sind und uns von dem beschriebenen egozentrischen Willen lenken lassen. Diese Abkehr kann sich so schleichend und unterschwellig vollziehen, dass wir es kaum bemerken. Es scheint, dass wir besonders dann anfällig sind, wenn es gerade gut läuft. Wir überschreiten die dünne Linie, die demütiges und ehrliches Streben nach Ausrichtung unseres Lebens nach spirituellen Prinzipien von unterschwelliger Manipulation und erzwungenen Ergebnissen trennt. Wir sehen, dass wir ein einer Diskussion ein kleines bisschen zu weit gehen, um jemenschen zu überzeugen, dass wir im Recht sind. Wir finden heraus, dass wir an etwas gerade ein wenig zu lange festhalten. Uns wird plötzlich klar, dass wir schon eine ganze Weile nicht mehr mit unserem Sponsori, Räti oder Coachi in Kontakt getreten sind. Wir spüren ein leises, fast unbewusstes Unbehagen, das uns vor dieser unterschwelligen Abkehr unserer Ausrichtung an spirituellen Prinzipien warnt - wenn wir achtsam genug zuhören können.

  • Gab es, seit ich das AK-Programm arbeite, Zeiten, un welchen ich bemerkte, dass ich (unterschwellig) aufhörte, mein Leben an spirituellen Prinzipien auszurichten?
  • Wie ist es mir aufgefallen?
  • Was habe ich getan, mich dem dritten Schritt erneut zu verpflichten?

Orientierung an spirituellen Prinzipien, wie wir es verstehen

Bevor wir tiefer in den Prozess eintauchen, unseren Willen und unser Leben an spirituellen Prinzipien zu orientieren, sollten wir uns anschauen, ob diese Idee in uns Widerstand erzeugt, z. B. weil der Begriff „Spiritualität“ eine ablehnende Haltung hervorruft. In diesem Falle ist es unvermeidlich, dass wir eine Definition von Spiritualität finden, die wir annehmen können. Zuerst setzen wir uns also mal damit auseinander, was uns daran stören könnte.

  • Bereitet mir das Wort „Spiritualität“ oder das Konzept selbst Unbehagen?
  • Wenn ja, was ist die Quelle meines Unbehagens?

Die AK entwickelten sich aus einer Gemeinschaft heraus (NA), die an dieser und vielen anderen Stellen auf eine höhere Macht, bzw. Gott zurückgreift. Wir haben die Literatur angepasst und sprechen von Orientierung an spirituellen Prinzipien, da wir das Vorhandensein eines Gottes für überflüssig halten, um schädliche Verhaltensweisen zu mindern oder gar abzustellen. Falls du an einen Gott glaubst, beantworte die folgenden Fragen:

  • Hast du jemals geglaubt, dass Gott bewirkt hat, dass mir schreckliche Dinge passiert sind, oder das „er“ mich bestraft hat?

Auf AK könnte die Frage lauten:

  • Hast du jemals geglaubt, dass sich das Universum gegen dich verschworen hat und nur Dir immer schreckliche Dinge zustoßen?
  • Was waren das für Dinge?

Ein Großteil der Wurzeln des AK Programms kommt von Narcotics Anonymous, die wiederum aus den Anonymen Alkoholikern entstanden sind. Dort ist oft von einer höheren Macht oder sogar von Gott die Rede, an den bzw. die sich die MitmacherInnen wenden sollen, andererseits gibt es dort durch gewisse Verrenkungen dann doch Platz für Agnostiker und Atheisten. Wir bei den AK glauben, dass das sich ausrichten an spirituellen Prinzipien völlig ausreichend ist, um schädliche Verhaltensweisen abzumildern oder gar abzustellen. Wir halten das Arbeiten mit dem Begriff Gott/Göttin für problematisch, vor allem, wenn es als persönliche Kraft oder Wesen angesehen wird, bei welchem wir auf direkte Antworten hoffen, wenn in eine Scheinkommunikation gehen. Das hat nichts Reales. Und zu sagen, Gott ist die Kraft der Anwendung von spirituellen Prinzipien oder die Kraft, die entsteht, wenn wir das Programm arbeiten, dann schlagen wir vor, auf die Nutzung dieses Begriffes zu verzichten und stattdessen von „Kraft die entsteht, wenn wir spirituelle Prinzipien anwenden“ oder „Kraft, die entsteht, wenn wir das Programm arbeiten“.

  • Wozu eine/n oder mehrere Götter/Göttinnen in Spiel bringen?

Jedenfalls ist es wichtig, dass wir damit beginnen, ein Verständnis dafür zu entwickeln, was das Anwenden von spirituellen Prinzipien in unserem Leben für uns bedeutet. Hierbei können SponsorInnen, Rätis und Coachis eine große Hilfe sein.

* Was bedeutet das Anwenden von spirituellen Prinzipien im meinem Leben für mich? (2 – 3 Beispiele sollen genügen) * Welche sind es (nenne die wichtigsten) und wie wirken sie? (Kurzbeschreibungen sind ausreichend).

Wir versuchen eine Routine der Selbstüberprüfung aufzubauen, in der wir herausfinden, in wie weit wir es schaffen, unser Leben an spirituellen Prinzipien auszurichten. Außerdem praktizieren wir Aufgeschlossenheit für Gedanken, Eingebungen oder Antworten, die sich in Deckung mit unseren spirituellen Prinzipien befinden. Diese können sowohl als spontane Gedanken auftreten oder aber von Freunden, Bekannten oder AK-MitmacherInnen kommen. Drittens erlauben wir uns, Gefühle in Bezug auf das Anwenden spiritueller Prinzipien zuzulassen und diese nicht zu unterdrücken. Vielleicht spüren wir Liebe oder fürchten uns. Vielleicht haben wir Dankbarkeit. Es ist in Ordnung, die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle zu haben. Allmählich entwickeln wir Vertrauen in diesen Prozess.

  • Wie findet diese Selbstüberprüfung/Kommunikation mit mir selbst statt?
  • Praktiziere ich Aufgeschlossenheit für Gedanken, Eingebungen oder Antworten, die sich in Deckung mit unseren spirituellen Prinzipien befinden?
  • Gibt es Beispiele (je eins genügt) für spontane Gedanken von uns selbst, die in diese Richtung gehen oder für solche von FreundInnen oder Bekannnten?
  • Welche Gefühle habe ich in Bezug auf die Anwendung von spirituellen Prinzipien in meinem Leben?

Diejenigen von uns, die eine gewisse Zeit clean sind vom Ausleben der uns am meisten belastenden, schädlichen Verhaltensweisen, arbeiten daran, ein eigenes Verständnis vom Funkionieren spiritueller Prinzipien in unserem Leben zu entwickeln. Unser wachsendes Verständnis spiegelt unsere Erfahrungen wieder. Es reift heran und kann uns größeren Frieden und Gelassenheit bringen. Wir vertrauen auf diesen Prozess und sind dem Leben gegenüber optimistischer eingestellt. Wir beginnen zu spüren, dass es so besser funktioniert und sind froh und dankbar darüber.

Es gehört aber zum Leben dazu, dass Dinge passieren können, die uns wieder zum Zweifeln bringen, ob das Festhalten am Praktizieren von spirituellen Prinzipien überhaupt sinnvoll ist: Ein Todesfall, eine Ungerechtigkeit, ein anderer großer Verlust. Was immer es sein mag, es hinterlässt ein Gefühl der völligen Niedergeschlagenheit. Wir können es einfach nicht verstehen.

In diesen Zeiten brauchen wir die Orientierung an den spirituellen Prinzipien am meisten, obwohl es vorkommen kann, dass wir uns instinktiv davor zurückziehen. Unser Verständnis kann sich während dieser Zeiten dramatisch ändern, in dem Sinne, dass das Anwenden von spirituellen Prinzipien nicht automatisch dafür sorgt, dass unser Leben keine leidvollen Momente mehr bereithält, sondern dass sich lediglich unsere Reaktion darauf verbessert. Wir müssen weiterhin bereit sein, an der Praxis festzuhalten. Wir versuchen, Hilfe zu be-kommen und versuchen, Annahme der Situation zu praktizieren. Wir können weitermachen. Unser Verständnis wird sich vertieft haben.

  • Habe ich Schwierigkeiten damit, dass sich mein Verständnis vom Anwenden spiritueller Prinzipien wandelt?
  • Funktioniert mein Verständnis vom Anwenden spiritueller Prinzipien noch und wenn nicht, wie müsste es sich ändern?

Während unser Verständnis wächst und sich entwickelt, werden wir sehen, dass wir anders auf das reagieren, was in unserem Leben geschieht. Wir entdecken vielleicht, dass wir uns mutig Situationen stellen, die uns bisher meistens Angst eingejagt haben. Vielleicht können wir würdevoller mit Frustrationen umgehen. Oder wir stellen fest, dass wir in einer Situation innehalten und über sie nachdenken können, bevor wir handeln. Wahrscheinlich sind wir ruhiger, weniger besessen, weniger zwanghaft und eher in der Lage, über den unmittelbaren Moment hinauszuschauen.

Anvertrauen Im Schritteratgeber von NA steht, dass die Reihenfolge wichtig sei, in welcher wir unseren Willen und unser Leben der Fürsorge Gottes, wie wir ihn verstehen, anvertrauen. Übersetzt in AK Sprache würde das bedeuten, dass die Reihenfolge wichtig ist, in welcher wir unser Leben den Auswirkungen der Anwendungen spiritueller Prinzipien überlassen. Zum Zeitpunkt der Übersetzung haben wir bei AK noch nicht ausreichend Erfahrung, ob das stimmt, folgen dem aber bis auf Weiteres: Zuerst versuchen wir also, unseren Eigenwillen loszulassen und anschließend schrittweise weitere Bereiche unseres Lebens. Es ist wichtig die zerstörerische Natur unseres Eigenwillens zu verstehen. NA hat anscheinend die Erfahrung gemacht, dass es den Süchtigen dort leichter fällt, den Eigenwillen als etwas zerstörerisches zu erkennen als dies in anderen Lebensbereichen zu erkennen, daher lautet der Vorschlag, eben mit diesem anzufangen. Die Notwendigkeit, unser ganzes Leben den Auswirkungen der Anwendungen spiritueller Prinzipien überlassen und die entsprechende Kapitulation, ist schwerer zu begreifen.

Um uns damit wohlzufühlen, dass wir unser Leben den Auswirkungen der Anwendungen spiritueller Prinzipien überlassen, müssen wir ein gewisses Vertrauen entwickeln. Vielleicht haben wir keine Schwierigkeiten damit, dies bei unserer schädlichsten Verhaltensweise, vielleicht derjenigen, wegen welcher wir in dieser Selbsthilfegruppe gelandet sind, zu praktizieren, wollen aber die Kontrolle über den Rest unseres Lebens behalten. Vielleicht vertrauen wir, was das Organisieren von Geldmitteln angeht, aber nicht für unsere Beziehungen. Vielleicht vertrauen wir, was unsere Liebesbeziehungen angeht, nicht aber unsere Kinder. Usw.

Es ist sicherlich ganz und gar nichts Ungewöhnliches, Schwierigkeiten mit dem Loslassen zu haben. Es kann passieren, dass wir bestimmte Bereiche anvertrauen, für andere Bereiche aber sofort wieder die Kontrolle übernehmen wollen, sobald wir Angst bekommen oder wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie sie sich unserer Meinung nach entwickeln sollten. Deshalb ist es sinnvoll, unsere Fortschritte beim Anvertrauen zu untersuchen.

Wir treffen eine Entscheidung: Unseren Willen an spirituellen Prinzipien zu orientieren und unser Leben den Ergebnissen dieser Praxis anzuvertrauen

  • Was bedeutet es für mich, meinen Willen an spirituellen Prinzipien zu orientieren und unser Leben den Ergebnissen dieser Praxis anzuvertrauen?
  • Wie könnten die Ergebnisse aussehen, wenn ich meinen Willen an spirituellen Prinzipien orientiere?
  • Wie kann ich es schaffen, Eigenwillen loszulassen und Platz zu machen für Praxis von spirituellen Prinzipien?
  • Gab es Zeiten oder bestimmte Situationen, in denen ich unfähig war, Eigenwillen loszulassen und darauf zu vertrauen, dass es gute Ergebnisse liefern wird, wenn ich mich an spirituellen Prinzipien orientiere? Beschreibe!
  • Gab es Zeiten oder bestimmte Situationen, wo es mir gelungen ist, Eigenwillen loszulassen und darauf zu vertrauen, dass es gute Ergebnisse liefern wird, wenn ich mich an spirituellen Prinzipien orientiere? Beschreibe!

Um uns selbst gegenüber den Änderungsbedarf zu vergegenwärtigen ist eine Formulierung erfahrungsgemäß sinnvoll und hilfreich, da unsere alten Muster uns sonst unbeweglich im Wege stehen können. Eurer Kreativität, in euren Gedanken oder sogar ausgesprochen Formulierungen zu finden sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, euch selbst gegenüber aufzudecken, wenn ihr Eigenwillen verfallt, das merkt, aber etwas Neues versuchen möchtet, also z. B.: „Ich möchte nicht mehr nach meinen alten, schädlichen Mustern agieren und mache mir Platz für etwas Neues“ oder wie auch immer.

Wenn wir es schaffen, ohne die schädlichsten Muster zu leben, wegen denen wir zu den AK gekommen sind und uns Hilfe bei Sponsoren/Rätis/Coachis holen könneb, wenn wir im Programm arbeiten und regelmäßig an Meetings teilnehmen, ist die Entscheidung des 3. Schrittes gut umgesetzt.

  • Wie handle ich, meinen Willen und mein Leben an spirituellen Prinzipien auszurichten?
  • Gibt es Worte oder Verhaltensrituale, die mir dabei helfen? Beschreibe.

Spirituelle Prinzipien

Wenn wir die spirituellen Prinzipien untersuchen, die zu diesem Schritt gehören, konzentrieren wir uns zuerst auf Loslassen und Bereitschaft. Dann betrachten wir, wie Hoffnung sich zu Glauben und Vertrauen wandelt. Und schließlich sehen wir, wie das Prinzip der Hingabe mit dem Dritten Schritt verbunden ist. Es ist leicht für uns, das Prinzip des Loslassens zu praktizieren, wenn alles so läuft, wie es uns gefällt - denken wir. Tatsächlich ist es, wenn die Dinge glatt laufen, wahrscheinlicher, dass wir uns in der Illusion wiegen, wir hätten die Kontrolle, und diese Situation würde nicht viel „Loslassen“ erfordern. Auch wenn die Dinge gut laufen, ist es es notwendig, Bereitschaft aufrechtzuerhalten, Eigenwillen loszulassen und uns an spirituellen Prinzipien zu orientieren.

  • Was tue ich, um meine Entscheidung auf täglicher Basis zu erneuern, meinen Eigenwillen zu Gunsten der Orientierung an spirituellen Prinzipien aufzugeben?
  • Wie ermöglicht mir der Dritte Schritt auf der Kapitulation aufzubauen, die ich in den ersten beiden Schritten entwickelt habe?

Erfahrungsgemäß ist die Bereitschaft dann am größten, wenn die Verzweiflung über eigenes schädliches Verhalten groß ist, weil es noch frisch ist oder nach einem verlorenen Kampf um Kontrolle. Wir können das Prinzip Bereitschaft jedoch praktizieren, bevor es soweit kommt und uns, anderen und der Natur dadurch einigen Schaden ersparen.

  • Auf welche Weise habe ich beispielsweise - seit ich versuche mein Leben an spirituellen Prinzipien zu orientieren - Bereitschaft gezeigt?
  • Kämpfe ich gegen irgendetwas an, was die Schritte mir vorgeschlagen?
  • Was - denke ich - würde geschehen, wenn ich bereit wäre, mein Leben auch in diesem Bereich an den Vorschlägen der Schrittearbeit zu orientieren?

9. Schritt - Tagesinventur - Fragen

  1. Glaube ich noch an das Funktionieren des Programms, war ich im Meeting, habe ich mit anderen Betroffenen geteilt?
  2. Habe ich versucht, mein Leben an spirituellen Prinzipien auszurichten?
  3. Habe ich seit meinem letzten Arbeiten in diesem Schritt etwas getan, um nützlich in dem Sinne zu sein, dass die Welt zumindest in meiner näheren Umgebung eine bessere wird?
  4. Sehe ich irgendwelche alten Muster bzw. Charakterdefekte (z. B. nachtragend, selbstsüchtig, unehrlich, ängstlich, zwanghaft, besessen, selbst- oder andere schädigend) in meinem Leben und wenn ja, welche?
  5. Habe ich mich in die Lage gebracht, enttäuscht zu werden?
  6. War ich freundlich, liebevoll, geduldig und wohlwollend, sofern das angemessen war, auch mit mir selbst?
  7. Habe ich noch irgendwelche nicht aufgearbeiteten Dinge aus der Vergangenheit, die ich mit mir herumschleppe?
  8. Mache ich mir Sorgen über etwas in der Zukunft, wo der Kern des sich Sorgen machens auf Egozentriertheit beruht?
  9. Habe ich zugelassen, dass ich zu hungrig, ärgerlich, einsam oder müde wurde?
  10. Leide ich an irgendwelchen körperlichen , geistigen oder spirituellen Problemen
  11. Habe ich irgendetwas für mich behalten, welches ich besser einem vertrauten Menschen geteilt hätte ?
  12. Hatte ich heute extreme Gefühle oder Konflikte und wenn ja, welche waren das und warum hatte ich die?
  13. Was sind heute die Problembereiche (z. B. körperlich, geistig, spirituell oder andere) in meinem Leben?
  14. Welche schädigenden Verhaltensweisen spielten heute in meinem Leben eine Rolle ?
  15. War heute Gefühle von Groll, Scham oder Schuld oder andere, negativ besetzte in meinem Leben?
  16. Wenn ja, konnte ich das dazu nutzen, zu versuchen, die spirituellen Gegenprinzipien anzuwenden?
  17. Was habe ich getan oder unterlassen, von dem ich mir wünschte, ich hätte es nicht getan oder unterlassen?
  18. Bin ich bereit mich zu verändern.
  19. Bin ich offen und fürsorglich in meinen Beziehungen mit anderen?
  20. Schulde ich Entschuldigungen oder Widergutmachungen?
  21. Wo war ich im Unrecht bzw. wenn ich das nochmal tun könnte, was würde ich anders bzw. wie könnte ich es besser machen?
  22. Was gibt es an schönem Erwähnenswerten in meinem Leben seit dem letzten Arbeiten in diesem Schritt?
  23. Was habe ich getan, das ich auf alle Fälle wieder tun will?
  24. Wofür kann ich heute dankbar sein?

Die freien Vereinbarungen der AK

Bei den AK wird es sogenannte freie Vereinbarungen geben. Wir adaptieren diese für unsere Bedürfnisse aus den Traditionen von der Selbsthilfegruppe NA., sind aber noch nicht besonders weit gekommen. Die Weiterentwicklung findet in sogenannten Literaturweiterentwicklungsmeetings statt. Wann diese stattfinden wird am Ende des Meetings mitgeteilt. Zwei freie Vereinbarungen sind allerdings jetzt schon klar und lauten wie folgt:

5. Die Hauptaufgabe jeder Gruppe ist es, andere Betroffene, die sich und/oder anderen Leid verursachen, darüber zu informieren, dass wir eine Möglickeit gefunden haben, aus diesen Mustern auszusteigen.

7. Jede AK - Gruppe sollte sich - sofern Geldmittel überhaupt erforderlich sind - selbst erhalten und Zuwendungen von Außen ablehnen.

11. Anonymität ist die spirituelle Grundlage aller unserer freien Vereinbarungen und sollte uns daran erinnern, Prinzipien über Persönliches zu stellen.

Unklare Schnipsel

Brainstorming: … In dem von uns gebrauchten Sinne sind Selbsthilfebestrebungen natürlich gleichzeitig auch Revolutionsbestrebungen und natürlich auch umgekehrt… Kann der an nicht artgerechter Haltung zerbrechende, dies erkennende und dagegen aufbegehrende Mensch nicht das revolutionäre Objekt sein? Das ergäbe – ein bisschen mehr Aufklärung und Erkenntnis vorausgesetzt – echte Massen- Die artgerechte Haltung ist die des Widerstands. Anders als in vielen anderen Selbsthilfegruppen glauben wir, dass das Mindern oder Beenden von problematischem Verhalten auch ohne göttliche Gnade funktioniert und mehr bedeutet, als sich als sogenanntes „nützliches Mitglied“ in einer zutiefst zerstörerischen Gesellschaft einzurichten.

aus Präambel zu Diagnostizierten und Ausgegrenzten, wollen wir anderswo einbauen, nicht in die Präambel:

Viele von uns sind gesellschaftlich ausgegrenzt worden und fühlen sich vielleicht weitestgehend wertlos, obwohl gerade wir einen vergleichsweisen besonders kleinen Schaden verursachen.

grundlagenschrittearbeit.txt · Zuletzt geändert: 2024-04-23 14:17 von smerdja